Zugang zur Kardiologie im Wiener SMZ Süd in Favoriten, wo am Mittwoch ein Oberarzt niedergestochen wurde.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien – Über den 33-jährigen Mann aus Sierra Leone, der am Mittwoch im Wiener SMZ Süd (früher: Kaiser-Franz-Josef-Spital) einen 64 Jahre alten Oberarzt für Kardiologie niedergestochen hatte, wurde am Freitag die U-Haft verhängt. Der Verdächtige soll vor der Haftrichterin teilweise unzusammenhängende Angaben gemacht und sich auf "innere Stimmen" berufen haben. Die Staatsanwaltschaft hat bereits ein Gutachten über seinen psychischen Zustand bestellt.

Der Mann lebt seit 2004 in Österreich und ist subsidiär schutzberechtigt. Er wird seit 2011 im SMZ Süd behandelt und hatte sich dort vor wenigen Wochen einem operativen Eingriff unterzogen. Einen ärztlichen Termin für Mittwoch hatte er nicht gehabt.

KAV veröffentlichte Interview

Der attackierte Arzt, der kurz vor der Pensionierung steht, befindet sich nach einer Notoperation auf dem Weg der Besserung, hieß es beim Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV). Um den Patienten von etwaigen Medienanfragen abzuschirmen, veröffentlichte der KAV am Freitag selbst ein Interview mit dem Arzt. Auf die Frage, wie es ihm gehe, sagt der Kardiologe: "Ich habe überlebt. Alles andere ist vorerst zweitrangig. Langsam kann ich nun meinen Heilungsweg beschreiten. Wenn es keine Komplikationen gibt, dann bin ich zuversichtlich. Ich bedanke mich für die große Anteilnahme."

Keine Möglichkeit, zu reagieren

Die Attacke schildert der verletzte Arzt so: "Ich war auf dem Weg in den zweiten Stock, mit einem technischen Gerät. Er saß rechts von mir. Ich sehe ihn und denke mir nichts dabei. Und wie ich vorbeigehe, nehme ich aus den Augenwinkeln wahr, dass er aufsteht, einen Gegenstand aus der Tasche zieht und schon fast elegant etwas davon abstreift. Und dann sehe ich das Messer. Im nächsten Moment hat er auch schon zugestochen. Ich hatte keine Möglichkeit, zu reagieren."

Tat nicht verhinderbar

Auf die Frage, ob er sich den Angriff erklären könne, sagt der Kardiologe: "Nein. Ich kenne den Mann schon seit Jahren. Ich würde ihn als ruhig, still, fast schon introvertiert beschreiben. Ich hatte dennoch den Eindruck, ich wurde gezielt angegriffen. Ich glaube, es war ein persönlich zu nehmendes Vorgehen."Dass mehr Überwachung im Spital den Angriff verhindern hätte können, glaubt der Arzt nicht: "Diesen Angriff hätte nichts und niemand verhindern können. Er war eine Sache von Sekunden. Selbst wenn ein Sicherheitsbeamter in unmittelbarer Nähe gestanden wäre, hätte er die Tat nicht verhindern können." (simo, 12.7.2019)