Anders als ÖVP, FPÖ und Jetzt nehmen SPÖ und Neos nur widerwillig zur Kenntnis, dass Österreichs Übergangskanzlerin den Bürgerlichen Johannes Hahn als alten, nun neuen EU-Kommissar für die Republik nominieren will. Lieber wäre ihnen eine Frau gewesen, lautet das Argument von Rot und Pink. Dazu erhebt der eben zum SPÖ-Delegationsleiter im EU-Parlament beförderte Andreas Schieder die Forderung, Brigitte Bierlein möge doch auch einen Vorschlag für eine Kandidatin unterbreiten.
Abgesehen davon, dass die Neos bisher nicht gerade als vehementeste Vorkämpfer für Frauenquoten in der Berufswelt aufgefallen sind, ist die Kritik von Pamela Rendi-Wagner und Co noch weniger nachvollziehbar. Denn soeben hat auch die SPÖ das Kunststück zusammengebracht, dass die Volksanwaltschaft nach 35 Jahren erstmals rein männlich beschickt wurde – weil sie wie ÖVP und FPÖ einen Ombudsmann vorgeschlagen hat. Parallel dazu wurde der seit zwanzig Jahren in Brüssel tätigen Juristin und EU-Parlamentarierin Evelyn Regner Schieder als Chef vorgesetzt.
Regner selbst agitiert derzeit übrigens gegen die Konservative Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin. Was wäre bei der SPÖ also erst los gewesen, hätte Bierlein die ÖVP-Frau Karoline Edtstadler, die für Law and Order eintritt, als EU-Kommissarin vorgeschlagen? Wenn es hart auf hart geht, schlagen Inhalte eben Frauensoli. Der Patriarchatsalarm wegen Hahn ist daher unangebracht. (Nina Weißensteiner, 12.7.2019)