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François de Rugy und seine Frau Severine Servat schätzen ein Leben in Luxus.
Foto: Ludovic Marin/Pool via REUTERS

"Paris wird immer Paris bleiben", trällert Chansonsängerin Zaz – und vielleicht sagte sich das auch François de Rugy. Zum Beispiel, wenn er wieder einmal für prominente Freunde ein Diner vor der prunkvollen Kulisse des Hôtel de Lassay organisierte. Der Champagner floss, der Kaviar mundete, und als Höhepunkt wurden Riesenhummer serviert. Abgerundet wurde das Ganze mit einem Cheval Blanc zum Flaschenpreis von 500 Euro.

Im Hôtel de Lassay wohnt der Parlamentspräsident – das war von Mitte 2017 bis September 2018 François de Rugy. Seine Gästelisten waren nicht sehr politisch ausgeprägt, zuständig war dafür de Rugys Gattin, eine Journalistin des Klatschheftes "Gala". Das seien eher private Diners gewesen, meint das Newsportal "Mediapart", das die prächtigen Soireen mit Freunden der Gattin offenlegte.

Der Steuerzahler ... zahlt

Das Problem: Berappt wurden die Bankette vom Steuerzahler. Und das rutscht den Franzosen bedeutend weniger glatt die Kehle runter als ein edler Rotwein. Politische Luxusausgaben waren in Paris noch nie so verpönt wie heute. Schon bei den letzten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen gab es diesbezüglich Aufregung, und seit der Gelbwestenkrise hat Präsident Emmanuel Macron in den höchsten Politsphären Bescheidenheit angeordnet.

Aber Paris bleibt eben Paris. De Rugy, ein einfacher Lehrersohn aus der Provinz, hatte sich von den prunklosen Grünen losgesagt, um als Parlamentspräsident von Macrons Gnaden zur viertwichtigsten Figur im republikanischen Protokoll aufzusteigen.

Wie "Mediapart" weiter berichtet, verschönerte das Ehepaar de Rugy die Dienstwohnung für 63.000 Euro; auch diese Rechnung beglich der Staat. Fast täglich fördern die französischen Medien neue Details zutage. So beschäftigen die de Rugys neben den zwei ihnen zugeteilten Chauffeuren auch einen dritten, der unter anderem die Kinder zur Schule fährt. Immer auf Staatskosten.

Imageproblem

Außerdem geriet der nunmehrige Umweltminister in der Stadt Niort in eine Demo von Ökoaktivisten, die einen aufblasbaren Hummer vor sich her trugen. Solche Bilder sind auch für Macron verheerend, versucht er doch mit allen Mitteln, sein grünes Image aufzubessern. De Rugy zerstört es nur, indem er an seinem Posten festhält.

Der Staatschef selbst äußert sich nicht öffentlich zur Affäre, gibt aber aus dem Élysée-Palast diskrete Anweisungen. So lud Premierminister Édouard Philippe am Donnerstag de Rugy vor und ordnete danach eine "Unter suchung" an – zweifellos, um Zeit zu gewinnen.

Die Presse recherchiert aber weiter und hat am Freitag publikgemacht, dass de Rugy in seiner Heimatstadt Nantes für die Kinder aus einer ersten Beziehung eine Wohnung mit "sozialer Vorzugsmiete" miete. Oder dass sich seine Frau für ihr Badezimmer im Hôtel de Lassay einen vergoldeten Haartrockner für 499 Euro installieren ließ. De Rugy erklärte empört, seine Frau habe das Gerät zurückgelassen, als sie Ende 2018 in das Umweltministerium umgezogen seien. Und überhaupt: Er möge Hummer gar nicht. (Stefan Brändle aus Paris, 12.7.2019)