Kometen bieten offenbar auch keine Antwort auf das seltsame Phänomen.
Illustr.: APA/AFP/NASA/JPL-CALTECH

Im Jahr 2015 sorgte ein Stern der Spektralklasse F im Sternbild Schwan für gehörige Aufregung. Das Objekt mit der Bezeichnung KIC 8462852 wurde mit dem mittlerweile pensionierten Kepler-Teleskop der Nasa entdeckt und befindet sich in rund 1.480 Lichtjahren Entfernung von der Erde. Der Stern zeigte wiederholt ein seltsames Verhalten, das davor nicht mit bekannten astronomischen Prozessen erklärt werden konnte: Die Helligkeit des Sterns nahm seit 1890 kontinuierlich ab, allein zwischen 2009 und 2013 um etwa drei Prozent.

Mehr noch: Der Stern verdunkelte sich auch immer wieder für sehr kurze Zeit dramatisch – teilweise um bis zu 22 Prozent. Die mysteriösen Verfinsterungen wurden deshalb von einigen phantasievollen Beobachtern mit außerirdischen Aktivitäten in Zusammenhang gebracht. Weitere Analysen sprachen allerdings eher für natürliche Ursachen: Letztlich dürfte kosmischer Staub bei KIC 8462852 für das Phänomen verantwortlich sein.

Ungewöhnliche Verfinsterungen

Nun ist aber KIC 8462852 nicht der einzige Stern, der sich in dieser Weise seltsam verhält. Zuletzt ist ein Team um Saul Rappaport vom Kavli Institute for Astrophysics am Massachussetts Institute of Technology (MIT) auf einen sonnenähnlichen Stern in rund 350 Lichtjahren Entfernung gestoßen, der sich mindestens ebenso merkwürdig benimmt: HD 139139 zeigte innerhalb von 87 Beobachtungstagen eine Folge von 28 Verdunkelungen seines Sternenlichts.

Im Unterschied zu KIC 8462852 erwiesen sich die Abstände zwischen den Verfinsterungen jedoch bedeutend unregelmäßiger. Die Gruppe um Rappaport meint sogar, das Phänomen erwecke den Anschein, als würde es geradezu von einem "Zufallsgenerator" hervorgerufen. Zu den potenziellen Lichtmustern von den Stern umkreisenden Exoplaneten, Asteroiden oder Kometen würde dieses Muster jedenfalls nicht passen, so die Wissenschafter.

Die mit dem Kepler-Teleskop erfassten Phänomene dauerten jeweils zwischen einer und sieben Stunden. Die Astronomen schließen daraus, dass die entsprechenden Objekte, die für die Schattenphasen verantwortlich sind, sehr nahe um den Stern kreisen dürften. Die Analysen schienen außerdem zunächst aufgrund von 27 nachgewiesenen Transitkurven auf einen Exoplaneten hinzudeuten, der mindestens einen eineinhalbfachen Erddurchmesser haben könnte.

Doch kein Exoplanet

Letztlich aber fehlt jenes charakteristische periodische Muster, das Exoplaneten als Verantwortliche für die Verdunkelungen von HD 139139 ausweisen würde. Damit schlossen die Forscher in ihrer Studie in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" auch dieses Szenario weitgehend aus.

Nachdem periodische Objekte offensichtlich nicht in Frage kommen, diskutierte das Team um Rappaport die Möglichkeit, dass Trümmer früherer, mittlerweile von Staubwolken umgebener Exoplaneten HD 139139 in unregelmäßigen Abständen beschatten. Aber auch auch dieses Szenario mag nicht so wirklich passen, weil die beobachteten Transits, so unregelmäßig sie auch aufgetreten sind, jeweils die annähernd gleiche Verdunkelung aufwiesen. Das dürfte nach Ansicht der Astronomen jedoch äußerst unwahrscheinlich sein.

Sonnenflecken mit besonderen Eigenschaften

Nachdem die Wissenschafter außerirdische Zivilisationen als Erklärung vorerst ausdrücklich nicht ins Kalkül ziehen wollen und Transit-Szenarien offensichtlich keine befriedigende Lösung liefern, haben die Autoren kurzlebige riesige Sonnenflecken in Verdacht. Da diese mindestens die Größe unserer Erde haben und ungewöhnlich spontan auftreten müssten, um das Phänomen zu erklären, sehen die Wissenschafter jedoch auch in dieser Alternative keine wirklich plausible Erklärung. (tberg, 12.7.2019)