In den ersten beiden Instanzen wurde Durnwalder noch freigesprochen.

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Bozen/Trient – Der Südtiroler Altlandeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) ist am Freitag am Oberlandesgericht Trient in der sogenannten Sonderfonds-Causa zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Dies berichtete das Südtiroler Nachrichtenportal stol.it. Damit wurde der in erster und zweiter Instanz erfolgte Freispruch aufgehoben.

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Das Urteil war vorerst nicht rechtskräftig. Durnwalders Verteidiger kündigte an, gegen den Schuldspruch Beschwerde beim Kassationsgericht in Rom zu erheben.

Das Verfahren in der Causa zieht sich bereits seit mehreren Jahren. Die Staatsanwaltschaft warf dem 77-Jährigen Veruntreuung öffentlicher Gelder vor. Durnwalder soll während seiner Amtszeit Privatausgaben mit öffentlichen Geldmitteln finanziert haben.

"Kein Cent in eigene Tasche"

Durnwalder beteuerte stets, "keinen Cent in die eigene Tasche gesteckt" zu haben. Er habe guten Glaubens gehandelt und den Sonderfonds so verwaltet, wie bereits sein Vorgänger Silvius Magnago vor ihm. Jahrelang habe der Rechnungshof bei den jährlichen Kontrollen keine Beanstandungen gemacht. Er habe mit dem Geld Menschen in Notsituationen geholfen, "das tue ihm auch nicht leid", so Durnwalder, der Südtirol von 1989 bis 2014 regierte.

Ursprünglich ging es um einen Betrag von 556.000 Euro, bis auf 72.000 Euro waren die Ausgaben allerdings bereits verjährt. Als Landeshauptmann stand Durnwalder ein Sonderfonds zur Verfügung, aus dem er Kaffee für Besucher, Trinkgelder für Musikkapellen und Ähnliches bezahlte.

"Kein Vertrauen mehr in Gerichtsbarkeit"

"Ich habe kein Vertrauen mehr in die Gerichtsbarkeit und ich bin sehr sehr enttäuscht – auch von der Politik", sagte Durnwalder der Tageszeitung "Dolomiten" (Samstagsausgabe).

Er hätte sich "mehr Unterstützung erwartet, nicht, dass man mich so im Regen stehen lässt", ließ der 77-Jährige wissen. Nur SVP-Obmann Philipp Achammer habe ganz klar für ihn Stellung bezogen. "Undank ist wohl wirklich der Welten Lohn", schlussfolgerte Durnwalder.

In der Sache beteuerte der Altlandeshauptmann einmal mehr, vollkommen unschuldig zu sein. "Die Art der Verrechnung war schließlich eine reine Formsache. Ich habe das Geld nicht behalten, sondern in Ausübung meines Amtes ausgegeben. Ich habe keinen einzelnen Cent veruntreut, wie auch Staatsanwalt Rispoli betont hat", argumentierte der frühere Langzeitlandeshauptmann.

Er könne sich "des Eindrucks nicht erwehren, dass da noch was anderes dahinstecken könnte". "Ich habe ja schon einmal erzählt, dass ein ranghoher Offizier mich damals gewarnt hat, es sei etwas im Gange. Er hatte wohl recht", so der frühere Südtiroler Landeschef. Durnwalder hofft jedenfalls, dass er mit der Beschwerde, die er beim Kassationsgericht in Rom einbringt, Erfolg haben wird. (APA, 13.7.2019)