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Foto: AP/Borgia

Es ist eine der historisch sensibelsten Grenzen in Europa. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Gorizia / Nova Gorica geteilt – und so geteilt waren auch die Interpretationen der Ereignisse in Italien und in Jugoslawien, die zu der Trennung geführt hatten. Letzteres hat sich im Wesentlichen auch nicht nach der Unabhängigkeit Sloweniens 1991 und seinem EU-Beitritt im Jahr 2004 geändert. Doch die Bürger konnten zumindest in den letzten 15 Jahren ungehindert von einer Seite der Stadt zur anderen gehen. Und das wollen sie auch weiterhin.

Als kürzlich der italienische Innenminister Matteo Salvini vorschlug, wieder einen Grenzzaun zwischen Italien und Slowenien zu errichten, protestierten viele. Etwa 500 Bürger errichteten vergangenen Freitag eine symbolische Mauer aus Pappkartons, die sie dann wieder "niederrissen". Die Menschen in der Region wissen, welche atmosphärischen Unterschiede und politischen Manipulationsmöglichkeiten durch Mauern geschaffen werden. Salvini hat Slowenien zudem bereits im Februar mit Revisionismus irritiert.

Seine jüngste Grenzzaun-Idee ist aber auch eine Kampfansage gegen das Schengenabkommen, das viele Antieuropäer zerstören wollen. Slowenien hat bereits Erfahrung mit schwierigen Nachbarn, die sich nicht an das Abkommen halten wollen. Auch an der österreichischen Grenze gibt es drei Jahre nach der Flüchtlingskrise immer noch Kontrollen – und das, obwohl es praktisch keine Migranten mehr gibt, die diese Route benutzen.

Salvinis Vorschlag ist aber ohnehin nur an die eigene Wählerschaft gerichtet – mit Problemlösung hat sie nichts zu tun. Diese würde damit beginnen, dass man jene Migranten, die seit Jahren in Griechenland oder Bulgarien sind und keine Chance auf Asyl haben, wieder nach Pakistan zurückfliegt, anstatt Grenzstaaten zur EU – wie Bosnien und Herzegowina – mit Migrationsmanagement zu betrauen. (Adelheid Wölfl, 14.7.2019)