Es wird ja viel geredet über Alternativen zum Verbrennungsmotor. Dabei werden eher weniger Fakten ausgetauscht als viel öfter persönliche Ansichten und Einschätzungen, die in den Lebenserfahrungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte wurzeln und ohne weitere Reflexionen in die Zukunft projiziert werden.

Mercedes-Benz bringt mit dem GLC F-Cell einen Wasserstoff-Plug-in-Hybrid.
Foto: Daimler

Ausweg aus dem Klimakollaps

Einfache Rezepte zur Lösung komplexer Aufgabenstellungen werden bevorzugt in den Vordergrund gerückt. So etwa der Wasserstoff als Allheilmittel gegen die Kohlenstoffkrise. Fossilen Kohlenstoff raus, Wasserstoff rein in den Tank: So könnte doch alles ungehindert weitergehen wie bisher – ohne den Klimakollaps befürchten zu müssen.

Doch die umweltgerechte Herstellung und das Handling von Wasserstoff sind ungleich aufwendiger als das Bereitstellen fossiler Kraftstoffe. Es ist auch mit hohen Verlusten bei der Energieumwandlung verbunden. Eine Umstellung auf Wasserstoff kann nur in jener Geschwindigkeit erfolgen, in der seine umweltgerechte Produktion garantiert ist. Derzeit wird Wasserstoff fast ausschließlich aus Erdgas hergestellt und stellt in dieser Form überhaupt keinen Ausweg dar.

Ein plausibler Ansatz

Wasserstoff ist aus heutiger Sicht keine Patentlösung, sondern nur dort ein plausibler Ansatz, wo batterieelektrische Anwendungen versagen, nämlich bei hohen Geschwindigkeit, Reichweiten und Transportlasten, also eher beginnend beim Lkw bis hin zum Flugzeug. Man darf nämlich nicht die Gesamtbilanz aus den Augen verlieren: Um die gleiche Arbeit zu verrichten, ist bei Verwendung von Wasserstoff doppelt so viel Energieeinsatz notwendig wie auf dem batterieelektrischen Weg.

Wasserstoff gegen Elektrizität ist also gar nicht die Frage – die beiden müssen einander sogar ergänzen. (Rudolf Skarics, 18.7.2019)