Die Schadenfreude des US-Präsidenten war nicht angebracht. Donald Trump hat sich die Nachricht von Chinas abgeflautem Wachstum auf seine Fahnen geschrieben – als Folge des von ihm angezettelten Handelskrieges. Doch dieser vermeintliche Erfolg ist teuer erkauft: Die Strafzölle lasten zu einem guten Teil auf den amerikanischen Konsumenten, die mehr für Waschmaschinen, Kindersitze und Co zahlen. Nun sieht Trump seine chinesischen Widersacher in der Defensive und droht mit weiteren Zöllen.

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US-Präsident Donald Trump und der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping.
Foto: REUTERS/Kevin Lamarque

Die Taktik, Peking möglichst in die Ecke zu treiben, kann aber so nicht aufgehen: Der Vorwurf, China würde zu viel in die USA exportieren, geht nämlich ins Leere. Denn ein Großteil chinesischer Exporte wird dort nur zusammengebaut. Dank globaler Handelsketten stammen Einzelteile aus dutzenden anderen Ländern. Viele der Unternehmen, die in China produzieren, kommen aus Europa oder den USA selber, wo sie die besser bezahlten Jobs ansiedeln.

Zumal Trump China für ein global getriebenes Phänomen verantwortlich macht, von dem viele in seiner Heimat profitieren, zieht Peking einen klaren Schluss: "Wir dienen dem US-Präsidenten nur als Sündenbock für seine Stammwähler." Das ist problematisch. Denn nun hat man in Peking eine Ausrede, warum man sich erst recht nicht den Regeln des Welthandelssystems unterwirft. Aus einem Sündenbock wird selten ein Unschuldslamm. (Leopold Stefan, 15.7.2019)