Es ist blitzschnell an- und genauso rasch wieder ausgezogen. Man könnte meinen: Dem Wickelkleid ist anzusehen, dass es von einem ehemaligen It-Girl entworfen wurde. Diane von Fürstenberg wusste sehr genau, was junge Frauen brauchen. Ein Kleid nämlich, das an einem Sommertag an der Côte d'Azur genauso wie auf der New Yorker Park Avenue funktioniert. Von Fürstenberg war zwar erst Ende 20, als sie 1974 das Wrap Dress erfand. Doch ihre Lebenserfahrung (Partys ohne Ende, dann Heirat mit dem deutschen Adeligen Egon von Fürstenberg) reichte, um die Bedürfnisse junger Frauen in ein einziges Kleid übersetzen zu können.

Diane von Fürstenberg in dem Kleid, mit dem sie in die Modegeschichte einging.

Das locker gewickelte Stück wurde ein Knaller, zwei Jahre später war die einstige Jetsetterin ein paar Millionen Dollar reicher. Das Wickelkleid hatte sich so gut verkauft, weil (auch für seinen durchschlagenden Erfolg hatte Diane von Fürstenberg eine Erklärung parat): Das Wrap Dress stehe für angezogene Sexyness, es verführe einen Mann, ohne dass Frau ein Problem mit der Mama bekomme.

Das Label Meshit verkauft derzeit eine Kollektion aus upgecycelter Bettwäsche.
Foto: Kurt Prinz

Heute klingt das Versprechen, die Männer und die Mama mit einem Kleid um den Finger zu wickeln, nicht mehr wahnsinnig zeitgemäß. Welche Frau hat so was heute noch nötig? Trotzdem ist das Wickelkleid gerade auffällig oft zu sehen. Das mag daran liegen, dass es ein Kleidungsstück ist, das so ziemlich jeden weiblichen Körper gut aussehen lässt – und das kann so schlecht nicht sein. So sind es heute vor allem die Influencerinnen, die vor keine Kamera ohne ihren Wrap Dress treten.

Das machen sich die Labels und Marken zunutze. Das angesagte dänische Label Gianni bietet Stücke mit asymmetrischen Volants an, die österreichischen Designerinnen Ida Steixner und Lena Krampf haben für ihr Label Meshit eine kleine Kollektion aus upgecycelter Innviertler Bettwäsche entworfen, zu der auch einige gewickelte Kleider gehören. Der Wiener Store Webandits zeigt derzeit regelmäßig auf Instagram Frauen in Kleidern, die gewickelt werden können – oder zumindest so aussehen, als ob. Und das Unternehmen Diane von Furstenberg betont auf seinem Instagram-Kanal, dass das Wickelkleid für weibliche Selbstermächtigung und Unabhängigkeit stehe.

Währenddessen hüllt sich die Königin des Wrap Dress nur noch selten in ihre eigene Erfindung. Aber wieso auch? Ein wenig Abwechslung kann ja nicht schaden. (Anne Feldkamp, 18.7.2019)