Ein Angriff auf einen Chirurgen in diesem Pavillion im SMZ Süd sorgt für Forderungen der Ärztekammer.

Foto: APA / Herbert Pfarrhofer

Wien – Nach der Messerattacke auf einen Arzt im Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien-Favoriten von vergangener Woche hat die Ärztekammer am Dienstag eine Reihe von Maßnahmen gefordert. Etwa sollen die Strafen bei tätlichen Angriffen auf Mitarbeiter im Gesundheitswesen erhöht werden und in jedem Fall den Straftatbestand der schweren Körperverletzung erfüllen, verlangte ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres.

Zudem brauche es mehr ärztliches Personal in den Spitälern und im niedergelassenen Bereich, um die Wartezeiten insbesondere in den Ambulanzen zu verkürzen, so Szekeres. Denn die zum Teil sehr langen Wartezeiten machten die Standesvertreter als "Nährboden" für Aggression aus. Österreichweit schweben dem ÖÄK-Präsidenten 1.000 zusätzliche Kassenstellen vor, in den Spitälern seien alleine beim Krankenanstaltenverbund (KAV) in Wien 300 bis 350 zusätzliche Ärzte notwendig, so Szekeres.

Mehr Geld für Gesundheitswesen gefordert

Etwa würden Deutschland und die Schweiz gemessen am Bruttoinlandsprodukt prozentuell mehr für die Gesundheitsversorgung ausgeben. In Österreich wünscht Szekeres sich daher eine Anhebung der Gesundheitsausgaben auf zwölf Prozent des BIP. "Wir müssen mehr Geld in die Hand nehmen, um die großen Herausforderungen Gesundheit und Pflege zu meistern."

Vizepräsident Johannes Steinhart berichtete, dass die Aggression auch in niedergelassenen Arztpraxen ein inakzeptables Ausmaß erreicht habe. Es brauche daher Gegenmaßnahmen auf breiter "gesellschaftlicher, politischer und rechtlicher Basis". In einer Online-Blitzumfrage unter niedergelassenen Allgemeinmedizinern mit Kassenvertrag in Wien hätten 80 Prozent der Teilnehmer angegeben, im vergangenen Jahr verbal bedroht worden zu sein, zehn Prozent körperlich.

Es gebe aber kaum repräsentative Daten, räumte Steinhart ein. Derzeit laufe eine kammereigene Umfrage, deren Ergebnisse im August vorliegen sollen. Neun Prozent der 600 Mediziner, die bisher daran teilnahmen, erklärten, dass es in den vergangenen sechs Monaten in ihrem Arbeitsumfeld mindestens einmal zu Drohungen mit Waffen gekommen sei.

Notfallknöpfe und Securitys als Lösung?

Neben der Verschärfung im Strafgesetzbuch brauche es auch andere sicherheitsbildender Maßnahmen. In Spitälern seien etwa Sicherheitschecks wie bei Gericht vorstellbar, so Szekeres. Im niedergelassenen Bereich sei das schwieriger, gab wiederum Steinhart zu bedenken. Aber auch da könne man mit baulichen Maßnahmen einiges machen, oder etwa mit Notfallknöpfen. Auch mehr Security-Personal könne sinnvoll sein, so Steinhart.

Auch sollte darauf geachtet werden, dass die Notfallambulanzen in den Spitälern entlastet werden, indem man etwa zusätzlich allgemeine Ambulanzen anbiete. Darüber hinaus brauche es geförderte Schulungen von Ärzten auf den Gebieten Konfliktlösung und Deeskalation. In Wien berichtet Steinhart von einem Run auf derartige Workshops: "Sie sind derzeit völlig ausgebucht.

Indes will der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen einen runden Tisch initiieren, um der "Gewalt im Gesundheitsbereich" entgegenzutreten. Mit Vertretern aller Gesundheitsberufe sollen Ursachen für die Gewaltentwicklung thematisiert und analysiert und gesamthafte Lösungen erarbeitet werden.

Die Gründe seien vielfältig und reichten von Angst und Überforderung nach einer erschreckenden Diagnose über Wut aufgrund langer Wartezeiten sowie Auseinandersetzungen mit Mitpatienten bis hin zu kulturell bedingten Problemen. Seit Jahren würden daher Spitalsmitarbeiter mehr psychologische Unterstützung fordern. (red, APA, 16.7.2019)