Im Burgenland knallen noch keine Korken. Vielmehr gehen die Wogen hoch.

Foto: APA/Schlumberger

Eisenstadt – Die Verschiebung der Produktionsverlagerung der Sektkellerei Schlumberger von Wien ins Burgenland hat am Dienstag Besorgnis in der Landesregierung ausgelöst: SPÖ-Landesrat Christian Illedits bedauerte die Entscheidung, kündigte Gespräche mit der Firma an und kritisierte das Verhalten der ÖVP. FPÖ-Wirtschaftslandesrat Alexander Petschnig wollte am Nachmittag zur Causa Stellung nehmen.

Stein des Anstoßes ist der geplante Bau eines 33 Meter hohen Lagers in Müllendorf. Ursprünglich hätte es nur 26 Meter hoch sein sollen, aber laut Landesrat Illedits habe sich die Höhe von 33 Metern durch die Planungen ergeben. Der von dem Gebäude geworfene Schatten hätte die Ernte am benachbarten Feld eines Landwirts beeinträchtigt, weshalb die örtliche ÖVP eine Volksbefragung wollte, die aber nicht zustande kam. "Es passiert regelmäßig, die Bebauungsvorschriften den Notwendigkeiten anzupassen", sagte Illedits am Dienstag in einer Pressekonferenz in Eisenstadt. Er hätte sich jedenfalls erwartet, dass die Landes-ÖVP in Müllendorf kalmierend eingreife. Illedits sprach in Bezug auf die Volksbefragung u.a. von einem "sehr bedenklichen Ansatz, mit direktdemokratischen Instrumenten muss man sehr sorgsam umgehen".

Er glaube nicht, dass das Projekt nun als ganzes infrage stehe. Aber es sei schon so, dass ein Unternehmen sich auf Zusagen müsse verlassen können. Man werde seitens der Landesregierung das Gespräch mit Schlumberger suchen. Immerhin gehe es für das Burgenland um rund 80 Jobs in der ersten Phase und rund 150 im Endausbau, auch wenn man nun wohl mit einer Reduzierung der geplanten Jobzahl rechnen müsse. Er sehe nun schon zum zweiten Mal einen "Anschlag der früheren Wirtschaftspartei ÖVP auf die arbeitende Bevölkerung und auf die Beschäftigungspolitik des Landes". Der erste "Anschlag" sei die Einstellung der Aktion 20.000 gewesen.

Anrainerbeschwerden im Burgenland

Hintergrund der Aktivitäten war die am Dienstag in der Früh bekannt gewordene Verschiebung eines für das Burgenland wichtigen Projekts: Schlumberger-Chef Arno Lippert hatte im APA-Gespräch erklärt, dass man – wegen Anrainerbeschwerden – nun kein Hochregallager am geplanten Standort Müllendorf (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) errichten werde. Der Baustart war ursprünglich für 2019 geplant, inklusive Umzug im Jahr 2021. Nun soll nur die Sektproduktion von Wien-Heiligenstadt nach Müllendorf, nicht aber das Lager, sagte Lippert. Ein neues Datum für den Baubeginn gibt es noch nicht. Landesrat Illedits hofft auf einen Baustart Frühjahr bis Mitte 2020.

Das Projekt umfasste in seiner ursprünglichen Planung ein Investitionsvolumen von rund 82 Millionen Euro, davon zwei Millionen Euro für den Grundstücksankauf. 40 Millionen Euro seien Eigenmittel, 35,5 Millionen Euro kämen aus Darlehen und Krediten, rund 6,5 Millionen Euro aus Förderungen. (APA, 16.7.2019)