Die neolithische Siedlung könnte zu ihrer Hochzeit bis zu 3.000 Menschen beherbergt haben.

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Jerusalem – Bei einer Notgrabungen in Motza westlich von Jerusalem ist die größte und bisher älteste bekannte prähistorische Siedlung der Region westlich des Jordans freigelegt worden. Die Ausgrabungen lassen auf eine rund 9.000 Jahre alte Siedlung von mindestens 25 Hektar schließen, in der zu ihrer Blütezeiten bis zu 3.000 Menschen gelebt haben, wie Archäologen der israelischen Antikenbehörde berichten. Die Notgrabung waren notwendig, weil auf dem Areal eine neue Straße nach Jerusalem entstehen sollte.

Die Funde der Ausgrabungen in den vergangenen Monate, darunter zahlreiche Grabbeigaben, zeugten von internationalen Handelstätigkeiten der damaligen Bewohner, eine Besonderheit für diese steinzeitliche Ära. So wurden unter anderem Alabasterperlen aus Ägypten, eine Obsidian-Klinge aus der heutigen Türkei, Muscheln vom Toten Meer und dem Mittelmeer sowie Karneol aus der Negev-Wüste oder dem Sinai gefunden.

Frühe Ziegenüberreste

Freigelegt wurden laut den Archäologen ferner steinerne Fundamente von privaten und öffentlichen Gebäuden, öffentliche Plätze, Lagerräume und Straßen. Knochenfunde belegen die früheste bisher gefundene Domestizierung von Ziegen. Insgesamt deuten die Funde laut dem Archäologen Jacob Vardi auf sesshafte Bewohner hin. Dafür sprächen Hinweise auf Viehhaltung, Domestizierung von Pflanzen und Landwirtschaft.

Neben steinzeitlichen Überresten fanden die Archäologen auf dem Areal Artefakte aus der Bronzezeit, aus römischer, byzantinischer und der Kreuzfahrerzeit. Die Grabungen stünden kurz vor dem Abschluss. Ihre Ergebnisse sollen in den kommenden Jahren ausgewertet und veröffentlicht werden.

Der zuständige Bezirksarchäologe Amit Re'em sagte, die Antikenbehörde diskutiere die Einrichtung eines Besucherzentrums nach Abschluss der Straßenbauarbeiten. Ferner seien die freigelegten vier Hektar mit 3-D-Technologie dokumentiert worden, um die Details der Funde digital zugänglich zu machen. (red, APA, 16.7.2019)