Die Ausstellung "Fly me to the Moon – 50 Jahre Mondlandung" zeigt im Zuge des Jubiläums doch ein paar Frauenfiguren. Auch wenn es nur Barbie ist.
Foto: Museum der Moderne Salzburg

Diese Woche steht ganz im Zeichen der Mondlandung. Dienstagabend, am Tag des großen Jubiläums, brachte der ORF einen umfassenden Themenschwerpunkt – und junge Zuseherinnen und Zuseher lernten nicht nur etwas über diesen Meilenstein der Raumfahrt, sie sahen auch, wer damals in der Forschung und Technologie beschäftigt war. Männer. Klar, es waren die 1960er-Jahre. Maßnahmen für mehr Gleichberechtigung in der Wissenschaft und Technik steckten – wie auch in allen anderen Bereichen – noch nicht einmal in den Kinderschuhen. 50 Jahre später sieht es freilich völlig anders aus. Oder doch nur ein bisschen anders?

Als ob nur Exzellenz zählte

Auch dafür liefert dieses Jubiläum eine Antwort. Auch heute, im Jahr 2019, kommentieren das 50-Jahr-Jubiläum praktisch nur Männer, in der Vorankündigung zum ORF-Schwerpunkt war auch von "Bubenträumen" die Rede. Kleinigkeiten? Vielleicht. Vielleicht fängt es aber eben genau damit an. Damit, dass Mädchen und Frauen in der Welt der Pionierleistungen irgendwie nie vorkommen. Hilfreich ist das für den noch immer geringen Frauenanteil in Forschung und Technik jedenfalls nicht, ebenso wenig die starre Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen, das Bewusstsein, wofür man sich zuständig fühlt in der Welt. Und das ist bei Frauen offensichtlich seltener die große wissenschaftliche Karriere.

Während Frauen in vielen Fächern zwar die Hälfte der Studierenden stellen, werden sie mit jeder akademischen Karrierestufe jedoch weniger. An Universitäten, quasi dem Zuhause der Fakten, weiß man natürlich, dass das nichts mit Kompetenz zu tun hat, nichts mit angeblich geschlechterspezifischen Interessen, sondern mit struktureller Diskriminierung. Anders gesagt: Über Jahrtausende eingegroovter Sexismus verschwindet nicht, nur weil man ein geregeltes Bewerbungsverfahren hat, nur weil man an der Uni ist, nur weil angeblich einzig die Exzellenz zählt.

Radikale Maßnehmen

Österreich hat einen Professorinnen-Anteil von knapp 25 Prozent. In der Wissenschaft und in der Technik generell sind in Österreich nur 34 Prozent Frauen beschäftigt. "Es geht viel intellektuelles Potenzial verloren, weil Österreich Exzellenz nicht genderübergreifend ausschöpft", heißt es im aktuellen OECD-Bericht zu diesen Zahlen. Sowohl Universitäten als auch Förderorganisationen müssen somit laufend daran arbeiten. Der Wissenschaftsfonds FWF will jetzt besonders auf Karriereförderung setzen, sogar mehr Geld für Frauenförderung lockermachen, gleichzeitig hält er Förderprogramme exklusiv für Frauen nicht mehr für zeitgemäß. Nicht nach Geschlecht fördern, sondern nach dem Bedarf in der jeweiligen Karrierestufe, so lautet der Plan.

Ganz anders und ziemlich radikal macht es die Technische Universität Eindhoven (TUE) in den Niederlanden: Seit 1. Juli werden bei einer Ausschreibung für eine unbefristete Stelle zunächst ausschließlich Bewerbungen von Frauen berücksichtigt. Erst wenn sich keine passende Kandidatin findet, werden – nach sechs Monaten – Bewerbungen von Männern angenommen.

Verrückte Zustände

Ein Professor der TUE nannte die Maßnahme verrückt. Verrückt ist allerdings auch, dass die Wissenschaft noch immer zu einem größeren Teil aus Männern besteht und vorwiegend von Männern und Frauen aus einem Akademiker-Elternhaus. Wir sind halt daran gewöhnt. So wie damals, als man All-Male-Teams für normal hielt. Über verschiedenste Gleichstellungsmaßnahmen kann man also streiten, allerdings nicht darüber, dass es welche braucht. (Beate Hausbichler, 17.7.2019)