Ismail al-Taj ist der Sprecher einer der wichtigsten Oppositionsparteien im Sudan.

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Khartum – Sudans regierender Militärrat und die Protestbewegung haben am Mittwoch ein Abkommen für die Bildung einer Übergangsregierung unterzeichnet. Dies sei ein "historischer" Moment, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Militärrats, General Mohammed Hamdan Dagalo, bekannt unter dem Namen "Hemiti". Nach intensiven Verhandlungen in der Nacht über letzte Details unterschrieben beide Seiten am Mittwoch die "Politische Erklärung".

Der Militärrat und die Demonstranten in dem nordafrikanischen Land hatten sich nach zähen Verhandlungen am 5. Juli auf einen Kompromiss für die Bildung einer Übergangsregierung geeinigt. Ein Vermittler der Afrikanischen Union hatte erklärt, die Vereinbarung sehe einen gemeinsamen "souveränen Rat" aus Vertretern des Militärs und der Protestbewegung vor. Diesem werde zunächst die Armee vorsitzen, bevor ein Oppositionsvertreter übernehme.

Hunderte Todesopfer

Der Einigung waren monatelange Unruhen mit mehr als hundert Todesopfern vorausgegangen. Im Sudan hatte nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Bashir im April ein Militärrat die Führung übernommen. Dieser weigerte sich in der Folge, die Macht zügig an eine zivile Regierung zu übergeben.

Trotz Fortschritten im Dialog kam es erst am Wochenende wieder zu Protesten in mehreren Städten, bei denen mindestens ein Mensch durch eine Kugel der paramilitärischen RSF (Rapid Support Forces) ums Leben kam. Der Vorfall geschah in der südöstlichen Provinz Sennar. Auch am kommenden Samstag sollen wieder Massenproteste stattfinden.

Die Demonstranten fordern seit Wochen ein Ende der Militärübergangsregierung. Vor allem kritisieren sie den Machtaufstieg von Hemiti, jahrelanger Führer der Miliz Janjaweed. Diese Miliz wird für schwere Kriegsverbrechen in Darfur verantwortlich gemacht. Für viele Sudanesen sind die RSF gleichbedeutend mit der Janjaweed.

Saudi-Arabien und Emirate versprechen Hilfe für Landwirtschaft

Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) wollen den Sudan unterdessen mit tonnenweise Düngemitteln für die Landwirtschaft unterstützen. Ein Schiff werde demnächst mehr als 50.000 Tonnen Dünger und andere Dinge für den landwirtschaftlichen Betrieb liefern, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur SPA am Sonntag.

Bereits wenige Tage nach dem Sturz Baschirs im April hatten Saudi-Arabien und die Emirate gemeinsam Finanzhilfen von umgerechnet 2,7 Milliarden Euro angekündigt. Darin enthalten waren auch 440 Millionen Euro für die Zentralbank, um das drittgrößte afrikanische Land finanziell zu stärken und den Druck auf die lokale Währung zu verringern.

Vielen Demonstranten sind die Hilfen der beiden schwerreichen Golfstaaten aber ein Dorn im Auge. Sie fürchten, dass die beiden mächtigen Monarchien ihr Geld nutzen wollen, um demokratischen Wandel im Sudan zu unterdrücken. Die Saudis wollen zugleich verhindern, dass sich das Land mit ihren Rivalen wie Katar und Türkei verbrüdert. Zudem kämpfen Tausende sudanesische Soldaten im Jemen an der Seite Saudi-Arabiens. (APA, red, 1.77.2019)