Ralf Muhr: "Mich würde es unheimlich freuen, wenn diese Position durch Peter Stöger besetzt werden könnte."

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Ralf Muhr und Austria-Vorstand Markus Kraetschmer mit dem Neo-Trainer Christian Ilzer.

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Wien – Fußball-Bundesligist Austria Wien hat am Mittwoch Medienberichte über eine Rückkehr von Peter Stöger dementiert. "Es gibt keine Unterschrift, und Stand heute ist in dieser Causa so schnell auch nichts zu erwarten", sagte ein Klubsprecher. Zuvor hatte ein Bericht von Sky Sport Austria die Runde gemacht, wonach der frühere Spieler und Meistertrainer als Sportvorstand zu den Veilchen zurückkehren soll.

Dass die Austria auf der Suche nach einem Sportvorstand ist, bestätigt Sportdirektor Ralf Muhr im Gespräch mit dem STANDARD.

STANDARD: Seit Monaten kreist der Name Peter Stöger über der Generali-Arena. Wie geht es Ihnen damit?

Muhr: Ich bin entspannt und vom Präsidium in die Überlegungen eingeweiht. Ein Sportvorstand wird zeitnah installiert. Das ist klar kommuniziert. Ich halte das für eine gute Idee. Mich würde es unheimlich freuen, wenn diese Position durch Peter Stöger besetzt werden könnte.

STANDARD: Sind Sie dann überflüssig?

Muhr: Nein, meine Position als Sportdirektor wäre damit nicht beschnitten. Ich sehe an meiner Funktion keine Veränderung. Stöger wäre mein Vorgesetzter. So stelle ich mir das zumindest vor. Ob sich das mit den Vorstellungen des Präsidiums deckt, wird man sehen. Aber ich gehe davon aus.

STANDARD: Arbeit gäbe es ja genug. Kapitän Alexander Grünwald sagt, die Austria muss die vergangene Saison vergessen machen. Schließen Sie sich an?

Muhr: Nein. Es war zwar keine hochzufriedenstellende, aber es war auch keine Seuchensaison. Wir haben mit dem Einzug in die Qualifikation der Europa League das Minimalziel erreicht. Jetzt müssen wir die Gruppenphase erreichen. Und wir müssen die Leistungen verbessern.

STANDARD: Wie soll das funktionieren?

Muhr: Mit der Herangehensweise des neuen Trainers. Christian Ilzer passt besser zur Mannschaft. Er pflegt einen intensiven, offensiven Spielstil. Nicht dass wir im vergangenen Jahr nicht so spielen wollten, aber die Umsetzung hat nicht funktioniert. Wir haben zu wenig aus den Spielern herausgeholt.

STANDARD: Wo kann Ilzer für einen Impuls sorgen?

Muhr: Bei der der taktischen Herangehensweise, bei der Anordnung im Spiel. Sein System ist kein Geheimnis, er lässt ein 4-4-2 mit einer flexiblen Raute im Mittelfeld und zwei echten Sturmspitzen spielen. Wir müssen mehr Torchancen kreieren. Das muss sich schlagartig bessern.

STANDARD: Die Austria hat keinen Stürmer, der am Fließband trifft. Mittelfeldspieler Grünwald war zuletzt mit acht Treffern der beste Torschütze. Trotzdem wurde bisher kein Angreifer verpflichtet. Warum?

Muhr: Das Vertrauen in unsere Stürmer ist ungebrochen. Bright Edomwonyi, Christoph Monschein, Alon Turgeman, Sterling Yatéké – sie alle können in einer Saison über zehn Treffer erzielen. Wir hatten im vergangenen Jahr auch mit Verletzungen zu kämpfen.

STANDARD: Sollte die Austria die Gruppenphase der Europa League erreichen, werden die Belastungen aber nicht geringer. Wie soll das bewältigt werden?

Muhr: Zunächst müssen wir die erste Cuprunde in Köttmannsdorf überstehen und gut in die Bundesliga starten. In der Europa League kennen wir unsere Gegner noch nicht. Eine Raunzerei wegen der Doppelbelastung wird man nicht hören. Der Kader ist dafür konzipiert. Sollten wir in die Gruppenphase einziehen, lässt sich noch etwas machen.

STANDARD: Zum Ligaauftakt tritt die Austria bei Aufsteiger Wattens an. Das wird vermutlich kein Spaß.

Muhr: Das ist zum Start nicht die dankbarste Aufgabe. Der Gegner ist sicher in Euphorie. Wir sollten als Austria aber über dem Aufsteiger stehen. Das Match wird zeigen, ob es auch tatsächlich so ist. Ich traue uns auf jeden Fall einen Auswärtssieg zu.

STANDARD: Salzburg hat reihenweise Leistungsträger abgegeben. Ist der Meister angreifbar?

Muhr: Man muss sich um Salzburg wirklich keine Sorgen machen. Dort herrscht eine brutale Qualität. Sie werden die Abgänge problemlos kompensieren. Die Spieler, die jetzt in eine neue Rolle schlüpfen, werden bald in ähnlichen Sphären wie ihre Vorgänger schweben. Wir wollen trotzdem näher rankommen, das ist das Ziel.

STANDARD: Sie haben nach dem 3:1-Sieg gegen die Queens Park Rangers sehr zufrieden ausgesehen. Welchen Wert kann so ein Testspiel haben?

Muhr: Es ist immer gut, das letzte internationale Vorbereitungsspiel positiv zu absolvieren. Sonst hat man schon vor dem ersten Pflichtspiel Kopfschmerzen. Das haben wir uns erspart. (Philip Bauer, 17.7.2019)