Bild nicht mehr verfügbar.

Tanya Gersh zog erfolgreich gegen den "Trollsturm" vor Gericht.

Foto: AP

Sein Vorgehen gegen eine jüdische Immobilienmaklerin dürfte Andrew Anglin teuer zu stehen kommen. Er hatte auf "Daily Stormer", einem neonazistischen Portal im Stile des einstigen NS-Hetzblatts "Der Stürmer", zur Belästigung von Tanya Gersh und ihrer Familie aufgerufen.

Die Frau zog vor Gericht. Aufgrund der Folgen des Aufrufs wurde Anglin zu einer Strafe von insgesamt über 14 Millionen Dollar verurteilt, berichtet NBC News. Das Urteil muss noch von der zuständigen obersten Richterin des Bezirks Missoula bestätigt werden.

Zu "Trollsturm" aufgerufen

2016 hatte Anglin einen Beitrag verfasst, in dem er Gersh unterstellte, eine Kampagne gegen die Mutter von Richard Spencer, einer Leitfigur der "weißen Nationalisten" und Vater des Begriffs "Alt-Right", anzuführen, die im gleichen Ort in Montana lebt. Er warf ihr vor, die Frau unter Druck gesetzt zu haben, ihr Haus zu verkaufen.

Dabei rief er zu einem "altmodischen Trollsturm" auf und veröffentlichte in weiterer Folge auch ihre Adresse, Telefonnummer und den Namen des Twitterkontos ihres 12-jährigen Sohnes. "Sagt ihnen, dass euch ihre Juden-Agenda krank macht. (…) Diese Leute anzurufen und/oder ihnen eine kurze Nachricht zu schicken ist sehr leicht", schrieb er dazu.

Höchstes Strafmaß

Gersh holte sich daraufhin Unterstützung der Menschenrechtsorganisation Southern Poverty Law Center. Sie berichtete von hunderten anti-semitischen Nachrichten und Drohungen. Nach wie vor erhalte die Familie solche Botschaften. Sie wolle mit dieser Klage diesen "Terror" stoppen und auch sicherstellen, dass niemand anderer so etwas durchmachen müsse.

Das Gericht gestand ihr eine Entschädigung von über vier Millionen Dollar zu. Weiters wurde Anglin zu einer Strafzahlung von zehn Millionen Dollar verurteilt, womit man das Höchstmaß ausschöpfte. Weiters wurde eine Verfügung erlassen, dass alle in Zusammenhang mit Gersh veröffentlichten Artikel umgehend von der Daily Stormer-Seite entfernt werden müssen. Diese sind allerdings nach wie vor online.

Neonazi wohl abgetaucht

Anglin selbst weigerte sich, bei einer im April angesetzten Anhörung zu erscheinen. Seine Anwälte zogen sich daraufhin von ihrem Mandat zurück. Auch das Urteil wurde in Abwesenheit des Beklagten ausgesprochen.

Es ist nicht die erste Millionenstrafe, die gegen Anglin verhängt wurde. Im Juni wurde er – ebenfalls in Abwesenheit – wegen ähnlicher Vergehen gegenüber dem muslimischen Radiomoderator Dean Obeidallah zu einer Zahlung von 4,1 Millionen Dollar verurteilt. Der Neonazi-Propagandist soll mittlerweile abgetaucht sein. (red, 17.07.2019)