Markus Katzer und Ümit Korkmaz sind bereit.

Foto: Stephan Doleschal

Wien-Döbling – Nicht auszudenken, welche Folgen es gehabt hätte, wenn Franz Joli Mitte der 1890er-Jahre von einem mehrjährigen Studienaufenthalt auf den Britischen Inseln nicht nach Wien zurückgekehrt wäre. Der Sohn des Garteninspektors des jüdischen Bankiers Nathaniel Mayer Anselm Freiherr von Rothschild sorgte nämlich dafür, dass die Gartenangestellten in der prächtigen Anlage auf der heutigen Hohen Warte im 19. Bezirk nach Feierabend begannen, einem Ball hinterherzurennen.

Gemeinsam mit seinem Bruder Max forderte der Heimkehrer die britischen Gärtner William Beale und James Black heraus. Am dritten Tag soll bereits die ganze Gärtnerei regelrecht besessen gewesen sein. "Wie eine Hundemeute lief sie täglich nach Feierabend bis zur Dunkelheit dem Fußball hinterher", berichtete Max Joli.

Am 22. August 1894 war es dann so weit, im Restaurant "Zur schönen Aussicht", dem heutigen Pfarrwirt zu Döbling, wurde von einer fußballbegeisterten Gruppe um Franz Joli der First Vienna Football Club 1894 aus der Taufe gehoben. Am selben Tag wurde noch die Gründungsversammlung abgehalten und das heute noch gültige Logo präsentiert. Die Vereinsfarben wurden mit Blau und Gelb, den Wappenfarben des Hauses Rothschild, festgelegt.

Startschuss zu den Feierlichkeiten

125 Jahre später wird dieses Ereignis bei Österreichs ältestem Fußballklub gebührend zelebriert. Den Startschuss zu diesen Feierlichkeiten des sechsfachen österreichischen Meisters und Mitropacupsiegers 1931 bildet das Freundschaftsspiel gegen Union Berlin (Mittwoch, 19 Uhr auf der Hohen Warte). Die von Peter Hlinka trainierten Spieler, die derzeit am Comeback zurück an die Spitze arbeiten und heuer in die Wiener Liga und damit in die vierte Liga aufgestiegen sind, werden in einem extra angefertigten blau-gelben Maßanzug, einer Art Vintage-Kollektion, die extra für das Fest-Spiel angefertigt wurde, auflaufen.

Das Aufeinandertreffen der beiden Kultvereine steht unter dem Motto: Tradition trifft auf Tradition. Union Berlin, einer der mitgliederstärksten Vereine Deutschlands, ist heuer in die Bundesliga aufgestiegen. Die Klubhymne der Eisernen, wie sich die Berliner nennen, wird von Punklegende Nina Hagen gesungen.

Alte Bekannte

Bei der Partie kommt es zum Wiedersehen einiger Bekannter. Mit Christopher Trimmel und Florian Flecker stehen gleich zwei österreichische Fußballprofis bei Union unter Vertrag. Michael Gspurnig ist seit 2017 Tormann-Trainer bei den Eisernen. Unter anderem wird auch der Bruder von Weltmeister Toni Kroos, der 28-jährige Felix Kroos, für die Gäste einlaufen. Die Vienna-Routiniers, Ex-Nationalspieler Markus Katzer und Ümit Korkmaz, haben mit Union-Kapitän Trimmel bei Rapid gespielt. "Für die Vienna ist das ein extrem emotionales Jahr. Der Mittwoch ist ein ganz spezieller Tag. Wir freuen uns auf das Jubiläumsspiel", sagt Trimmel. "Wir freuen uns auf einen stimmungsvollen Fußball-Abend und darauf, mit vielen Freunden auf den Geburtstag der Vienna anzustoßen", sagt Vienna-Vizepräsident Kurt Svoboda.

Rund 400 Fans von Union Berlin werden in Döbling erwartet. Zudem haben sich viele Anhänger, Freunde, blau-gelbe Sympathisanten und Prominenz angekündigt. Dabei sein werden auch Kurt Russ, Teamspieler und letzter blau-gelber Teilnehmer an einer Fußball-WM (Italien, 1990). Ihr Kommen zugesagt haben auch Trainerlegende Ernst Dokupil, der in den 90ern mit Andreas Herzog, Peter Stöger, Gerald Glatzmayer, Kurt Russ und Andreas Heraf den Einzug in den Europacup geschafft hat, Vienna-Legende Hans Buzek, der am 30. Oktober 1955 mit 17 Jahren und 161 Tagen sein Teamdebüt gefeiert hat und damit jahrzehntelang Österreichs jüngster Teamspieler war. Und Hans Menasse, Vater der Schriftsteller Robert und Eva Menasse, der 1955 mit der Vienna Meister geworden ist.

Vienna-Legende Mario Kempes, Weltmeister mit Argentinien 1978 und beim Heimturnier auch Torschützenkönig, wird am 22. August in Wien erwartet. "Ich freue mich sehr, mit meinen ehemaligen Kollegen und Freunden den 125-Jährigen Geburtstag der Vienna zu feiern", postete Kempes in den sozialen Netzwerken. (red, 17.7.2019)