Endlich eine gute Nachricht: Der Klimawandel findet nicht statt! Wir verdanken diese erlösende Erkenntnis Herrn Gerald Grosz, ehemaliger Parteiobmann des BZÖ, der uns in seiner Kolumne in Wolfgang Fellners zeitungsähnlicher Fakten-Alternative "Österreich" darüber aufklärt, dass verglichen mit der Sorge um den Klimawandel "selbst die Prophezeiungen von Nostradamus mehr wissenschaftlichen Bezug haben", und "Hitze- und Kälteperioden zur Erdgeschichte gehören, wie die Dummheit zur Menschheit".

Immerhin eine sich selbst bestätigende Menschheits-Analyse. Ihre Zitierung verlangt aber nach einer guten Begründung. Denn schließlich hat es der renommierte Medienwissenschafter Bernhard Pörksen unlängst klar auf den Punkt gebracht: "Wir brauchen im Journalismus ein Bemühen um die reflektierte, transparent begründete Ignoranz von Idiotie." Dieses Gebot untersagt grundsätzlich die mediale Beschäftigung mit Äußerungen von Gerald Grosz. Warum es an dieser Stelle trotzdem geschehen ist, beruht auf einem anderen, tatsächlich bemerkenswerten Zitat.

Das Novomatic-Forum in Wien.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Dieses stammt vom Novomatic-Chef Harald Neumann, der gegenüber dem "Kurier" erklärte, Novomatic habe in Österreich "nie für eine politische Partei gespendet". Das hat zunächst einmal etwas menschlich Rührendes – so als würde Richard Lugner erzählen, er hätte sein Privatleben immer vor zu viel Öffentlichkeit geschützt. Doch dass der Realitätsbezug von Neumanns Aussage an die Grosz'sche Klimathese erinnert, hat möglicherweise einen bislang kaum beachteten Grund. Der Glücksspielkonzern sieht seine großflächige Unterstützertätigkeit (laut H.-C. Strache: "Novomatic zahlt an alle") nicht als schnöde Parteispenden, sondern als Sozialprojekt.

Verschleierungsrituale

Für diese Interpretation spricht eine gerichtsanhängige Causa, über deren aktuellen Ermittlungsstand die Neos noch in dieser Woche per parlamentarischer Anfrage vom Justizminister Bescheid wissen wollen. Dabei geht es unter anderem um 60.000 Euro, die im steirischen Landtagswahlkampf 2010 von Novomatic mutmaßlich an das BZÖ geflossen sind. Unter Anwendung der üblichen Verschleierungsrituale (Scheinrechnungen; Berufung auf nie stattgefundene Telefonate und Vereinbarungen; Inseraten-Auftrag einer Firma, die nie Inserate geschalten hat an ein BZÖ-Medium, das offiziell nicht als solches aufscheint, etc.) wurde eine Partei unterstützt, die es dann auf nicht einmal drei Prozent geschafft hat und deren damaliger Spitzenkandidat ausgerechnet Gerald Grosz war. Der meint dazu: "Sofern sich nun herausstellen sollte, dass dies ohne unser Wissen ein Auftrag der Novomatic war, bedanke ich mich nachträglich bei der Novomatic für diesen Druckkostenbeitrag." Da dürfte es sich wahrlich nicht um eine auf mögliche Gegenleistungen spekulierende Investition gehandelt haben, sondern um eine mildtätige Spende an einen politischen Sozialfall.

Der Glücksspielkonzern hat hier also Mitgefühl gezeigt. Ein wichtiges Signal, denn Harald Neumann fürchtet, dass im Zuge der Parteispenden-Ermittlungen gerade versucht werde "Integrität und Ansehen der Novomatic zu untergraben". Das käme allerdings dem Unterkellern eines Kellers gleich. (Florian Scheuba, 17.7.2019)