Insgesamt hat Wiesberger schon zwölf Millionen Euro zusammengegolft.

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Bernd Wiesberger ist kein Couchgolfer. Der 33-jährige Burgenländer sieht wegen seines ausgeprägten Bewegungsdrangs generell ungern fern. Aber die 148. British Open, die ab heute in Nordirland gegeben werden, stünden wohl auf dem Fernsehprogramm des 33-Jährigen – spielte er nicht selber mit einigen Aussichten mit im Royal Portrush Golf Club.

Schließlich ist das dritte Major des Jahres mit seiner bald 160-jährigen Geschichte das weitaus traditionsreichste Turnier einer Szene, die Wiesberger seit frühester Kindheit kennt. Die Eltern, Claudia und Klaus, betrieben in Oberwart ein Sportgeschäft und im GC Bad Tatzmannsdorf den Shop – inzwischen der einzige Standort, macht doch der ältere der beiden Söhne, der mit sechs Jahren seine erste Runde drehte, heute deutlich mehr Arbeit als seinerzeit während der Adoleszenz.

Bei der Creme

Den Mehraufwand verschuldete der Hak-Maturant durch fast ununterbrochene Verbesserung seines Spiels und durch den damit einhergehenden wirtschaftlichen Erfolg. Das geht so weit, dass Bernd Wiesberger gegenwärtig zur Creme der europäischen Profigolfer zählt, ja aktuell der Beste der European Tour ist. Aussagekräftigster Ausweis auch in diesem Sport ist der Verdienst. Am vergangenen Sonntag kassierte der 1,88 Meter hohe Golfer für seinen Triumph bei den Scottish Open in North Berwick mehr als eine Million Euro – eine Woche nachdem er bei den Irish Open als Zweiter gut 500.000 Euro verdient hatte.

Ein Coup wie in Schottland ist noch keinem österreichischen Profi gelungen. Insgesamt hat Wiesberger schon zwölf Millionen Euro zusammengegolft – bei hohen Auslagen für Reisen und Betreuung, die Golfer eben selber zu tragen haben. Geld, sagt Wiesberger, ist aber ohnehin nicht der größte Antrieb seines Tuns.

Noch keinem österreichischen Golfer, nicht einmal dem Wiener Markus Brier, der 2007 immerhin Zwölfter der British Open war, wurde zugetraut, ein Turnier der höchsten Güte gewinnen zu können. Wiesberger wird das aktuell bei den British Open leise zugetraut. Das hat mit seiner aktuellen Form und seiner Stärke auf Plätzen zu tun, die jenem von Royal Portrush an der Küste der Grafschaft Antrim ähnlich sind. Quasi die Familie des Siegers von sechs Turnieren der European Tour gibt in Nordirland sein englischer Caddie Jamie Lane. Daheim im Burgenland würde man den weiter erhöhten Arbeitsaufwand im Fall des Falles auch nicht scheuen. (Sigi Lützow, 17.7.2019)