Eine neue Art von Sonnencreme auf Basis von Ligninpartikeln wurde von Angela und Martin Miltner entwickelt.

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Wien – Sonnencreme auf Basis von umweltfreundlichen Ligninpartikeln oder eine Lipid-Ummantelung für Medikamente, die es erlaubt, Wirkstoffe zu schlucken, statt zu spritzen, wollen Forscher im Rahmen der Initiative "Spin-off-Fellowships" entwickeln. Mit dem Programm soll der "Entrepreneurial Spirit" gestärkt werden, so Bildungsministerin Iris Rauskala bei der Präsentation in Wien.

Im Vergleich zu jenen Nationen, die sich in den Innovationsrankings meist ganz vorne finden – wie etwa den skandinavischen Länden oder die Niederlande, sei Österreich beim Überführen von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung noch ein Stück weit im Hintertreffen, sagte die Ministerin. Mit dem von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) abgewickelten Programm soll eine Brücke in die angewandter Forschung geschlagen werden.

Geld für die Produktentwicklung

Die insgesamt neun im Rahmen der dritten Ausschreibungsrunde geförderten Vorhaben wurden von einer international besetzen Jury unter 26 Anwärtern ausgewählt. Fünf davon werden in Wien durchgeführt, je zwei in Tirol und der Steiermark. Alles in allem werden 3,4 Millionen Euro fließen, die den Teams erlauben, sich unmittelbar der Produktentwicklung zu widmen. Über eineinhalb Jahre werden sie nun mit jeweils bis zu 500.000 Euro unterstützt, hieß es bei der Vorstellung zweier Vorhaben, die an der Technischen Universität (TU) Wien angesiedelt sind.

Eines davon trägt den Titel "NANOLIGNIN" und basiert auf einem bereits patentierten Verfahren zur Herstellung von Ligninpartikeln im Mikro- und Nanometerbereich. Entwickelt wurde es von Angela und Martin Miltner, die in Kooperation mit dem TU-Verfahrenstechniker Anton Friedl nun auf zwei Anwendungen abzielen: auf eine neue Art von Sonnencreme und wasserbasierte Lacke. In beiden könnten Ligninpartikel künftig umweltschädliche Inhaltsstoffe ablösen, wie sie aktuell etwa in UV-Blockern eingesetzt werden. Ein "Beitrag zum Umweltschutz", der auch in eine Unternehmensgründung münden soll, wie Angela und Martin Miltner betonten.

Alternativen zu Injektionen

Eine Erleichterung für Nadelphobiker verheißt jenes Vorhaben, das David Wurm, Julian Quehenberger und Oliver Spadiut ebenfalls an der TU Wien verfolgen. Unter dem Projekttitel "NovoSome" wollen die Wissenschafter ihren Ansatz zur Produktion von stabilen Lipiden vorantreiben. Als Hülle von Wirkstoffen können sie den Magen passieren, ohne dort zerstört zu werden. Diese Verpackung habe das Potenzial, rund 20 Prozent der Spritzen durch Tabletten zu ersetzen. Das erspare vielen Menschen mitunter angstbesetzte Arztbesuche und mache die Medikamente auch hitzebeständiger, was Einsatz und Lagerung erleichtere, sagte Quehenberger. Nun gehe es im Rahmen der Förderschiene darum, die zum Patent angemeldete Technologie weiterzuentwickeln und eine Firma zu gründen.

Eine vierte Ausschreibungsrunde der "Spin-off-Fellowships" sei in Planung, wie Rauskala betonte. Der Bedarf dafür sei jedenfalls da, sagte FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth. Man beobachte, dass Anzahl und Qualität der eingereichten Projekte "ständig gestiegen" seien. "Es gibt ein Verständnis dafür, dass man aus der Grundlagenforschung ein Produkt generieren kann, das gebraucht wir und erfolgreich ist", so Egerth. (APA, 18.7.2019)