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Der Meistermacher der Veilchen (2013) kehrt nach seinen Engagements in Deutschland zurück an den Verteilerkreis.

Foto: REUTERS/Vasily Fedosenko

Es gibt im Leben wie im Fußball Jobs und Traumjobs. Sportvorstand der Wiener Austria liegt bei allem Respekt vor diesem Traditionsverein irgendwo dazwischen. Ob es für Peter Stöger das Sehnsuchtsziel war, sei dahingestellt. Der 53-jährige Ur-Wiener hat sich aber ohne Androhung von körperlicher Gewalt dafür entschieden. Romantiker sprechen von der Heimkehr des verloren gegangenen Sohnes, des Meistermachers von 2013.

Karriereeinbruch

Skeptiker bezeichnen das als Rückschritt, als Karriereeinbruch. Motto: In der Not frisst der Stöger wieder die österreichische Bundesliga. Wobei Not relativ ist, Stöger hat finanziell ausgesorgt. Vier ruhmreiche Trainerjahre beim 1. FC Köln und ein sechsmonatiges (ebenfalls erfolgreiches) Engagement bei Borussia Dortmund sind Basis für 25 gemütliche und sorgenfreie Leben, sofern man sich nicht mit Sandverkauf in der Sahara selbstständig macht. Aber Stöger ist immer und dezidiert gegen Blödheiten gewesen.

Seit gut einem Jahr hatte er keinen Job, er nahm bewusst eine Auszeit, von wegen Batterien aufladen. Er war für Angebote offen, in erster Linie wollte er als Trainer weiterarbeiten, anderen Tätigkeiten im Fußballbetrieb war er aber auch nicht abgeneigt. Stöger hatte sich in Deutschland einen exzellenten Ruf erarbeitet, überzeugte durch fachliche und soziale Kompetenz. Dass er trotzdem in Vergessenheit geriet und unlängst Zeit fand, den ÖFB-Cup als Glücksengerl auszulosen, ist auf eine Laune des globalisierten Geschäfts zurückzuführen. Und Tagesfreizeit hatte er ja.

Das haben sie nun davon, die Deutschen, die Engländer, die Chinesen. Stöger ist eine Bereicherung für die Austria. Er kennt die Mechanismen, ist in der Lage, etwas zu bewegen, hat Visionen, die er umsetzt. Er ist dem Wirtschaftsvorstand Markus Kraetschmer gleichgestellt.

Intern alles geregelt

Natürlich sind die Mittel bei der Austria beschränkt, aber man (Stöger) kann aus dem Minimalen das Maximale rausholen – zum Beispiel Platz zwei hinter Red Bull Salzburg. Zeitnah wird der 65-fache Nationalteamkicker öffentlich präsentiert, intern ist alles geregelt.

Seine Lebensgefährtin Ulrike Kriegler, mit der er seit 1998 liiert ist, kann nun ihre Kabarettprogramme wieder auf Wiener Kleinbühnen spielen, der Schmäh hat den Heimvorteil zurück. Ihren Lebensgefährten freut die neue alte Herausforderung namens Austria. Stöger hat einmal gesagt, auch das Amt des Teamchefs würde ihn reizen. Im Geschäft ist er. (Christian Hackl, 18.7.2019)