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Sicherheitsbeamte warten im Gerichtssaal vor Beginn des Prozesses gegen die 24 Verdächtigen.

Foto: AP Photo/Mosa'ab Elshamy

Salé – Im Prozess um die mutmaßlich islamistisch motivierte Ermordung zweier skandinavischer Rucksack-Touristinnen in Marokko sind drei Angeklagte zum Tod verurteilt worden. Ein Anti-Terror-Gericht im marokkanischen Salé folgte damit am Donnerstag der Forderung der Staatsanwaltschaft, die die drei Hauptverdächtigen zuvor als "blutrünstige Monster" bezeichnet hatte.

Angeklagt waren 24 Verdächtige aus der radikalislamischen Szene. Die drei Hauptverdächtigen hatten den Mord an den jungen Frauen aus Dänemark und Norwegen im Dezember gestanden.

"Es gibt keinen Gott neben Gott", sagte der Hauptverdächtige Abdessamad Ejjoud, der in traditioneller salafistischer Kleidung vor Gericht erschien, während der letzten Anhörung. "Lass ihn mir vergeben", fügte er an. Auch die beiden anderen Hauptverdächtigen baten Gott um Vergebung.

Seit 1993 nicht vollstreckt

Die Staatsanwaltschaft hatte bereits im Dezember die Todesstrafe für Ejjoud und seine beiden Komplizen, den 33-jährigen Rachid Afatti und den 27-jährigen Younes Ouaziyad, gefordert. Die Staatsanwälte gehen davon aus, dass Ejjoud der Anführer des für die Morde verantwortlichen Jihadistennetzwerks war.

Auch die Mutter des dänischen Mordopfers hatte die Todesstrafe für die Täter gefordert. Die Todesstrafe ist in Marokko seit 1993 nicht mehr vollstreckt worden.

Die 24-jährige dänische Studentin Luisa Vesterager Jespersen und ihre vier Jahre ältere norwegische Freundin Maren Ueland waren im Dezember beim Zelten im Atlas-Gebirge brutal ermordet worden. In einem nach dem Mord verbreiteten Video hatten die mutmaßlichen Täter dem Anführer der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, die Treue geschworen. Ein weiteres Video zeigte die Enthauptung eines der beiden Opfer. Der Fall hatte über Marokko hinaus für Entsetzen gesorgt.

Staat muss kein Schmerzensgeld zahlen

Die Familie des norwegischen Mordopfers nahm nicht an dem Prozess teil. Das Gericht ordnete jedoch an, dass die drei Hauptverdächtigen den Eltern von Maren Ueland zwei Millionen Dirham (rund 180.000 Euro) Entschädigung zahlen müssen.

Die Forderung der Eltern des dänischen Mordopfers nach einer Entschädigung in Höhe von zehn Millionen Dirham vom marokkanischen Staat wies das Gericht jedoch ab. Die Anwälte der Familie hatten Marokko "moralische Verantwortung" für die Ermordung ihrer Tochter vorgeworfen, da die Behörden die Verdächtigen nicht hinreichend überwacht hätten.

Alle außer den drei Hauptangeklagten hatten sich während des Prozesses als IS-Anhänger bezeichnet. Für sie forderte die Staatsanwaltschaft Haftstrafen von mindestens 15 Jahren.

20 Jahr für Hispano-Schweizer

Kevin Zoller Guervos wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt. Er war in dem elf Wochen dauernden Prozess der einzige nichtmarokkanische Angeklagte. Er hat die spanische und die schweizerische Staatsangehörigkeit und ist zum Islam konvertiert. Er soll den Haupttätern beigebracht haben, wie sie verschlüsselte Nachrichten verschicken und Waffen benutzen.

Nach Auffassung der Ermittler waren die Verdächtigen von der IS-Ideologie inspiriert, hatten aber keinen Kontakt zu den Jihadisten in Syrien oder dem Irak. Der IS selbst beanspruchte die Tat nie für sich. (APA, 19.7.2019)