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Auch in Zukunft will Huawei bei Android bleiben.

Foto: KACPER PEMPEL / REUTERS

Seit Wochen hat Huawei auf Fragen zur eigenen Smartphone-Zukunft dieselbe Antwort parat: Sollte der Handelsbann aufrecht bleiben, sei das überhaupt kein Problem. Immerhin habe man mit Hongmeng ein eigenes Betriebssystem als Ersatz parat. Seit Jahren im Geheimen entwickelt, sei es nicht nur flotter als Android, nein, es werde gar Apples iPhone abhängen, und weil das noch nicht reicht, könnte man auch gleich Windows am Desktop ersetzen. All das samt perfekter Android-Kompatibilität. Wie sich nun herausstellt, dürfte Huawei dabei allerdings reichlich kreativ mit der Wahrheit umgegangen sein.

Alles ist anders

Am Donnerstag lud Huawei zahlreiche Journalisten zu einem Briefing nach Brüssel ein, und was Catherine Chen, Senior Vice President des Unternehmens, dort zu sagen hatte, sorgt nun für einige Verblüffung. Hongmeng sei nie für Smartphones gedacht gewesen, entsprechend sei es auch kein Android-Ersatz. Vielmehr ziele das Betriebssystem auf Einsatzbereiche wie das Internet der Dinge und industrielle Anwendungen ab. Ob es jemals auch als Basis für ein Smartphone-System dienen kann, sei bisher noch nicht geklärt, gesteht Chen ein, wie die offizielle chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet.

Dies steht in krassem Gegensatz zu früheren Aussagen. Noch im Juni betonte etwa Unternehmenssprecher Andrew Williamson gegenüber Reuters, dass man im Falle einer dauerhaften Android-Blockade innerhalb weniger Monate auf Hongmeng wechseln könne. Das System werde gerade in China getestet, versicherte er im selben Atemzug.

Ausblick

Das wirft natürlich die Frage auf, wie es mit dem Smartphone-Geschäft von Huawei weitergehen soll, und hier hat Chen eine nicht ganz überraschende Antwort: Man habe vor, weiter auf Android zu setzen. Details zur Frage, wie das konkret aussehen soll, falls der Handelsbann der US-Regierung doch aufrecht bleibt, liefert der Bericht nicht. Eine Option wäre, dass man dann einfach eine Android-Abspaltung mit eigenem App Store nutzt, so wie es auf Huawei-Geräten in China schon seit Jahren der Fall ist. Immerhin sind dort Google-Dienste generell – zumindest offiziell – nicht verfügbar.

Eine weitere Alternative wäre ein Wechsel auf andere Open-Source-Betriebssysteme für Smartphones. So war vor einigen Wochen zu hören, dass sich Huawei für Sailfish OS interessiert. Die erste Wahl ist aber offenbar weiter ganz klar Android – und wenn möglich, in Partnerschaft mit Google. Ob US-Präsident Donald Trump da mitspielt, scheint aber weiter unklar. (apo, 19.7.2019)