Der Bericht der freiheitlichen Historikerkommission, in dem die Parteigeschichte aufgearbeitet werden soll, wird nicht und nicht fertig. Dafür gibt es einen Grund: Andreas Mölzer hat so viel zu tun. Um einem dringenden Bedürfnis weniger der Öffentlichkeit als vielmehr seiner Parteiöffentlichkeit abzuhelfen, musste er als Herausgeber des Buches Herbert K.: Der Law-&-Order Minister andere Arbeiten vernachlässigen.

Die Erscheinung des Werks wird in "Zur Zeit", wo Andreas Mölzer auch als Herausgeber wirkt, mit der Aufforderung Jetzt bestellen! nicht nur angepriesen, sondern sogar als legitim begründet. Die Legitimität dieses Buchs ergibt sich allein schon aus der Tatsache, dass sowohl die linke Opposition als auch die politisch-korrekten Mainstream-Medien den Innenminister zum primären Ziel ihrer Attacken gemacht haben, und dies wohl nicht zufällig.

Rechtspopulistische Hetze

Kein Wort davon, dass es vor allem der rechte Ex-Bundeskanzler und sein politisch eher mäßig korrekter Blümel waren, die Kickl mit der Entfernung aus dem Innenressort zum primären Ziel ihrer Attacken gemacht haben. Und dies ganz sicher nicht zufällig. Das wollte Mölzer nicht unnötig betonen, geht es doch darum, die FPÖ, möglichst samt Kickl, auch künftig in einer Regierung mit Kurz zu halten: Kickl ist zur Symbolfigur dafür geworden, dass diese aus ÖVP und FPÖ gebildete ehemalige Mitte-Rechts-Regierung tatsächlich gewillt und in der Lage ist, das Land einer wertkonservativen Reform zu unterziehen. Manche wollen sich auch von einem Fußtritt nicht davon abhalten lassen, rechtspopulistische Hetze unter dem Arbeitstitel wertkonservative Reform fortzusetzen.

"Kein Wort davon, dass es vor allem der rechte Ex-Bundeskanzler und sein politisch eher mäßig korrekter Blümel waren, die Kickl mit der Entfernung aus dem Innenressort zum primären Ziel ihrer Attacken gemacht haben": Sebastian Kurz und Herbert Kickl im Nationalrat.
Foto: APA/ROBERT JÄGER

In der "Kronen Zeitung", die im Laufe der Jahrzehnte viel zum Sauruf der Politik und seiner Protagonisten beigetragen hat, fand Michael Jeannée Mittwoch heraus, wer – fatal - in jenes Wespennest gestochen hat, das schuld ist am Sauruf der Politik und seiner Protagonisten. Es war Herr Gernot Blümel mit dem fatalen Satz: "Völlig wurscht, auf welchem Ministersessel ..." Die Fatalität des Satzes bestand darin, dass er nicht in der "Krone", sondern im "Kurier" gefallen ist, was Jeannée verschwieg.

Der "Sauruf der Politik"

Deutlicher wurde er bei der inspirierenden Definition des Wespennestes, das schuld ist am Sauruf der Politik und seiner Protagonisten. Das Wespennest - wer hätte das gedacht? – heißt Ministerbestellung, bei der es völlig wurscht ist, was der zu Bestellende gelernt hat - ein gewiss bedauernswerter Umstand, der auch in manchen Redaktionen vorkommen soll.

So lässt eine Metaphorik zu wünschen übrig, bei der eine Insektenbehausung als Umschreibung für einen Akt des Bundespräsidenten herhalten muss, aber so genau darf man es bei der "Krone" nicht nehmen. Erst recht nicht, wenn Jeannée weiter fantasiert: Heute Finanzminister, morgen Unterrichtsminister. Heute Innenminister, morgen Gesundheitsminister. Heute Justizminister, morgen Außenminister. Usw.usf. Derlei Wechsel mögen gelegentlich vorkommen, aber sicher nicht ständig von heute auf morgen. Das Paradebeispiel für sein Wespennest - wie man heute Außenminister ist und morgen Bundeskanzler, unterschlägt der Autor leider, aber da geht es ja auch um den redaktionell anzuhimmelnden Sebastian Kurz.

"Schreibn S' die Partei nieder"

Jeannée muss geahnt haben, dass es mit der Stichhaltigkeit seiner Behauptungen nicht weit her ist, und präsentiert auch die Schuldigen daran: seine Leser. Schon oft wurde ich gebeten, diese Praxis zum Thema meiner Post zu machen, fügte er in einem Postskriptum an. Geben S' denan a Gehörige. Blattln S' die Bagage auf. Schreibn S' die Partei nieder. Wer kann solchen subtilen Kennern der Politik schon widerstehen, wenn einem gerade sonst nichts einfällt?

Auch "Österreich" leistet in diesen Wochen seinen staatsbürgerlichen Beitrag, und zwar mit einem täglichen Wahl-Extra. Da wird auf einigen Seiten breitgetreten, was in den letzten Wochen schon anderswo zu lesen war, zum Beispiel, dass Sebastian Kurz nichts ausschließt. Vor allem aber, dass das Vorwahl-Pflichttreffen heimischer Möchtegern-Terminatoren mit Arnold Schwarzenegger bevorsteht – schon wegen der dabei entstehenden Fotos. Der ÖVP-Chef trifft den Terminator privat. Wie sonst? Und dann der kleine Basti in der Katzenstadt. In der Stadt der Katzen – Los Gatos – will er etwa den Streaming-Giganten Netflix besuchen. Und sich im Silicon Valley Inspiration für seine Politik holen. Wie oft noch? Aber Inspiration kann man nie genug haben. (Günter Traxler, 20.7.2019)