Will Sanktionen bei Ungleichbezahlung: SPÖ-Frauenchefin Gabriele Heinisch-Hosek.

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Wien – Sommer ist, und Gabriele Heinisch-Hosek schaut nach Island. Nicht persönlich, ausgedehnte Urlaube sind in Wahlkampfkampfzeiten nicht angedacht – aber im Geiste.

Die SPÖ-Frauenvorsitzende bereitet sich bereits auf den 29. Juli vor, den sogenannten Equal Pension Day. Das ist jener Tag, an dem der durchschnittliche Pensionist bereits jenen Betrag erhält, den die durchschnittliche Pensionistin erst mit Jahresende erhalten wird. Anders ausgedrückt: Österreichische Frauen müssen heuer mit demselben Betrag um 155 Tage länger auskommen als österreichische Männer.

42,3 Prozent weniger als Männer

Das Sichtbarmachen dieser Ungleichbehandlung zum Monatsende ist dabei nur ein Näherungswert: In Vorarlberg fand der statistisch berechnete Warntag bereits am 6. Juli statt, in Wien ist es erst am 30. August so weit. Lässt man die regionalen Unterschiede beiseite, bekommen Frauen durchschnittlich 42,3 Prozent weniger Pension als Männer. Das ist die Message des Equal Pension Day. Was das mit Island zu tun hat? Dort sind zwei von vier Ansätzen, die Heinisch-Hosek zur Lösung des Problems vorschlägt, bereits umgesetzt – Stichwort Kinderbetreuung, Stichwort Lohntransparenz.

Denn um die Pensionsproblematik zu verhindern, gelte es frühzeitig anzusetzen. Heinisch-Hosek, langjährige rote Kämpferin für frauenpolitische Anliegen, kennt deren Ursprünge zu Genüge: Es geht um Erwerbsunterbrechungen, die immer noch großteils Frauen für Erziehungs- oder Pflegeaufgaben in ihren Biografien haben. Es geht um schlecht bezahlte Teilzeitjobs. Es geht um die weit offene Lohnschere, die Vollzeit arbeitenden Frauen für die gleiche Tätigkeit rund 20 Prozent weniger Einkommen als Männern beschert.

Anders in Island: Bezahlt ein Unternehmen dort Frauen und Männern in gleicher Position nicht dasselbe Gehalt, setzt es Geldstrafen – eine Regelung, die im nordischen Land seit Jahresbeginn gilt. "Wir wollen auch in Österreich Sanktionen bei Ungleichbezahlung", sagt Heinisch-Hosek. In ihrer Zeit im Frauenministerium hat die rote Parlamentarierin allerdings genau das nicht durchgebracht.

Dreimal drei

Bei Ideen zu Karenzregelungen zeigt sich die SP-Mandatarin weniger radikal. Island gehe zwar auch hier mit einem Drei-mal-drei-Modell (drei Monate reserviert für je einen Elternteil, die restlichen drei Monate frei zur individuellen Einteilung) einen guten Weg, aber: "Es ist zu früh, das österreichischen Paaren aufzuzwingen." Ihre Sorge: Das könnte derzeit noch mehr Nach- als Vorteile für Frauen bringen.

Ein Punkt im Kampf gegen den Pensions-Gap soll aus Sicht der Roten natürlich nicht unerwähnt bleiben: Anfang Juli wurde auf Betreiben der SPÖ im Parlament die volle Anrechnung von Karenzzeiten beschlossen – mit den Stimmen von ÖVP, SPÖ, FPÖ und Jetzt. Damit müssen Zeiten der Elternkarenz künftig auch bei Gehaltsvorrückungen berücksichtigt werden. (Karin Riss, 26.7.2019)