Derzeit sind in Österreich über 236.000 DNA-Profile von Verdächtigen oder Verurteilten gespeichert.

Foto: APA/dpa/Stefan Sauer

Wien – Im sogenannten Prüm-Datenverbundnetz gleichen die EU-Mitgliedstaaten DNA- und Fingerabdruckdaten ihrer nationalen kriminalpolizeilichen Datenbanken in anonymisierter Weise ab. Österreich hat mit Großbritannien am 8. Juli als erster EU-Staat eine diesbezügliche Kooperation abgeschlossen – inklusive eines ersten Abgleichs, teilte das Bundeskriminalamt (BKA) am Freitag in einer Aussendung mit.

Die Kooperation im Rahmen des Prümer Vertrags wurde 2006 zwischen den Hauptentwicklerstaaten Österreich und Deutschland erstmals operativ gestartet und mit einem EU-Beschluss 2008 für alle EU-Staaten als verbindlich umzusetzen fixiert. Die Onlinekooperation hinsichtlich biometrischer Daten habe sich von diesem Zeitpunkt zum erfolgreichsten Instrument zur Bekämpfung schwerer internationaler Kriminalität innerhalb der EU entwickelt, schrieb das BKA.

Österreich gut vernetzt

Österreich ist diesbezüglich laut BKA sehr gut vernetzt: Derzeit können mit 24 weiteren EU-Staaten DNA- und Fingerabdruckdaten online binnen weniger Minuten abgeglichen werden. Allein hierzulande wurden im Rahmen der Prüm-Kooperation seit dem Start Ende 2006 mit DNA- und Fingerabdrucktreffern in mehr als 14.000 Fällen Straftäter identifiziert.

In weiteren 14.600 Fällen kam man durch Spurenzusammenhänge grenzüberschreitenden Tatserien international agierender Täter auf die Schliche. Durch den Abgleich biometrischer Daten in dieser Kooperation wurden nach Angaben des BKA 7.137 Straftäter mit falschen Aliasidentitäten identifiziert und 9.436 von Österreich oder österreichischen Prüm-Partnern gesuchte Straftäter lokalisiert.

Großbritannien besitzt mit mehr als fünf Millionen Profilen die mit Abstand größte DNA-Datenbank in Europa. In den vergangenen zwei Jahren unterstützte Österreich das Land bereits intensiv bei der Prüm-Umsetzung. Bei einem ersten Abgleich wurden von Großbritannien Spuren von rund 200.000 ungeklärten Fällen gegen die österreichische DNA-Datenbank abgeklärt.

40.000 Spuren mit Großbritannien abgeglichen

Österreich wiederum glich rund 40.000 offene Spuren gegen die Datenbank Großbritanniens ab. Diese Fälle wurden laut BKA nur mit den jeweiligen gespeicherten DNA-Informationen in anonymisierter Form abgeglichen. Im Trefferfall werden sie durch Sachverständige auf Richtigkeit geprüft, bevor weitere Personendaten ausgetauscht werden.

Das Ergebnis dieses ersten Abgleichs waren 320 Treffer offener Tatortspuren auf gespeicherte Personendaten. In Österreich sollen diese Treffer zur Klärung von rund 100 Einbruchsdiebstählen und gewerbsmäßigen Diebstählen, sowie auch einiger schwerer Raubdelikte führen, hieß es vom Bundeskriminalamt.

Zu einigen in Österreich gespeicherten Straftätern, welche mit offenen Tatortspuren aus Großbritannien übereinstimmten, wurden den britischen Ermittlungsbehörden vom Bundeskriminalamt aber bereits die weiteren Daten von identifizierten Tatverdächtigen bereitgestellt.

Mord und Sexualdelikt vor Klärung

Mit vom BKA zur Verfügung gestellten DNA-Profilen dürften bereits ein Mord sowie ein Sexualdelikt in Großbritannien geklärt worden sein. Großbritannien will in den nächsten Wochen schrittweise auch mit weiteren EU-Mitgliedsstaaten den Echtbetrieb aufnehmen.

In Österreich fallen Personen erkennungsdienstlich unter die DNA-Ermittlung, wenn sie im Verdacht einer strafbaren Handlung gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung oder einer vorsätzlich gerichtlich strafbaren Handlung mit einer Strafdrohung von mindestens einjähriger Freiheitsstrafe stehen. Derzeit sind in Österreich 236.405 DNA-Profile von verurteilten und verdächtigen Personen gespeichert. (APA, 19.7.2019)