Achtloses Wegwerfen ist eine der Hauptquellen für Makroplastik in der Umwelt. Für Mikroplastik ist neben der Land- und Bauwirtschaft auch das Waschen und Tragen von Kunstfaserbekleidung in erheblichem Maße verantwortlich.

Foto: Bernd Nowack/Empa

Forscher der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) haben im Auftrag des Schweizer Bundesamts für Umwelt erstmals das Ausmaß berechnet, wieviel Plastik in dem Land die Umwelt gelangt. In die im Fachblatt "Environmental Science & Technology" veröffentlichte Studie wurden die häufigsten Kunststoffe einbezogen. Das Ergebnis: Rund 5.000 Tonnen Plastik werden jährlich in die Umwelt eingetragen. Dabei zeigte sich, dass die Böden viel belasteter sind als die Gewässer.

Der Fokus lag auf den Kunststoffen Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol und expandiertes Polystyrol, PVC und PET, wie sie in Verpackungen, Textilien, Isolationsmaterial und Landwirtschaftsfolien eingesetzt werden. Die Wissenschafter haben den Weg dieser Kunststoffe in die Schweizer Umwelt von der Produktion über die Nutzung bis zur Entsorgung nachverfolgt und ein Modell entwickelt, mit dem sich diese Entwicklungen berechnen lassen. Unterschieden wurde zwischen Mikroplastik (kleiner als 5 Millimeter) und Makroplastik (größer als 5 Millimeter).

Achtlose Entsorgung

Den Forschern zufolge landen jedes Jahr rund 4.400 Tonnen Makroplastik auf und im Boden. Zusätzlich geraten etwa 100 Tonnen Makroplastik in Gewässer. 600 Tonnen Mikroplastik enden in oder auf Böden und knapp 15 Tonnen in Gewässern. Die Menge an Mikroplastik ist also deutlich geringer als diejenige von Makroplastik, doch ist die Anzahl der Partikel, die Auswirkungen auf die Organismen haben könnten, sehr viel größer.

Die Untersuchung zeige, dass die Plastikmenge, die auf und in Böden gelangt, rund 40-mal höher ist als diejenige, die in Gewässer eingetragen wird, heißt es seitens der Empa. Der Grund dafür sei vor allem das achtlose Wegwerfen von Abfall, was insbesondere Böden, geringer aber auch Gewässer mit Makroplastik belastet. Mit der Reinigung des öffentlichen Raumes lasse sich zwar ein Großteil des Plastiks einsammeln. Dennoch bleibe ein Teil liegen. Eine andere erhebliche Quelle von Makroplastik in Böden sei die Verwendung von Plastikfolien in der Landwirtschaft. Zudem gelange Makroplastik über die Kompostierung organischer Abfälle, die noch Plastik enthalten, auf und in den Grund.

Reifenabrieb nicht berücksichtigt

Die Hauptquellen von Mikroplastik im Boden sind ebenfalls die Landwirtschaft und die Bauwirtschaft, beispielsweise durch den Zerfall von Folien und Rohrleitungen und bei der Installation und dem Rückbau von Isolationen an Häusern. In geringerem Maße trägt auch die Abfallentsorgung zur Mikroplastikbelastung bei, nämlich durch das Zerkleinern von Kunststoffabfällen für das Recycling. In Gewässer gelangt Mikroplastik hingegen hauptsächlich durch das Waschen und Tragen von Kunstfaserbekleidung sowie Kosmetika. Gemessen an der modellierten Belastung der Böden sind diese Quellen allerdings gering. Zudem filtern effiziente Kläranlagen einen großen Teil des Mikroplastiks aus dem Abwasser heraus.

Die Forscher geben zu bedenken, dass für ein Gesamtbild der Kunststoffbelastung auch der Reifenabrieb von Fahrzeugen zu berücksichtigen sei. Dieser wurde von mehreren wissenschaftlichen Studien als größte Quelle von Mikroplastik identifiziert. Eine derzeit laufende Studie der Empa soll demnächst genauere Daten dazu liefern. (red, 21.7.2019)