Thibaut Pinot holt sich den prestigeträchtigen Sieg am Tourmalet.

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Col du Tourmalet – Der Traum eines Spitzenplatzes in der Gesamtwertung der 106. Tour de France ist für Patrick Konrad seit Samstag ausgeträumt. Ein Defekt zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt katapultierte den Niederösterreicher aus den Top 20. An der Spitze baute Julian Alaphilippe seine Führung auf dem Col du Tourmalet auf über zwei Minuten aus. Den Tagessieg holte sein französischer Landsmann Thibaut Pinot.

Tour de France (Deutsch Kanal)

Konrad musste nach einem technischen Gebrechen in der Anfangsphase des 19 km langen Schlussanstieges das Rad wechseln. Der 27-Jährige verlor den Anschluss an die Favoriten und kam mit Landsmann Gregor Mühlberger mit 12:39 Minuten Rückstand ins Ziel. In der Gesamtwertung fiel er vom 14. auf den 22. Platz zurück.

Konrad hat seinen Rückfall aber bei weitem nicht nur seinem technischen Problem 15 Kilometer vor dem Ziel zugeschoben. "Der Körper hat mir heute einfach meine Grenzen aufgezeigt", schilderte der Niederösterreicher. Schon am ersten Anstieg hätte er Mühe gehabt, mit den Besten mitzuhalten. "Am Tourmalet ist es mir dann ganz schlecht gegangen."

Konrad spürt laut eigenen Angaben immer noch die Folgen eines Zusammenpralls in der ersten Tour-Woche. "Die Rippenprobleme sind die letzten Tage nicht besser geworden." An einem so schwierigen Tag wirke sich das besonders aus. "Wenn da ein paar Prozent fehlen, kann man nicht mit den Besten der Welt mitfahren. Heute habe ich neue Grenzen kennengelernt." Für seinen deutschen Teamkollegen Emanuel Buchmann freute sich Konrad. "Emanuel ist jetzt unter den ersten Fünf. Da ist natürlich ganz klar, dass wir das heimbringen müssen."

Wie Mühlberger dürfte sich Konrad in der letzten Tour-Woche damit der Jagd nach Etappen und Helferdiensten für seinen deutschen Bora-Teamkollegen zuwenden, der als Tagesvierter überzeugte.

Alaphilippe glänzt erneut

Alaphilippe mausert sich unterdessen immer mehr zu einem echten Anwärter darauf, das Gelbe Trikot bis nach Paris zu tragen. Der Weltranglisten-Erste gilt nicht als ausgewiesener Rundfahrer, hatte am Freitag aber bereits mit seinem Sieg im Zeitfahren überrascht. Am Samstag überzeugte der 27-Jährige auch im Hochgebirge, nahm seinem ersten Verfolger Geraint Thomas weitere 30 Sekunden ab. Der favorisierte Vorjahressieger musste im Finish abreißen lassen.

"Es ist unglaublich", sagte Alaphilippe. "Der letzte Anstieg war Vollgas, ich habe nur starke Fahrer um mich herum gesehen. Am Ende war ich wirklich glücklich, dieses Gelbe Trikot verteidigt zu haben." In der Gesamtwertung führt er nun 2:02 Minuten vor dem Waliser Thomas und 2:14 Minuten vor dem Niederländer Steven Kruijswijk. Vierter ist mit 3:00 Minuten Rückstand Thomas' Ineos-Teamkollege Egan Bernal. Als Fünfter und Sechster folgen zeitgleich Buchmann und Pinot (jeweils +3:12).

Pinot in Form

Der Start der 14. und mit 117,5 km kürzesten Tour-Etappe dieses Jahres hatte sich wegen einer Protestaktion um 15 Minuten verzögert. Eine Ausreißergruppe mit prominenten Namen wie Ex-Gewinner Vincenzo Nibali hatte keine Chance. Im Ausscheidungsrennen auf den 2.115 m hohen Tourmalet verloren dann einige Mitfavoriten früh den Anschluss – darunter der Franzose Romain Bardet und der Kolumbianer Nairo Quintana.

Nach einer misslungen Attacke des französischen Meisters Warren Barguil setzte im Finish das Team Groupama FDJ Nadelstiche und wurde mit dem Etappensieg durch Pinot belohnt. "Der Tourmalet ist mythisch, ich bin glücklich", sagte der Tagessieger, der ob seiner starken Form auch noch um den Gesamtsieg mitfahren könnte. Die nächste Gelegenheit, Zeit gutzumachen, bietet sich bereits am Sonntag, wenn in Foix Prat d'Albis die nächste Bergankunft in den Pyrenäen auf dem Programm steht.

Pöstlberger wurde Papa

Auch Buchmann ist guter Dinge. "Ich habe mich die ganze Etappe gut gefühlt und bin optimistisch für die nächsten Tage", sagte Deutschlands neue Rad-Hoffnung. Bora wird versuchen, den 26-Jährigen bestmöglich zu unterstützen. Zu feiern gab es bei den Österreichern im Team trotz Konrads Missgeschick etwas: Der Oberösterreicher Lukas Pöstlberger, der im Lauf der Tour bereits aufgezeigt hat, wurde während der Rundfahrt erstmals Vater, wie Bora am Samstag bestätigte. (APA, 20.7.2019)

14. Etappe (Tarbes – Col du Tourmalet/117,5 km mit Bergankunft):
1. Thibaut Pinot (FRA) Groupama-FDJ 3:10:20 Std.
2. Julian Alaphilippe (FRA) Deceuninck-Quick Step +6 Sek.
3. Steven Kruijswijk (NED) Jumbo, gl. Zeit
4. Emanuel Buchmann (GER) Bora +8
5. Egan Bernal (COL) Ineos, gl. Zeit
6. Mikel Landa (ESP) Movistar 14
7. Rigoberto Uran (COL) EF 30
8. Geraint Thomas (GBR) Ineos 36
9. Warren Barguil (FRA) Arkea-Samsic 38
10. Jakob Fuglsang (DEN) Astana 53.
Weiter: 39. Gregor Mühlberger (AUT) Bora +12:39 Min. – 40. Patrick Konrad (AUT) Bora, gl. Zeit – 134. Lukas Pöstlberger (AUT) Bora +24:24 – 147. Marco Haller (AUT) Katjuscha 26:21

Gesamtwertung:
1. Alaphilippe 56:11:29 Std.
2. Thomas +2:02 Min.
3. Kruijswijk +2:14
4. Bernal 3:00
5. Buchmann 3:12
6. Pinot, gl. Zeit
7. Uran 4:24
8. Fuglsang 5:22
9. Alejandro Valverde (ESP) Movistar 5:27
10. Enric Mas (ESP) Deceuninck-Quick Step 5:38.
Weiter: 22. Konrad 17:13 – 38. Mühlberger 43:04 – 134. Pöstlberger +2:08:43 Std. – 160. Haller +2:22:14