"Ich war am Aufräumen und Feuerlöschen. Wir wurden von den sportlichen Erfolgen ein bisserl überholt", sagt GAK-Klubmanager Matthias Dielacher.

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Der GAK hält sich an die Vorschriften. Auch bei der Auftaktveranstaltung der Zweiten Liga. Während so manch arrivierter Zweitligatrainer unter seinem Sakko mit einem Shirt schummelt, sitzen Klubmanager Matthias Dielacher, Teammanager Fabio Schaup und Coach David Preiß brav im weißen Hemd an einem Tisch. Die Bundesliga wollte das so, sagt man. Nach dem sechsten Meistertitel in Folge spielt der GAK wieder auf der größeren österreichischen Bühne mit. Er beginnt am Sonntag beim FAC Wien. Dielacher war federführend dabei, als sich die Grazer Roten 2013 in der untersten Liga neu gründeten. Seit 1. Jänner 2019 ist er Klubmanager.

STANDARD: Wie fühlt es sich an, wieder fast ganz oben zu sein?

Dielacher Es ist alles neu, aber wir profitieren sehr von der Professionalität, die die Bundesliga mitbringt. Es herrscht sehr viel Verständnis, dass wir beim GAK gerade Strukturen errichten. Wir haben hunderttausend Fragen, und sie werden alle beantwortet.

STANDARD: Gab es Vorbehalte seitens der Liga?

Dielacher: Das Gefühl haben wir nicht. Wir wurden ja schon im Winter beim Zulassungsverfahren unter die Lupe genommen.

STANDARD: Es stehen sechs Meisterpokale in Folge in der Vitrine. Kommt diese Saison der Siebente?

Dielacher: Wir können davon ausgehen, dass das nicht so sein wird. Es heißt zwar immer, Geld spielt nicht Fußball, aber irgendwann kommst du an dem Punkt nicht vorbei, an dem das Budget auch mitspielt. Die Teams, die vorne dabei sind, haben mehr als das Doppelte an finanziellen Mitteln.

STANDARD: Gegen die Austria letzte Cupsaison hat man gezeigt, dass das Budget nicht immer über Sieg oder Niederlage entscheidet.

Dielacher: Das sind Spiele, bei denen das Team 150 Prozent abruft und auch das Glück dazukommt. Über eine ganze Saison ist es ausschlaggebend, ob manche Spieler am Vormittag im Büro sind und dann trainieren gehen, oder ob sie Profis sind.

2018/19 eliminierte der GAK die Austria im Cup.
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

STANDARD: Wie hoch ist das Budget des GAK?

Dielacher: Wir sind bei rund zwei Millionen Euro. Am Ende des Tages ist ausschlaggebend, dass wir noch keinen Profibetrieb haben.

STANDARD: Das Saisonziel?

Dielacher: Wir wollen mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Die Plätze neun bis zwölf sind unser Ziel. Wenn es einstellig wird, wäre es ein Traum.

STANDARD: Der GAK hat einen Ruf.

Dielacher: Welchen denn? Wir haben viele.

STANDARD: Vor allem wirtschaftlich einen nicht unbedingt glorreichen. Auch die Salzburger Austria hat sich in der zweiten Liga verkalkuliert. Gibt es die Gefahr, dass es wieder kracht?

Dielacher: Nein. Wir sind budgetär gut im Rennen, und es war die letzten Jahre so, dass wir immer zehn Prozent Budgetüberschuss bei der Generalversammlung abgegeben haben. Im Worst Case haben wir bei der Stadt 300.000 Euro für den Stadionausbau hinterlegt, die wir zurückbekommen, weil das Stadion in Weinzödl nicht ausgebaut wird. Die sind nicht im Budget berücksichtigt.

STANDARD: Wieso wird es nicht ausgebaut? Das war doch lange ein Herzensprojekt.

Dielacher: Als wir in der Oberliga mit den Plänen zum Ausbau in Weinzödl begonnen haben, war das sicher alles richtig. Nur haben wir nicht damit gerechnet, dass wir zwei Jahre später in der Zweiten Liga stehen. Die Umbaukosten sind gestiegen und 2,5 Millionen Euro für ein Stadion, das keinen Zuschauer mehr als jetzt fasst, sind nicht mehr tragbar. Außerdem ist der VIP-Klub nicht zweitligatauglich und die Verkehrsanbindung ist noch immer nicht gegeben. Wir haben dann gesagt, dass wir uns da verrennen.

STANDARD: Der GAK teilt sich also wieder die Merkur-Arena mit dem Stadtrivalen SK Sturm. Funktioniert das reibungslos?

Dielacher: Es wird für beide Seiten schwierig, das möchte ich nicht beschönigen. Aber wir sind aktuell in einem Dialog und versuchen Synergien zu finden. Wir wollen uns nicht gegenseitig die Hakln ins Kreuz rammen.

Das Grazer Derby zwischen GAK und Sturm im Jahr 2007.
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STANDARD: Blick zurück. 2013 wurde der GAK neu gegründet. Was waren damals die Ziele?

Dielacher: Jeder von uns wollte seinen Verein wieder Fußball spielen sehen. Egal wie, egal auf welcher Wiese.

STANDARD: Gab es Gegenwind?

Dielacher: Sehr starken. Niemand wollte uns auf seiner Anlage spielen oder trainieren lassen. Auch die Leute, die den GAK gerne mit Gratkorn unter dem absurden Namen GAK Quadrat in der Regionalliga fusionieren wollten, hatten natürlich etwas dagegen, dass wir einfach neu starten. Das hat sich schnell verlaufen, weil auch Gratkorn finanziell am Boden war.

STANDARD: Was waren die Schwierigkeiten bei der Gründung?

Dielacher: Ganz banale Dinge. Man braucht, um einen Fußballverein neu zu gründen, 16 Spieler, die noch nie bei einem Fußballverein registriert waren. Das ist gar nicht so einfach. Ich bin selbst Gründungsspieler, weil ich nie Fußball gespielt habe. Aber es gab Leute, die wir anmelden wollten, und der Fußballverband hat dann gesagt: Nein, das geht nicht, weil der als Fünfjähriger bei Hausmannstätten angemeldet war. Ich glaube, diese Regelung soll verhindern, dass sich Vereine wegen Streitigkeiten in der Kantine aufspalten.

Dann kamen die Probleme mit der Infrastruktur. Wir haben bis in die Regionalliga mit Dixi-Klos gearbeitet. Das war bei 2500 Zuschauern schon grenzwertig. Die Sponsorensuche war auch nicht einfach.

STANDARD: Der Fanzuspruch war von Anfang an gegeben.

Dielacher: Das hat uns auch rauf gebracht. Uns war wichtig, alle Fanlager einzubinden.

STANDARD: Sie haben in sechs Jahren alle Leistungsstufen des österreichischen Kicks gesehen. Wo hat es am meisten Spaß gemacht?

Dielacher: Lustig und skurril war es unten, also in der 1. Klasse Mitte A. Das ist die achte Liga. Das Gesamterlebnis war einfach unglaublich. Wir haben gegen Vereine gespielt, die von sich aus auf das Heimrecht verzichtet haben. Zum Beispiel die Austria Puch: Der Obmann war gleichzeitig Zeugwart und verantwortlich für den Platz und hat gesagt: "Um Gottes willen, da kommen 1000 Leute auf einmal, das mache ich sicher nicht mit." Also hatten wir ein Heimspiel mehr.

Der Trainer ist vor dem Spiel zu uns gekommen und hat sich entschuldigt: "Wenn unsere Spieler euch weh tun, dann ist das nicht absichtlich. Sie können es einfach nicht besser." Beim Stand von 7:0 sind unsere Spieler nur mehr davongelaufen, damit sie nicht getreten werden. Ein Highlight war sicher auch das Spiel gegen Judendorf. Da waren 3000 Zuschauer auf einer Wiese. In der achten Liga.

Der GAK durfte zuletzt über sechs Meistertitel in Folge jubeln.
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

STANDARD: Vor einem Jahr haben Sie noch gesagt, dass die Regionalliga sicher ein großes, sportliches Hindernis wird. Als Meister lässt es sich gut prahlen, aber war es wirklich so mühsam?

Dielacher: Die Regionalliga war nicht die schwierigste Liga, wir haben aber auch davon profitiert, dass unseren Konkurrenten die Luft ausgegangen ist. Sportlich und wirtschaftlich. Einige wollten gar nicht aufsteigen und haben zurückgeschraubt. In der Oberliga und Landesliga war es schon auch sehr knapp. Vieles in der schönen Geschichte des GAK hat auch mit Glück zu tun. Aber wir nehmen das dankbar an.

STANDARD: Was wäre passiert, wenn man beispielsweise in der Oberliga hängengeblieben wäre?

Dielacher: Davor haben wir uns gefürchtet, weil dann machen die Leute irgendwann nicht mehr mit. Du spielst vor einem harten Kern von 400 Zuschauern. Das wäre verheerend gewesen.

STANDARD: War der öffentliche Druck auch groß?

Dielacher: Von außen gab es oft den Anspruch: Der GAK muss rauf. Das ist auch jetzt so. Und wir sagen klipp und klar, dass wir ganz rauf wollen. Aber erst, wenn der Verein dafür reif ist. Und das sind wir aktuell nicht. Wir haben eine Zulassung und keine Lizenz, eine Lizenz würde bedeuten, dass wir bis März auf einen Profibetrieb umstellen. Das schaffen wir nicht. Mit der Zulassung können wir Zweite Liga spielen. Wir werden sehen, was in den nächsten zwei, drei, vier Jahren passiert. Mit dem, was wir erreicht haben, sind wir sehr zufrieden, aber wir wollen auf keinen Fall größenwahnsinnig werden.

STANDARD: Was würden Sie im Nachhinein anders machen?

Dielacher: Wir hätten uns früher von den ehrenamtlichen Strukturen verabschieden und professioneller aufstellen sollen. Als ich mit 1. Jänner 2019 mein Amt bezogen habe, war ich vor allem am Aufräumen und Feuerlöschen. Das kommt daher, dass wir wirklich nicht damit gerechnet haben, aus der Regionalliga aufzusteigen. Wir wurden von den sportlichen Erfolgen ein bisserl überholt.

STANDARD: Sie sind Anfang des Jahres recht unvermittelt Klubmanager geworden, kommen beruflich ja aus einer ganz anderen Ecke. Fehlen da manchmal die Erfahrungswerte?

Dielacher: Ja, aber diese Chance, sein Hobby zum Beruf zu machen, bietet sich nicht oft im Leben. Ich nutze auch die Bundesliga als Serviceeinrichtung für meine 1000 Fragen. Ich hoffe, dass meine Anliegen nächstes Jahr weniger werden.

STANDARD: Der Prozess gegen ehemalige Funktionäre, die die Konkurse zu verantworten haben, ist noch nicht anberaumt. Die Causa liegt bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien. Gibt es noch Kontakte zu jemandem aus der "großen Zeit" des GAK?

Dielacher: Nein, es gibt zu den früheren Funktionären keinen Kontakt. Aber auch keine Feindseligkeiten. Die Geschichte ist für uns abgehakt. Wir sind den Weg in die und aus der 8. Liga gegangen, damit wir das abhaken können. Wir merken auch, dass das in der Öffentlichkeit endlich so angenommen wird. Für uns ist das Thema erledigt. (Andreas Hagenauer, 22.7.2019)