Jedes dritte verkaufte Fahrrad in Österreich war im Vorjahr bereits ein E-Bike. Viele Radler schätzen die Annehmlichkeiten des E-Rads.

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Wien – Ein E-Bike-Fahrer war vergangene Woche mit seinem frisierten Gefährt auf der Hernalser Hauptstraße in Wien mit 65 km/h unterwegs – und das laut Polizei ohne Helm, aufwärts und ohne dabei in die Pedale zu treten. Beamten der Landesverkehrsabteilung war der Biker im Zuge des Streifendienstes aufgefallen. Bei einer anschließenden Kontrolle stellte sich zudem heraus, dass mittels eines händisch zu bedienenden "Gashebels" eine Beschleunigung auf 70 km/h möglich gewesen wäre.

Das Fahrrad war laut Polizei, die auf das Kraftfahrgesetz verwies, als Motorrad einzustufen. Der E-Biker, über den zunächst keine weiteren Informationen veröffentlicht wurden, wurde mehrfach angezeigt. Unter anderem hätte eine Helmpflicht gegolten und das E-Bike hätte als Motorrad zugelassen sein müssen – mit allen Verpflichtungen, die sich daraus ergeben.

Der Fahrer mit seinem frisierten E-Bike mag ein Einzelfall sein. Fest steht aber, dass reguläre E-Bikes im Straßenverkehr und auf dem Berg mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Das Geschäft boomt: Wurden laut dem Verkehrsclub Österreich im Jahr 2008 erst 8.000 E-Fahrräder verkauft, waren es 2018 bereits rund 150.000 E-Bikes.

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Der Marktanteil kletterte damit auf 33 Prozent: Laut dem Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster (VSSÖ) wurden im Vorjahr insgesamt 457.000 Bikes an den Fachhandel verkauft.

Viele Radler schätzen die Annehmlichkeiten, die ein solches Bike zu bieten hat: Mit Unterstützungsleistung sind Steigungen und längere Distanzen leichter machbar. Der Umgang mit den E-Bikes und deren Fahrverhalten sollte aber gut trainiert werden. So zeigt eine Statistik des ÖAMTC, dass im Vorjahr bereits 42,5 Prozent aller auf Straßen getöteten Radfahrer E-Biker waren. Und das, obwohl insgesamt deutlich mehr Fahrräder ohne E-Unterstützung unterwegs sind.

Der Deutsche Jörg Kubitzki, Unfallforscher beim Versicherungskonzern Allianz, schätzt die Gefahr eines tödlichen Unfalls für E-Biker in Deutschland dreimal höher ein als auf einem Fahrrad ohne Motor. Gefährdet seien keineswegs nur Senioren.

Erst am Samstag stürzte ein 54-Jähriger in Hamburg mit seinem bis zu 45 km/h schnellen E-Bike. Rettungskräfte versuchten ihn zu reanimieren, doch der Mann starb wenig später in einer Klinik. Wie es zu dem Unfall kam, war zunächst unklar. Die Polizei fand Rattenfallen am Straßenrand. Ob diese den Sturz ausgelöst haben, sei Bestandteil der Ermittlungen, hieß es.

In Tirol kollidierte am Samstagabend ein 16-jähriger E-Biker in Axams mit einem Pkw. Er stürzte über das Auto, schlug mit dem Kopf auf dem Asphalt auf und verlor das Bewusstsein. Der 16-Jährige, der laut Polizei keinen Helm trug, erlitt schwere Verletzungen. (krud, 21.7.2019)