Ein Volkwagen am Band in Wolfsburg. Deutschland bietet den USA nun Nullzölle für Autos an.

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Viel hatte der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier beim Klinkenputzen in Washington nicht anzubieten. Die Reduzierung der Autozölle auf null sollte die Gastgeber auf seiner Handelsmission wohl milde stimmen. Was großmütig wirkt – es geht um Milliarden –, ist es aber nicht, denn die unterschiedliche Behandlung von US-Einfuhren nach Europa und EU-Ausfuhren in die USA ist sachlich nicht gerechtfertigt. Im Prinzip bietet die deutsche Seite lediglich an, was unvermeidlich ist, um die zähen Handelsgespräche überhaupt am Laufen zu halten.

Nun wäre es natürlich nicht klug von den Europäern, im Mikado-Spiel mit den Amerikanern als Erster zu wackeln oder gar in Vorleistung zu gehen. Von Großzügigkeit zeugt eine allfällige Absenkung der Autozölle aber ohnehin nicht, denn profitieren würde davon – erraten! – allen voran die deutsche Autoindustrie. Mercedes, Porsche und BMW würde der Weg auf die US-Straßen erleichtert. Auch haben BMW, Daimler und Volkswagen in den vergangenen Dekaden Milliarden in US-Fabriken investiert, sie sind jenseits des Atlantiks also gut aufgestellt.

Blöderweise geht es in dem von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelsstreit aber nicht nur um das Allerheiligste der Deutschen. Die Amerikaner drängen insbesondere auf die Öffnung des europäischen Agrarsektors, die die EU und Frankreich im Besonderen scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Einen Vorgeschmack hat Trump bereits gegeben: Gouda, Parmesan, Oliven und Whisky könnten als Nächstes mit Strafzöllen belegt werden. An dieser Front wird die Erhöhung der Importe von US-Soja ebenso wenig reichen wie die von US-Flüssiggas.

Entscheidend ist einzig China. Raufen sich Peking und Washington zusammen, wird ein Deal an deutschen Autos wohl nicht scheitern. Gelingt dies nicht, wird Europa zum Kollateralschaden eines unsinnigen Kräftemessens. (Luise Ungerboeck, 21.7.2019)