"Ich bin ein richtiger Buchmensch. Zu Hause habe ich sogar ein eigenes Bücherzimmer: 600 Bücher füllen mittlerweile drei große und ein kleines Regal, Filme habe ich circa 200. Daher bin ich auch sehr zufrieden mit meinem Job: Ich arbeite als Buchhändler in einer Buchhandlung in Oberösterreich. Seit vier Jahren bin ich mit der Lehre fertig.

Diese habe ich angefangen, weil ich das immer schon wollte und weil ich nach zwei Jahren die Handelsakademie abgebrochen habe. Es ist schön, Bücher zu verkaufen. Überhaupt solche, die ich selbst gerne lese. Ich bin in der Abteilung, wo Belle – so nennen wir die Belletristik – und Krimis sind, auch Fantasy und Thriller stehen hier in den Regalen.

Der Kundenkontakt gefällt mir. Zu uns kommen vor allem ältere Leute, die reden gerne. Zum Beispiel kam ein Herr rein, der von seiner Frau zu Weihnachten ein Buch bekommen hat –wir haben eine halbe Stunde darüber gesprochen. Das hat man in einem anderen Einzelhandel eher weniger, da redet man mit den Kunden wahrscheinlich nicht über die letzte Hose, die sie gekauft haben. Mir ist es wichtig, etwas Sinnvolles zu verkaufen und dabei Leuten auch zu helfen. Vor kurzem hat eine Frau Bücher mit Krebserfahrungsberichten gesucht, da haben wir uns auch länger unterhalten.

Wenig Bücher für Buben

Generell ist es immer noch so, dass Frauen mehr lesen als Männer. Das Problem ist hier auch, dass es viel mehr Literatur für Frauen gibt. Wenn jemand für seine Kinder oder Enkel ein Buch kauft, dann versuche ich die Frage zu vermeiden, ob das Buch für einen Bub oder ein Mädchen ist. Das ist aus meiner Sicht egal. Aber gerade wenn die Jungs in der Pubertät sind, wollen sie nicht nur Bücher lesen, die eine Protagonistin haben. In Fantasy- oder Fußballbüchern ist das eh nicht so, aber das interessiert auch nicht alle. Und das ist dann oft der Punkt, wo viele Buben, die in der Schule noch gerne gelesen haben, die Liebe zu den Büchern verlieren. Und aufhören zu lesen.

Dann ist es cool, wenn ich denen ein passendes Buch empfehlen kann und sie weiterlesen. Ich habe auch das Gefühl, dass sie anders sprechen, weil ihr Wortschatz größer wird. Und ich hatte auch schon nichtdeutschsprachige Kunden, die nach einiger Zeit angefangen haben, Belletristik zu lesen, weil sie im Deutschkurs schon so fortgeschritten waren. Das ist toll zu beobachten.

Stressige Weihnachtszeit

Auch wenn ich es mag, mit Menschen zu arbeiten: Manchmal ist es auch anstrengend und stressig. Besonders wenn die Schule wieder anfängt. Oder im Weihnachtsgeschäft, das bei uns von Oktober bis Jänner dauert, wenn die Leute die Geschenke umtauschen. Voriges Jahr sagte eine Kundin, ich hätte ihr Weihnachten zerstört, weil ihr Mann die Bestellbestätigung für sein Geschenk bekommen hat, dabei wäre das Buch eine Überraschung gewesen. Natürlich tut mir das leid, und ich denke darüber nach – aber es ist nicht so, dass ich meine Arbeit gedanklich mit nach Hause nehme.

Was aber indirekt Druck ausübt: Durch die große Konkurrenz des Onlinehandels ist der Markt stark umkämpft, und es wird überall gespart. Vor allem dort, wo es am leichtesten geht: beim Personal. Ich habe das Gefühl, dass daher auch weniger geschaut wird, wie buchaffin die Mitarbeiter sind. Wir sind aber nicht nur in der Kundenberatung tätig, sondern stehen auch hinter der Kasse, nehmen die neue Warenlieferung an und sortieren sie in die Regale.

Unser Gesprächspartner, ein Buchhändler in einer größeren Buchhandlung, verdient eigenen Angaben zufolge rund 1.300 Euro netto pro Monat (Symbolbild).
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Für meine 38,5 Stunden erhalte ich netto 1.336 Euro im Monat. Das ist eher am unteren Ende des Gehaltsspektrums, aber es reicht für mich. Ich wohne mit meiner Freundin zusammen, sie verdient etwa gleich viel, und wir teilen uns die Ausgaben. Für unsere 70 Quadratmeter große Wohnung zahlen wir 690 Euro Miete, dazu kommen etwa 50 Euro Strom und 30 Euro für die Haushaltsversicherung. Auch die Ausgaben für unseren alten Opel, mit dem wir täglich zusammen in die Arbeit fahren, teilen wir uns. Weil wir beide noch nicht so lange den Führerschein haben, zahlen wir für die Versicherung etwas mehr. Das sind rund 70 Euro im Monat, dazu kommen noch circa 120 Euro für dreimal monatlich Tanken.

Nachhaltig leben

Wofür ebenfalls ein großer Teil des Einkommens weggeht, ist Essen. Meine Freundin lebt quasi vegan, ich bin Vegetarier. Wir kaufen nur Bio und relativ viel unverpackt – das summiert sich. Rund 600 Euro geben wir monatlich für Lebensmittel aus, also etwa 300 Euro pro Kopf. Hin und wieder gehe ich auch mit meinen Freunden essen.

Was ich mir auch gönne, sind Bücher. Dafür habe ich mir ein monatliches Budget von maximal 100 Euro gesetzt. Im Schnitt lese ich pro Monat zwei Romane, hinzu kommen noch Sachbücher und Comics. Künftig will ich das Budget aber eindämmen. Denn: Ich möchte meine Matura nachmachen und würde dafür Stunden reduzieren. Da kann ich das Geld gut gebrauchen.

Wofür auch noch viel Geld draufgeht, sind Reisen. Dieses Jahr waren wir schon in Brüssel und in Paris, das waren insgesamt 1000 Euro für uns beide. An Pfingsten war ich mit meinen Freunden auf Urlaub. Im Sommer werden wir nicht mehr groß wegfahren, vielleicht machen wir im Herbst noch eine Städtereise nach London.

In meiner Freizeit fotografiere ich gerne, zuletzt habe ich mir dafür ein neues Stativ gekauft habe. Und ich gehe wandern, das ist der einzige Sport, den ich mache. Kürzlich habe ich mir neue Wanderschuhe besorgt, ansonsten gebe ich wenig Geld für Kleidung aus. In Zukunft will ich mir eigentlich keine Kleidung mehr kaufen. Das ist nachhaltiger – auch wenn es manchmal schwierig ist, nach der Arbeit beim Sneakergeschäft vorbeizugehen. Auch bei der Körperpflege versuchen wir, so viel wie möglich zu vermeiden: Ich habe einen Seifenblock, mit dem komme ich circa drei Monate aus.

Unterstützung von den Eltern

Am Ende des Monats schaue ich, dass ich circa 50 Euro auf mein Tätowierkonto überweise. Da ist das Geld aber bald wieder weg. Dann gehen noch 15 Euro auf das Sparbuch, das ich für meinen Neffen angelegt habe, und 25 auf meinen Bausparer. Gemeinsam mit meiner Freundin spare ich auch: Wir haben ein Sparbuch, auf das wir unsere Kupfermünzen einzahlen, und das Weihnachtsgeld, das wir von der Familie bekommen. So haben wir einen Puffer, sollte mal der Fernseher oder Ähnliches kaputtgehen.

Trotzdem haben wir das Glück, dass uns unsere Eltern notfalls auch noch unterstützen können. Sie haben uns zum Beispiel Geld für das Auto geliehen. Das ist mir lieber, als mit 23 schon einen Kredit zurückzuzahlen oder mein Konto stark zu überziehen. Dann könnte ich nicht mehr schlafen." (Gehaltsprotokoll: Selina Thaler, 23.7.2019)