Bild nicht mehr verfügbar.

Mittels eines eigenen Zertifikats lässt die kasachische Regierung den Internetverkehr auf ihre Server umleiten.

Foto: Reuters

Die kasachische Regierung hat damit begonnen, einen Schritt zur massiven Überwachung der Bürger im Internet umzusetzen. Vor kurzem verschickten alle Provider des Landes eine SMS an ihre Kunden, in der diese "in Übereinstimmung mit Artikel 26 des Telekommunikationsgesetzes" dazu aufgerufen werden, ein staatliches Zertifikat auf ihren Geräten zu installieren.

Die Nachricht beinhaltet einen Link auf eine Website, über die das Zertifikat bezogen werden kann. Die Installation nicht vorzunehmen könne dazu führen, dass es mit verschiedenen "Internetressourcen" zu Problemen kommt, warnt man weiters.

Bereits erste Angriffe beobachtet

Bei MS Poweruser spricht man von einem Testlauf für die "nukleare Option" hinsichtlich der Überwachung. Viele Webseiten sind, auch infolge der Snowden-Enthüllungen, nur noch über HTTP Secure (https) zugänglich. Das bedeutete, dass zwar Provider nach wie vor wissen, welche Seiten man aufruft, der Datenverkehr zwischen Besucher und Seite aber verschlüsselt abläuft.

Nach der Einrichtung des Zertifikats wird der Datenverkehr allerdings beim Aufruf von Facebook, Twitter, Youtube, Gmail, Vkontakte und weiterer Plattformen über Regierungsserver umgeleitet und dort potenziell gespeichert und ausgewertet. Erste "Man in the Middle"-Attacken wurden bereits beobachtet. Laut Berichten sorgt das Zertifikat allerdings auch aus anderen Gründen für Ärger: Nutzer berichten von Problemen beim Aufruf besagter Seiten.

In den Foren von Mozilla regt sich bereits Widerstand. Dort fordern User die Firefox-Entwickler auf, das kasachische Staatszertifikat zu sperren. Es gibt allerdings auch Gegenstimmen, die – auch im Hinblick auf die Verbreitung von Firefox – argumentieren, dass ein Hinweis auf die Überwachung vor dem Einspielen des Zertifikats sinnvoller wäre.

Wenig Netzfreiheit

In Sachen digitale Bürgerrechte ist das Land mit 18 Millionen Einwohnern schon länger ein Sorgenkind. Der Freedom-of-the-Net-Index aus dem Jahr 2018 stuft es netzpolitisch als "nicht frei" ein. Es kommt zur Blockade von regierungskritischen Webseiten und der Inhaftierung oppositioneller Blogger.

Auch abseits netzpolitischer Belange wird Kasachstan regelmäßig für den autoritären Regierungsstil von Präsident Qassym-Schomart Toqajew kritisiert. Zuletzt wurde die Hauptstadt Astana nach seinem Vorgänger, Nursultan Nasarbajew, in Nursultan umbenannt. (gpi, 22.7.2019)