Neos-Generalsekretär Nikola Donig findet: "Wenn sich schon jemand exponiert und wahlkämpft, dann soll er auch in das Hohe Haus einziehen."

Foto: apa / neubauer

Ob das für "Kurier"-Herausgeber Helmut Brandstätter gilt, wird sich erst am Mittwoch zeigen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Die Neos beraten am Mittwoch im erweiterten Parteivorstand darüber, ob sie "Kurier"-Herausgeber Helmut Brandstätter einen sicheren Listenplatz für die Nationalratswahl geben wollen.

Wie berichtet ist der 64-Jährige, der am selben Tag sein Buch "Kurz & Kickl – Ihr Spiel mit Macht und Angst" vorstellt, seit Wochen für eine derartige Wildcard im Spiel. Anfangs wurde ein Seitenwechsel noch dementiert, mittlerweile nicht mehr. Allerdings müsste auch noch die pinke Parteibasis zustimmen. Für Samstag wurde daher eine Mitgliederversammlung einberufen. Brandstätter twittert in der Zwischenzeit über das Schreddern im Kanzleramt.

TV-Auftritte im Wahlkampf?

Gespräche mit Brandstätter wurden schon seit längerem geführt, heißt es bei den Pinken, konkret sei es erst zuletzt geworden. Nicht ausgeschlossen wird auch, dass Brandstätter im Wahlkampf den einen oder anderen TV-Auftritt bekommt – so wie Irmgard Griss vor der letzten Wahl.

Aber wie gesagt: Offiziell ist noch nichts, Brandstätter will sich erst am Mittwoch äußern. Im "Kurier" sorgt das für Unmut. Chefredakteurin Martina Salomon teilte ihrem Vorgänger am Montag per Mail mit, dass vorerst keine Artikel mehr von ihm veröffentlicht würden, "solange nicht geklärt ist, ob du in die Politik wechselst oder nicht". Das sei mit Geschäftsführung und Eigentümer abgesprochen und entspreche auch dem Wunsch der Redaktion, "die die momentane Situation als sehr kritisch und belastend für den 'Kurier' sieht", schrieb Salomon in der Nachricht, die dem STANDARD vorliegt.

Und weiters: "Ich denke, das passt auch zu deinem Verantwortungsgefühl und deinem Wunsch nach sauberer Trennung von Politik und Medien." Sollte er doch nicht kandidieren, "werden wir die bisher geübte Praxis selbstverständlich fortsetzen", betonte die Chefredakteurin.

Brandstätter selbst ließ seine journalistische Zukunft zuletzt offen. In einem "Trend"-Interview verwies er auf Beispiele aus dem deutschsprachigen Ausland, "wo führende Publizisten auch Politiker waren, wenn ich an Gerd Bucerius ("Zeit"- und "Stern"-Verleger, Anm.) oder Rudolf Augstein ("Spiegel"-Gründer, Anm.) denke". Zusatz: "Aber ich weiß natürlich nach vielen Jahren in Deutschland, dass es dort liberaler zugeht. Es gibt viele Gründe, warum Österreich liberaler werden sollte."

Vertrag läuft noch ein Jahr

Als "Kurier"-Herausgeber ist Brandstätter noch ein Jahr unter Vertrag. Chefredakteur ist er seit Oktober 2018 nicht mehr, was er unter anderem auf politische Interventionen zurückführte. Eigentümer Raiffeisen ist, so heißt es, schon länger an einer einvernehmlichen Auflösung interessiert. Allgemein erwartet wird nun, dass der – dem Vernehmen nach sehr gut dotierte – Vertrag voll ausbezahlt wird. Aber auch "Kurier"-Aufsichtsratschef Erwin Hameseder möchte sich erst äußern, wenn die Kandidatur fix ist. (go, 22.7.2019)