Anlässlich des einhundertjährigen Bestehens warf man bei der Hotelkette Hilton einen Blick in die Zukunft, und es klingt vieles so, wie man sich das von einem Science-Fiction-Roman über das Jahr 2119 erwarten würde. Hotels will man nicht nur in Wüsten und hohen Gebirgslagen ansiedeln, sondern auch auf anderen Planeten eröffnen. Kapseln sollen einen sowohl im Weltall als auch unter Wasser in wenigen Minuten an bislang unentdeckte Orte bringen.

Ein vielfältiges Ernährungsangebot trotz Ressourcenknappheit bei nachhaltigem Energieaufwand sieht man bei Hilton dabei als die größte Herausforderung. Das Thema Nachhaltigkeit zieht sich sowieso wie ein roter Faden durch den Bericht – sieht sich die Tourismusindustrie doch immer stärker dem gesellschaftlichen Druck bezüglich der Forderung einer ökologischen Wende ausgesetzt.

Die Halle eines solchen Zukunftshotels soll aus Plastik aus den Meeren gebaut werden, die lokale Wasserkultur mit dem senkrechten Garten harmonieren.

Fast mit der Natur verschmelzend soll das Hotel der Zukunft daherkommen. Der Mehrwert einer solchen Hanglage ist nicht unbedingt klar, die Schönheit der Natur eher beeinträchtigt als hervorgehoben.
Foto: Hilton

Ernährungsvorstellungen wie Insektenburger – aus der lokalen Insektenfarm – und Kunstfleisch sind weniger Zukunftsszenario als bereits gegenwärtige Realität, wobei die Käfer-Bolognese und der Plankton-Auflauf noch auf ihre Marktreife warten. Das individuell abgestimmte Menü kommt laut Hilton bis dahin großteils aus dem 3D-Drucker, bei Bedarf steht dieser auch im eigenen Zimmer. Lediglich die Fastfood-Pillen mit dem Tagesbedarf an sämtlichen Nährstoffen wirken wirklich futuristisch, entsprechen allerdings wohl nicht gerade dem geschmacklichen Urlaubserlebnis, nach dem sich viele sehnen.

Utopie vs. Dystopie

Etwas mutiger – für manche dystopischer – wirken da schon die technischen Vorstellungen. Die Menschen sollen per Chip unter der Haut, den sie in diesem Zukunftsszenario ohnehin schon permanent tragen, stets mit dem Hotel verbunden sein. So soll es den Gästen vor allem möglich sein, die Urlaubserfahrung individuell anzupassen. Schon der Eintritt in die Lobby soll maßgeschneidert daherkommen und sich mit jedem Gast wandeln – Temperatur und Licht sind über den Chip in Sekundenschnelle angepasst, um alle Wohlfühlwünsche zu befriedigen.

Wettrennen gegen Meeresbewohner.
Foto: Hilton

Künstliche Intelligenz soll viele Jobs im Hotel der Zukunft übernehmen und so dem Personal genügend Zeit freischaufeln, damit dieses sich vermehrt den Gästen widmen kann. Dennoch werden virtuelle "Animateure" laut Hilton Usus werden. So soll man im Schwimmbecken gegen eine 3D-animierte Wasserschildkröte antreten oder das Karibikmeer – ohne lästiges Salzwasser im Mund – samt seiner schönen Bevölkerung als Simulation erleben können.

Wer viel sportelt, soll Bonuspunkte bekommen – auch weil er dadurch Energie für das Hotel erzeugt.

Für Kletterfreunde soll die Indoorwand kurzerhand zur Eiger-Nordwand oder zu anderen berühmten Klettertouren mutieren. Die von den Gästen durch Laufen oder Strampeln erzeugte Energie soll genutzt werden, um CO2-neutral zu funktionieren. Fürs Yoga kann man sich auch rundherum einen Eisberg projizieren lassen – für manche eine schöner Erinnerung, sollten diese bis dahin gänzlich verschwunden sein.

Kundennähe?

Auch die Personal Trainer sollen – entgegen dem Konzept verbesserter Kundennähe – aus der virtuellen Welt kommen und so wohl rund um die Uhr zur Verfügung stehen, ähnlich wie die Kinderbetreuung durch immer mehr technische Hillfsmittel unterstützt werden soll.

Der Computer passt aufs Kind auf.
Foto: Hilton

Wie sich jedoch all das mit dem Ziel, sich den Luxus technikfreier Urlaubstage gönnen zu können, verbinden lässt, bleibt allerdings unklar. (faso, 23.7.2019)