"Ich bin kein Literaturkritiker!", sagte Peter Hamm im Jahr 1985. Zu diesem Zeitpunkt war er längst einer der bekanntesten und am meisten geschätzten Literaturpublizisten des deutschsprachigen Raums. Er sagte das nicht aus Eitelkeit, er verstand sich nur nicht als literarischer Platzanweiser in den Feuilletons, wichtig war ihm allein, auf die Kraft der Literatur hinzuweisen.

Geboren wurde Hamm 1937 in München, drei Jahre später starb seine Mutter, den Vater hat er nie kennengelernt. Nach einem Aufwachsen bei den Großeltern in Oberschwaben arbeitete er als Knecht auf einem Bauernhof und brach eine Buchhändlerlehre ab, um auf Umwegen zur Literatur zu kommen, die ihm Obdach und überlebensnotwendige Begleiterin wurde.

Das Tröstliche der Literatur

Gerade dieses Wissen um die Umwege des Lebens sowie das Heilsame, Verstörende und ja, Tröstliche der Literatur vermochte der Autodidakt, der Theorien misstraute, wie kein Zweiter in seinen Texten weiterzugeben. Daneben war der Weggefährte von Peter Handke, Paul Nizon, Ingeborg Bachmann, Paul Celan und Gerhard Meier, um nur einige wenige zu nennen, selbst als Autor tätig.

In all seinen Gedichten, Essays, Porträts und Kritiken näherte sich Hamm, der 1964 bis 2002 als Kulturredakteur des Bayrischen Rundfunks arbeitete, seinem Gegenstand behutsam und undogmatisch. Und immer stellte sich beim Leser nach der Lektüre von Texten dieses Autors ein Gefühl nicht nur für den Autor, für die Autorin ein, über die Hamm schrieb, sondern für das Leben insgesamt.

Peter Hamm verstarb am Montag, wie der Hanser-Verlag, mit dessen ehemaligem Leiter Michael Krüger er eng befreundet war, im Alter von 82 Jahren. Er wird fehlen – nicht nur als Leser. (Stefan Gmünder, 23.7.2019)