Birgitz – Archäologen der Universität Innsbruck haben im Verlauf von vier Wochen in Birgitz in Tirol die Überreste zweier Häuser aus der jüngeren Eisenzeit freigelegt. Zudem fanden die Forscher bei den Arbeiten am Areal "Hohe Birga" Keramik, Anhänger und Gewandnadeln. Bei diesen Fundstücken handelt es sich um hochqualitatives Handwerk, wie Florian Müller vom Institut für Archäologie der Universität Innsbruck anmerkte.

Räter-Kultur mit charakteristischer Trockenbauweise

Keinen Zweifel ließ Müller am Dienstag bei einer Führung an der kulturellen Herkunft dieser Fundstücke aufkommen. "Wir haben es hier mit der Kulturgruppe der Räter zu tun", strich er hervor. Darauf weise allein schon die Bauart der nun freigelegten Häuser hin. Die Gebäude der Fritzens-Sanzeno-Kultur aus der Latènezeit vom Ende des ersten Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung zeichnet sich etwa durch die Trockenbauweise aus, bei der fast schon puzzleartig Stein auf Stein gesetzt wurde, so Müller. "Durch die steinernen Unterlagsplatten lässt sich darüber hinaus rekonstruieren, dass auf diesen große hölzerne Pfosten standen", sagte Müller.

Die zwei nun freigelegten Räter-Häuser sind über 2.000 Jahre alt.
Foto: APA/F. M. MÜLLER

Von diesen war verständlicherweise vor Ort nach über 2.000 Jahren nichts mehr zu sehen. Umso mehr gab es aber Steine von unterschiedlicher Größe und Massivität zu begutachten. Da es noch keine virtuelle Rekonstruktion der zwei Häuser gibt, müsse man sich die ersten Stockwerke vorstellen. "Dass es solche gab, ist sehr wahrscheinlich", versicherte Müller.

Brand zerstörte zweites Gebäude

Aber nicht nur die ursprüngliche Form der Gebäude, sondern auch schon ein längst vergangenes Brandgeschehen lässt sich von den Häuser-Überresten ablesen. Während das erste Haus, das nunmehr gänzlich freigelegt ist und bei dem jetzt nur mehr archäologische Feinarbeiten vorgenommen werden, über die Jahrhunderte auf natürliche Weise verfallen sein dürfte, gab es beim zweiten Bauwerk einen Brand. "Das sieht man am Lehmboden, der durch den Brand verziegelt ist und an der rötlichen Erde", führte der Wissenschafter aus. Auch schwarze Flecken auf den Steinen legen diese Interpretation nahe.

Während Holzelemente der Häuser weitgehend verschwunden sind, liefern die steinernen Überreste immer noch Hinweise auf die damalige Bauweise.
Foto: APA/F. M. MÜLLER

Mit diesem Brandhaus, an dem die Arbeiten noch nicht abgeschlossen sind, möchte man sich im nächsten Sommer weiter beschäftigten. Ganz generell herrscht vor Ort jedenfalls kein Häusermangel. Neben den jetzt freigelegten und den zwei weiteren bereits vor einigen Jahren ausgegrabenen Häusern sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch weitere Gebäude vorhanden. "Ich denke, dass es im Gebiet Hohe Birga insgesamt bis zu 20 Häuser gibt", berichtete Müller. (red, APA, 23.7.2019)