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Die 32-jährige Projektmanagerin in einem Automotive-Unternehmen verdient monatlich rund 5.000 Euro brutto, das sind für sie netto etwa 3.300 Euro (Symbolbild).

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"Ich konnte als Kind Automarken anhand der Form der Rücklichter erkennen und nicht anhand der Markenzeichen. Meine Affinität zu Autos war immer schon da, und ich war auch schon in der Schule eher technisch interessiert. Nach der HTL in Wirtschaftsingenieurwesen habe ich in einem Automotive-Unternehmen als Qualitätsingenieurin in der Produktentwicklung gearbeitet. Ich habe das Produkt vom Reißbrett bis zur seriellen Fertigung begleitet.

Weil ich in eine Führungsposition wollte, habe ich dann berufsbegleitend an einer Fachhochschule im Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen studiert und mich im Master auf Energietechnik spezialisiert, denn mir wurde mehrfach gesagt, dass man ohne Studium nicht in verantwortungsvolle Positionen kommt. Das halte ich zwar nicht für ganz richtig, aber ich habe es damals akzeptiert. Ich hatte mehrere Stationen, habe circa alle zwei Jahre meinen Job gewechselt. Unter anderem war ich in der Prozesstechnik und der Technologieentwicklung tätig, wo man sich um die Produktionsanlagen- und Technologien kümmert.

Einzige Frau in Führungsposition

Seit über vier Jahren bin ich nun Projektmanagerin in einer niederösterreichischen Automotive-Firma – als einzige Frau in der Abteilung. In solchen Positionen sind Frauen immer noch unüblich, ich bin da eine Ausnahme. Ich habe noch nie bewusst Diskriminierung erfahren, aber ich möchte nicht schmälern, dass es das gibt. Bei Kundenterminen sitzen oft lauter Männer da, die dann verwundert sind, dass sie es mit einer jungen Frau in einer Managementfunktion zu tun haben. Aber ich scheue mich dann auch nicht vor Konfrontationen, wenn mir einer blöd kommt. Daher ist es wichtig, finde ich, dass man als Frau in einer Männerdomäne weiß, was man ist und wo man steht. Auch wer technisch interessiert ist, aber Zweifel hat, ob das der richtige Beruf ist, sollte sich nicht einreden lassen, was eine Frau zu tun oder lassen hat. Wer das machen will, soll das machen.

Mein Job ist es, dafür zu sorgen, dass jeder im Team seine Arbeit macht und unser Kunde sein Produkt zum gewünschten Tag mit den anberaumten Kosten und der richtigen Qualität bekommt. Da kommen mir meine unterschiedlichen Jobs zugute: Wenn mein Kollege aus der Qualitätssicherung beispielsweise sagt, dass etwas nicht umsetzbar wäre, verstehe ich, warum, und kann ihm helfen, wenn er wo ansteht. Es ist zwar eine Teamsache, aber ich bin maßgeblich am Erfolg oder Scheitern beteiligt. Es motiviert mich, dass das in meiner Verantwortung liegt.

Dafür bekomme ich monatlich rund 5.000 Euro brutto, das sind netto etwa 3.300 Euro für Vollzeit inklusive Dienstreisevergütungen. Ich habe einen All-inclusive-Vertrag, daher sind meine Überstunden schon im Gehalt inbegriffen. Auf der Gehaltspyramide in Österreich bin ich da schon relativ weit vorn dabei. In ähnlichen Firmen würde ich vermutlich gleich viel verdienen. Natürlich will man immer mehr, und wenn ich mitbekomme, was sich andere Leute leisten können, erwische ich mich auch mal dabei, das zu wollen. Aber eigentlich ist das alles nur Schall und Rauch, denn Materielles ist mir nicht so wichtig.

Gehaltstransparenz

Wichtiger ist mir: Ich weiß, dass ich Spaß an der Arbeit habe, mindestens branchenüblich bezahlt werde und vor allem gleich viel bekomme wie meine Kollegen. Es wäre für mich in keiner Weise tolerierbar, dass ich weniger verdiene als ein gleichaltriger Kollege mit ähnlicher Berufserfahrung, weil ich eine Frau bin. Darauf achte ich bei allen Arbeitgebern. Finanziell wird es mir künftig wahrscheinlich nicht mehr so gut gehen wie jetzt. Ich bin in einer Beziehung, habe aber noch keine Kinder. Wir sind uns bewusst, dass wir in einer sehr komfortablen Situation sind, leben aber nicht auf großem Fuß und teilen unsere Ausgaben.

Mein Partner und ich haben uns ein Haus im Burgenland gekauft. Monatlich fallen circa 1.000 Euro für den Kredit an und etwa 300 Euro Betriebskosten. Ansonsten haben wir beide ein Auto: Ich komme auf maximal 100 Euro Benzinkosten im Monat, die Versicherung beläuft sich auf circa 50 Euro. Zusätzlich habe ich noch eine Unfall- und eine Rechtsschutzversicherung, die kommen etwa auf 50 Euro monatlich. Lebensmittel sind bei uns ein bisschen teurer, wir kochen gern und gehen Essen, pro Kopf sind das rund 200 Euro.

Deutlich geringere Kosten fallen für Telefon und Internet an: Ich zahle zehn Euro für mein Handy und 15 Euro fürs Internet. Auch bei der Körperpflege bin ich sehr bodenständig und komme mit wenigen Produkten aus. Bei der Kleidung könnte es allerdings weniger sein, aber ich kaufe keine Designersachen. Für Kosmetik und Kleidung gebe ich nicht mehr als 80 bis 90 Euro im Monat aus – wenn überhaupt. Sport mache ich im Freien. Hobbys gehen bei mir auch nicht ins Geld: Im Moment bleibt mir neben der Arbeit und dem Haus ohnehin nicht viel Zeit dafür.

Bis zu 2.000 Euro sparen

Je nachdem, wie mein Lifestyle ist oder wie wir auf Urlaub fahren, bleibt mir mehr oder weniger fürs Sparen. Das ist mir sehr wichtig. Wir haben ein Haushaltsnettoeinkommen von etwa 6.000 Euro, da bleibt natürlich ein Batzen über. Der wird nicht zur Gänze weggelegt: Bei einem Haus ist immer was zu tun. Aber mein Sparziel sind 1.000 bis 1.500 Euro im Monat.

Ich spare noch nicht so lange so große Beträge, aber ich will Sicherheit haben und einen Polster für die Zukunft. Vorsorge ist für mich ein großes Fragezeichen: Ich glaube nicht, dass ich noch so wie meine Vorgängergeneration von der Pension leben kann. Daher spiele ich mit dem Gedanken, eine Wohnung als Geldanlage zu kaufen und diese im Alter zu vermieten. Aber die perfekte Lösung habe ich für mich noch nicht gefunden." (Selina Thaler, 7.8.2019)