Geht es sich mit dem Geld aus? Für viele Pensionisten überraschend gut.

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Knapp an der Mindestpension

Wie eine ehemalige Fabriksarbeiterin (76) aus Niederösterreich jetzt lebt

"Ich werde demnächst 76 und habe 1.050 Euro Pension im Monat, also ein bisschen mehr als die Mindestpension. 37 Jahre lang habe ich in einer Metallfabrik in Niederösterreich gearbeitet. Zusammengerechnet war ich zehn Jahre bei den drei Kindern zu Hause. Ich bin geschieden, habe jetzt sechs Enkel und zwei Urenkel. Mit 55 bin ich in Pension gegangen, weil die Fabrik zugesperrt hat. Meine Wohnungskosten sind wirklich nicht hoch, ich zahle 250 Euro Miete für meine 47-Quadratmeter-Wohnung. Damals mit den Kindern war das schon manchmal recht eng und klein. Jetzt kommt mir die Wohnung manchmal direkt zu groß vor.

Besondere Ausgaben habe ich gar nicht. Aber: Ich habe ein tolles Leben! Früher habe ich geraucht, sogar zwei, drei Schachteln pro Tag. Seit ich aufgehört habe, lege ich täglich fünf Euro weg – ich sage Ihnen, da kommt im Jahr ein sehr schöner Urlaub zusammen. Außerdem mache ich alle drei Jahre einen Prämiensparer, und das Geld verwende ich für Urlaube. Zwei kleinere oder einen größeren, je nachdem.

Gesundheitlich ist bei mir alles so weit okay. Ich bin recht fit und fühle mich wohl. Eine Grauer-Star-Operation steht jetzt bei mir an, aber mir sagen alle Freundinnen, dass man nachher so gut sieht und sich alles verbessert.

Ich kleide mich gern modern, das ist vielleicht das Einzige, wofür ich mehr ausgebe. Essen tue ich nicht besonders viel, dafür brauche ich wenig. Vielleicht etwas Lustiges: Ich spiele wirklich gerne Gameboy. Das habe ich vor Jahren im Spital kennengelernt, und als ich mit dem Rauchen gerade aufgehört habe, habe ich irgendetwas in den Fingern gebraucht.

Fad ist mir wirklich nie. Kurz nach der Arbeit habe ich das Gefühl gehabt, ich muss recht viel machen, habe dort und da geringfügig gearbeitet, in der Kantine auf dem Sportplatz zum Beispiel, da und dort kellnerieren. Ich habe am Anfang das Nichtstun gar nicht ausgehalten.

Dann habe ich mich um die Enkerln gekümmert, und jetzt ist "die Urli" da, aber ich bin da nicht mehr so eingesetzt.

Ich gehe eigentlich jetzt viel fort, zum Heurigen und Leute treffen. Ein Auto habe ich nicht und brauche ich nicht. Ob ich gerne mehr Geld hätte? Ganz ehrlich: Hätte ich mehr, täte ich mehr ausgeben. Also: Nein, es ist wirklich alles gut, ich habe ein tolles Leben." (Protokoll: Karin Bauer, 25.7.2019)


Der rastlose Unternehmer

Wie ein Ex-Unternehmer (80) weitermacht und gegen Stereotype kämpft

"Ich bin 80 Jahre alt. Vor 15 Jahren habe ich mein Unternehmen in der Beratungsbranche an meine vier Söhne übergeben, und ich habe gewusst: Ich muss rausgehen, sonst klappt das nicht. Meine Frau ist vor sieben Jahren an Krebs verstorben. Ich erhalte zusammen mit der Witwerpension rund 2.527 Euro monatlich. Ich will auf keinen Fall rasten und rosten, deswegen arbeite ich weiter in der Beratung auf Honorarbasis, pflege ein Netzwerk und bemühe mich darum, dass wir ein anderes Verständnis von Pension entwickeln. Ja, freilich, das stimmt schon, ich habe da auf Basis meines Unternehmertums einen Vorteil jetzt im Alter. Aber ein anderes Verständnis von Lebensabschnitten, weg von den Altersstereotypen – das geht uns alle an und ist ein zentrales Thema für unsere Gesellschaft, nicht nur für die Alten.

Aber apropos alt – es ist ja erforscht: Wer nach der Erwerbsarbeit gar nichts mehr tut, der verschenkt pro Lebensjahr zwei Monate. Wer rastet, der rostet wirklich – schnell und schneller.

Viele, die meisten Menschen, haben eine ganz falsche Vorstellung von der Pension als Himmel. Wenn sie dann wirklich aufhören zu arbeiten oder aufhören müssen, fallen sie in ein riesiges Loch: nicht mehr gebraucht werden, nicht mehr gefragt werden, in keine Strukturen mehr eingebunden sein. Dann kommt es ja auch manchmal so weit, dass es immer weniger Grund gibt, in der Früh aufzustehen. Deswegen ist es ja so wichtig, dass wir diese künstliche Trennung von Arbeit und Pension sein lassen und uns alle Gedanken über die Übergangsphasen machen. Warum sollten wir all das Wissen, all die Erfahrung, verschwenden?

Mein Glück ist sicher meine gute Gesundheit und Konstitution, aber ich tue auch viel dafür, ich gehe beispielsweise wirklich jeden Tag eine Stunde Nordic Walking bei uns in der Gegend. Ich wohne immer noch in unserem Familienhaus am Rand von Wien und werde hier auch bleiben. Außertourliche Aufwendungen finanzieller Art habe ich eigentlich gar keine. Das meiste Geld geht für Reisen drauf, das mache ich mit meiner jetzigen Partnerin, und das ist so etwas wie eine Leidenschaft.

Ich habe mittlerweile neun Enkelkinder, wenn meine Schwiegertöchter rufen, dann bin ich natürlich da. Ja, das ist wirklich ein großes Glück und wunderbar, die Generationen so zu erleben." (Protokoll: Karin Bauer, 25.7.2019)


Erfüllte und sorglose Zeit

Wie eine ehemalige Lehrerin (72) aus der Steiermark ihre Pension gestaltet

"Ich lebe nicht in Saus und Braus, aber finanzielle Sorgen muss ich mir eigentlich nicht machen. Seit 2002 bin ich in Pension, nach dreißig Dienstjahren als Lehrerin. Damals war ich 56 Jahre alt, und ich bin noch in diese Superlösung mit der Beamtenpension gefallen. Ich hatte viele Karenzzeiten – bei fünf Kindern kommt da schon etwas zusammen. Danach, ab 1994, habe ich bis zum Pensionsantritt Teilzeit gearbeitet. Rund 2.000 Euro Pension bekomme ich 14-mal im Jahr. Vor vier Jahren ist leider mein Ehemann verstorben – heuer hätten wir goldene Hochzeit gefeiert. Seither bekomme ich auch eine Witwenpension in der Höhe von rund 800 Euro.

Meine Ausgaben sind gering. Ich wohne in einem Haus mit großem Garten. Im Sommer bin ich da fast Selbstversorgerin. Ich lebe in einer kleinen Gemeinde, wo jeder jeden kennt und sich auch gegenseitig hilft. Generell würde ich sagen, dass ich sparsam bin, so wurde ich erzogen. Manche sagen auch, dass ich mir gegenüber knausrig bin, ich empfinde das nicht so. Das Wichtigste für mich ist das Wohlergehen meiner Kinder und der neun Enkelkinder. Ich bin in der privilegierten Lage, dass ich sie, wann immer sie es brauchen, auch finanziell unterstützen kann. Das beruhigt mich.

Die höchsten Ausgaben habe ich bei der Instandhaltung des Hauses. In den 70er-Jahren haben wir es gebaut, und der Zahn der Zeit nagt an vielen Ecken. Aber auch unvorhergesehene Reparaturen brauche ich aus finanzieller Sicht nicht fürchten. Da stresst mich vielmehr, dass ich mich um die Reparatur kümmern muss und mir hier oft die Zeit fehlt. Ich unternehme viel, manchmal zu viel. Mehrtägige Radtouren mit dem Elektrofahrrad, Wanderungen – da gibt es in unserer Gegend viele Möglichkeiten, auch für Ausflüge mit der Seniorengruppe. Als ehemalige Lehrerin für bildnerische Erziehung bin ich auch immer für eine Kulturreise zu haben. Daneben engagiere ich mich sozial in der Gemeinde.

Bei all den anfallenden Kosten, schätze ich, dass ich mir im Monat circa 700 Euro auf die Seite legen kann. Und solange es meine Gesundheit zulässt, kann ich ein erfülltes und zufriedenes Leben führen. Ich glaube, dass ich eine von vielen in meiner Generation bin in einer derart privilegierten Stellung. Im Leben bin ich schon oft auf die Butterseite gefallen, das weiß ich zu schätzen." (Protokoll: Gudrun Ostermann, 25.7.2019)


Wie wird das später werden?

Eine Vorarlberger Uni-Absolventin (30) arbeitet Teilzeit bei einer Sozialorganisation

"Ob ich mir über meine Pension Gedanken mache? Sicher. Immer wieder rede ich mit meiner Mutter darüber – was wohl auch daran liegt, dass sie gerade in Pension gegangen ist. Sie hat viel Teilzeit gearbeitet, weil sie mit zwei Kindern alleinerziehend war. Sie sagt, das falle ihr jetzt auf den Kopf.

Auch ich arbeite seit vier Monaten Teilzeit, weil meine Stunden reduziert wurden. Dadurch verdiene ich nur noch 1.100 Euro netto. Für mich geht sich das jetzt irgendwie aus. Aber ich frage mich schon: Wie wird das später werden? Vor allem weil ich nach dem Studium als freie Dienstnehmerin gearbeitet habe, was auch nicht gut für die Pension ist. Regelmäßig flattern Zettel von der Pensionsversicherung herein, wo draufsteht, wie viel Pension ich jetzt bekommen würde. Mickrige 33 Euro. Da denke ich mir: Na Servas! Hoffentlich wird das mehr!

Vorausschauend hat mir meine Mama vor Jahren einen Pensionsfonds angelegt, auf den sie monatlich eine kleine Summe einbezahlt hat. Als ich 18 war, meinte sie: Du kannst damit machen, was du willst. Ich zahle nun 30 Euro pro Monat ein. Ob es wirklich etwas bringt, weiß ich nicht, aber es gibt mir ein gutes Gefühl, und der Betrag tut mir nicht weh. Wie viel mittlerweile drauf ist, kann ich nicht genau sagen. Ich schätze, es sind um die 4.000 Euro. Ich bin meiner Mama sehr dankbar, denn ich selbst hätte mich wahrscheinlich nicht darum gekümmert.

Meine Freundinnen sind überrascht, wenn ich ihnen von diesem Konto erzähle. Sie sagen: Was, du hast so etwas? Vielleicht sollte ich mich auch besser vorbereiten. Dass in meiner Generation so wenige vorsorgen, liegt, glaube ich, daran, dass die Pension noch zu weit weg ist. Viele wollen nach dem Studium einfach einmal leben, weil man währenddessen mit dem Geld vielleicht etwas knapp unterwegs oder von den Eltern abhängig war.

Es stehen zudem eher die Sorgen der nahen Zukunft im Vordergrund: Finde ich nach dem Studium überhaupt einen Job? Verdiene ich genug und kann meine Fixkosten abdecken? Bei mir ist es derzeit ziemlich knapp. Ich zahle 530 Euro Miete kalt. Ich habe mir mal ausgerechnet, dass ich mit Strom, Gas, Internet, Handy und Öffiticket auf Fixkosten von über 700 Euro pro Monat komme. Große Sprünge kann ich da nicht mehr machen." (Protokoll: Lisa Breit, 25.7.2019)