"The Times" (London): Stolperstein Grenzfrage

"Das optimistischste Szenario für Johnson – und für Großbritannien – besteht darin, dass die EU bereit sein wird zu einem Deal, für dessen Annahme es im Parlament genügend Unterstützung gibt. Möglicherweise kann Johnson ein Abkommen erreichen, das zwar in der Sache nicht sehr viel anders als jenes ist, das Theresa May ausgehandelt hat, dem Parlament jedoch mit mehr Kraft und Elan verkauft werden kann. Dabei bleibt die Frage der irischen Grenze allerdings ein Stolperstein. (...) Johnsons bevorzugte Option dürfte darin bestehen, die Grenzfrage auf eine nächste Phase von Verhandlungen zu verschieben und ein eingeschränktes Austrittsabkommen durchzubekommen. Das würde zumindest den EU-Austritt Großbritanniens zum anvisierten Datum gewährleisten. Vielleicht hat er recht damit, dass es anspornend auf die EU wirkt, wenn er die Möglichkeit eines Austritts ohne Abkommen offenlässt."

"Washington Post" (Washington): In Trumps' Gunst

"Die Amerikaner können nur hoffen, dass er es schafft. Denn ein Andauern des politischen Stillstands in London würde den Westen noch weiter zu einem Zeitpunkt schwächen, zu dem seine demokratischen Werte sowohl von ausländischen Mächten wie auch von heimischen Extremisten bedroht sind.

Anders als Frau May wird Herr Johnson mit der Unterstützung von Herrn Trump starten, um dessen Gunst er sich bemüht hat. Aber seine Hoffnung, als Ergänzung zum Brexit schnell ein Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten abzuschließen, scheint weit hergeholt. Wie viele von Herrn Johnsons Ideen klingt eine Wiederbelebung der 'besonderen Beziehung' zwischen London und Washington großartig; aber der Weg dorthin ist schwer auszumachen."

"New York Times" (New York): Besserer Deal?

Niemand glaubt, dass Herr Johnson, der vor allem nach seinem kurzen Einsatz als ein zu Fehltritten neigender Außenminister in Brüssel weitgehend verachtet wird, in der Lage sein wird, einen besseren Deal zu erzwingen als die gewissenhafte Frau May. Zahllose Analysen haben davor gewarnt, dass ein harter Brexit eine wirtschaftliche Katastrophe wäre. (25.7.2019)