Im Wohnprojekt Korso entstehen 179 Wohnungen. Die Quadratmeterpreise liegen im Schnitt bei 6000 Euro.

Visualisierung: Value One

Aus den beiden denkmalgeschützten Tribünen werden Büros.

Visualisierung: Value One

Draußen in der Hitze steht ein Eisverkäufer, drinnen im kühlen Büro ein Modell des Viertel Zwei: Hier ist die nächste Bauphase des Stadtentwicklungsgebietes beim Wiener Prater schon Realität. Das Ziel des Immobilienentwicklers Value One, der das Areal seit 2007 bebaut: Bis 2023 sollen 15.000 Menschen hier leben und arbeiten.

Vor wenigen Tagen fand der Baustart des Wohnprojekts Korso statt. Nach Plänen des Wiener Architekten Martin Kohlbauer werden 179 Wohnungen entstehen. Und auch für die beiden denkmalgeschützten Tribünen des Trabrennvereins gibt es Neues. Nach Plänen des Architekturbüros Tillner & Willinger werden daraus zwei Bürohäuser mit insgesamt 400 modernen Arbeitsplätzen. Die derzeit noch genutzte Tribüne des Trabrennvereins ist davon nicht betroffen.

In eines der beiden Bürohäuser wird der Immobilienentwickler Value One selbst ziehen. Für das zweite Gebäude befindet man sich noch auf Mietersuche: "Es sollte jemand sein, der die Eleganz des Gebäudes versteht und mit Leidenschaft belebt", so Value-One-Development-Geschäftsführer Walter Hammertinger.

Neue Nutzung gesucht

Für den aktuellen Standort des Immobilienentwicklers – ein 1910 errichtetes ehemaliges Lagergebäude am künstlich angelegten See im Zentrum des Viertel Zwei – wird nun ein Nutzungskonzept gesucht. "Ein Café am See wäre schön", sagt Hammertinger. Allerdings fehle dafür die Frequenz. Denkbar sei auch, dass Unternehmen die Räume anmieten können.

Architekt Martin Kohlbauer hat dem Viertel Zwei schon vor einigen Jahren mit zwei Bürogebäuden – dem Plus Zwei und dem Biz Zwei – seinen Stempel aufgedrückt. Nun folgt das Wohnprojekt Korso, für das er sich im Architekturwettbewerb durchgesetzt hat. "Dass ich hinter dem Entwurf stecke, hat alle überrascht", erzählt er schmunzelnd. Der Entwurf habe in seiner Verbindung mit Alt und Neu überzeugt, ergänzt Hammertinger. In das Projekt werden auch die Kopfgebäude eines Stalls bzw. des Werkstattgebäudes des Wiener Trabrennvereins inkludiert.

Die Quadratmeterpreise für das Wohnprojekt liegen im Schnitt bei 6000 Euro. Wichtig seien den Käufern heute Freiräume, "auch wenn am Ende eine Nutzung dann oft fehlt", so Hammertinger. Auch Fünf-Zimmer-Wohnungen wird es im Korso geben. "Die gibt es am Markt derzeit kaum", so Hammertinger. Eine Zunahme an Sonderwünschen hat er bei Wohnungskäufern nicht beobachtet. "Es gibt schon die, die ihr Zuhause selbst gestalten wollen und ihm damit eine eigene Note geben", sagt er. "Aber andere sehen zwei Visualisierungen und kaufen die Wohnung, wie sie ist."

Erdgeschoßzonen wichtig

Eine wichtige Rolle bei der Belebung eines Viertels spielen die Erdgeschoßzonen, das haben Stadtplaner längst erkannt. Im Viertel Zwei habe man von anfänglichen Fehlern gelernt, berichtet Hammertinger: Heute werden die Erdgeschoßflächen nach dem Verkauf zurückgemietet, die Untermieter ausgewählt und so eine "schützende Hand" über das Grätzel gehalten. Wenn die Erdgeschoßzonen nicht belebt werden, "dann wird es irgendwann nur noch ein Vorbeigehen geben", so Hammertinger.

Architekt Kohlbauer sieht auch das Zwischennutzungskonzept, wie es in den Stallungen der Krieau angewendet wurde, als ein Mittel zur Belebung: "Das hat Menschen hergebracht, die sonst gar nicht hier wären." Geholfen habe auch die Lage an der U-Bahn und in der Nähe der Bestandswohnbauten aus den 1960er-Jahren. Durch die Bebauung des Viertel Zwei sei auch für sie die Durchlässigkeit zum Prater hin erhalten geblieben. "Für die Akzeptanz war das insgesamt sehr gut", so Kohlbauer. Auch Hammertinger hebt die "Extrovertiertheit" des Viertels hervor: "Es war von Anfang an klar, dass es hier keine Zäune geben wird."

Abgeschlossen wird das Viertel Zwei nach Fertigstellung der aktuellen Projekte nicht sein: Die Entwicklung der denkmalgeschützten Stallungen befindet sich in der Planungsphase. Auch die Fläche, die der Wiener Trabrennverein unbefristet pachtet, gehört mittlerweile dem Entwickler. Wie es hier weitergeht, ist offen. (zof, 25.7.2019)