Zum Klimawandel findet Eva Sandmayr deutliche Worte: "Ich spüre ihn", sagt die Landwirtin. Die 50-Jährige führt seit 17 Jahren den elterlichen Betrieb in Kronstorf im Bezirk Linz Land, wo traditionell vor allem Getreide, Mais und Zuckerrüben angepflanzt werden. "Als ich Kind war, hat es immer wieder trockene Jahre gegeben, es hat aber auch feuchte Jahre gegeben. Die gibt es jetzt nicht mehr." Die durchschnittliche Niederschlagsmenge sei gesunken, die Hitzetage mehr geworden. "Die nächsten Tage soll es wieder sehr heiß werden." Das habe natürlich Folgen für die Pflanzen. "Die stöhnen da genauso wie wir", sagt Sandmayr.

Ab 25 Grad, heißt es von der Landwirtschaftskammer Österreich (LK Österreich), werde es den meisten heimischen Pflanzen bereits zu warm und sie gehen in Frühreife. Die überdurchschnittlichen Temperaturen führten auch zu vermehrtem Auftreten von Schädlingen wie Borkenkäfern. Probleme sind neben der Hitze auch andere Wetterextreme wie starke Regengüsse, Gewitter, Hagel oder Spätfrost. "Die Natur kann gewaltig zurückschlagen", sagt Landwirtin Sandmayr. "Das besorgt mich sehr."

Kein Garantieschein

Damit ist sie nicht allein. "Ich merke, dass die Unsicherheit bei den Bauern steigt", sagt Adolf Marksteiner von der Landwirtschaftskammer. Einige Pflanzen halten den veränderten Bedingungen nicht stand. Für die Landwirte bedeutet das: Sie müssen Neues ausprobieren. Bei den Pflanzen gebe es "Verlierer und Gewinner des Klimawandels", erklärt Marksteiner. Als Verlierer nennt er Getreide, Kartoffeln oder Zuckerrüben.

Landwirtin Eva Sandmayr vor ihrem Hirsefeld in Kronstorf, Oberösterreich.
Foto: FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR

Eine Pflanze, die die Trockenheit hingegen gut aushält, ist Hirse. Sie wächst vor allem in afrikanischen Ländern und Indien, werde aber auch in Österreich seit ungefähr zehn Jahren "in großem Stil" angebaut, so Marksteiner. Aktuell wachsen in Österreich circa 9.000 Hektar Hirse – davon 500 Hektar in Oberösterreich.

Auch Sandmayr experimentiert mit der Pflanze. Vor ungefähr vier Jahren hat sie begonnen, Körnerhirse anzubauen, auf sieben Hektar Land, was ungefähr der Fläche von sieben Fußballfeldern entspricht. Sandmayr sät die Hirse von Ende Mai bis Anfang Juni. Geerntet wird im September oder Oktober.

Im ersten Jahr seien die Erfolge bescheiden gewesen, gibt sie zu. "Ich habe einige Fehler gemacht, zum Beispiel die Hirse zu früh eingesetzt. Deshalb war der Ertrag nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe." Aber die Landwirtin nimmt das gelassen. "Einen Garantieschein hat man schließlich nie."

Sandmayr nutzt die Hirse auch zu Dekorationszwecken. "Sie ist mein Tischschmuck, und zu Weihnachten wird sie golden angesprüht."
Foto: FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR

In den Folgejahren verschob sie die Aussaat nach hinten, was sich bewährte. Zudem probiert sie aktuell für ein Projekt mit der Landwirtschaftskammer noch andere Arten als die Körnerhirse aus. Die Ergebnisse werden im Oktober veröffentlicht. "Damit Kollegen einen Anhaltspunkt haben und wissen: Auf diesem Gebiet war diese Sorte erfolgreich."

Hirse auf den Tellern?

Experte Marksteiner prognostiziert der Hirse eine große Zukunft, wobei sie derzeit vor allem als Futtermittel eingesetzt wird. In der österreichischen Küche ist sie noch nicht wirklich verankert, gibt er zu. "Aber das ist eine Frage der Gewohnheit." Gerade Menschen, die Fernreisen unternehmen und Hirse woanders kennenlernen, würden in Zukunft noch mehr damit kochen, vermutet er. Auch Trends wie vegetarische oder vegane Ernährung könnten sie beliebter machen.

Weitere "Gewinner des Klimawandels" seien außerdem auch Sojabohnen und Süßkartoffeln. "Es wachsen in Österreich mittlerweile Pflanzen, die früher nie denkbar gewesen wären", sagt Marksteiner. Für Landwirtin Sandmayr ist daher klar: "Man muss sich etwas trauen."
Und das wird wohl auch weiterhin ihr Motto sein. Die 50-Jährige spielt mit dem Gedanken, Haselnusspflanzen zu setzen – aktuell werden die Nüsse vor allem aus Italien oder der Türkei importiert. "Wir müssen mit der Natur tun", sagt sie. Das sei eine Herausforderung, "aber auch spannend". (Lisa Breit, 27.7.2019)