Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger will nicht von "kinderlosen Karrieristen regiert werden", die nicht wissen, wie es ist, Verantwortung für Kinder zu übernehmen. Ihr Wunsch an das Privatleben von Politikern, den sie in der "Kronen-Zeitung" geäußert hat, klingt logisch, gerade jetzt in den Ferien, wo viele Familien nicht wissen, wie sie die langen Ferien überstehen sollen. Kompetenzen daran zu messen, ob Politiker Kinder haben, ist aber falsch, denn nicht alle, die sich das wünschen, können eine Familie gründen. Es ist auch legitim, keine Kinder zu wollen.

Beate Meinl-Reisinger will mehr Politiker mit Kindern.
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Mutter oder Vater zu sein heißt auch nicht automatisch, Ahnung vom Alltagsleben der meisten österreichischen Familien zu haben. Der Spagat zwischen Politik und Familie gelingt oft nur mit (kostspieliger) Kinder- und Haushaltsbetreuung, die sich der Durchschnitt nicht leisten kann. Ursula von der Leyen etwa, die schon unzählige Interviews darüber gegeben hat, wie sie ihren Job mit sieben Kindern schafft, lagerte Kinderbetreuung immer auch an Nannys aus.

Vereinbarkeit gelingt hier nicht mit einem fairen Halbe-halbe zwischen Elternteilen, sondern mit zugekauften Leistungen. Vom Wissen, wie es ist, als normale Familie oder Alleinerzieherin zu leben, kann also keine Rede sein. Aber wenn Kinder jetzt schon Thema in der Politik sind, wäre eine flächendeckende Kinderbetreuung in den Sommerferien der erste Schritt für bessere Vereinbarkeit. Das hilft Familien mehr als das Privatleben der Politiker. (Marietta Adenberger, 25.7.2019)