Dieser Sommer dauert noch ein paar Wochen, dennoch gab es bereits mehr Hitzetage als in einem gesamten durchschnittlichen Sommer, besonders im Westen Österreichs. Am Freitag soll es vielerorts um die 37 Grad haben.

Mehrere Temperaturrekorde purzelten am Donnerstag in Europa: In Niedersachsen wurde mit 41 Grad ein neuer deutscher Höchstwert erreicht. Auch in Belgien und den Niederlanden wurde es mit über 40 Grad heißer denn je. In London reichten 36,9 Grad für einen Rekord. Temperaturen von 41 Grad wurden in Paris erreicht, bis zu 43 wurden erwartet.

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Menschen suchen in Paris bei Rekordtemperaturen jenseits der 40-Grad-Marke im Brunnen Abkühlung.
Foto: Reuters/Pascal Rossignol

Der Chefarchitekt der Notre-Dame warnte davor, dass das Dach der Kathedrale wegen der Trockenheit einstürzen könnte. AKWs mussten wegen der warmen Flüsse, die sonst zur Kraftwerkskühlung dienen, zurückgefahren werden.


  • Gesundheitsrisiko Dehydration

Hochsommerliche Temperaturen schlagen sich nicht nur aufs Gemüt, sondern auch auf die Gesundheit. Bei über 30 Grad besteht durch den erhöhten Flüssigkeitsverlust akute Dehydrationsgefahr – vor allem für ältere Menschen und Kleinkinder. Im schlimmsten Fall kann das lebensbedrohlich werden: Ein zweijähriger Bub aus der Steiermark ist diese Woche nach einem längeren Aufenthalt in einem überhitzten Auto an den Folgen der Dehydration verstorben. "Schon 15 Minuten im geschlossenen Auto können für Babys und Kleinkinder lebensgefährlich sein", warnt der ÖAMTC. "Kinder dürfen niemals allein im geparkten Auto gelassen werden. Auch nicht 'nur' ganz kurz."

Erwachsene sollten täglich zwei Liter Wasser trinken, Kinder zumindest einen Liter. Eltern sollten sie aktiv dazu auffordern, "weil die Kleinen das Durstgefühl noch nicht so gut erkennen", sagt Pädiater Siegfried Gallistl.

Foto: APA/Barbara Gindl
  • Brandgefahr, Pegelfrust und Gletscherlust

Aktuell ziert knochentrockenes Holz die heimische Flora, die auch rar ist an Eierschwammerln – ein Indiz für die allgemeine Trockenheit. Mitunter genügt ein Funke, und die Katastrophe ist perfekt. In der Obersteiermark und bei Innsbruck in Tirol kam es in den vergangenen Tagen zu Waldbränden. In sehr vielen Bezirken quer durch Österreich traten Waldbrandverordnungen in Kraft. Sie verbieten Feuer im Wald generell und sollen das Bewusstsein schärfen, denn eigentlich gilt bereits laut Forstschutzgesetz, dass das Entzünden eines Feuers im Wald – und bei Verhältnissen, die einen Brand begünstigen könnten, auch in Waldnähe – sowieso verboten ist. Verheerende Waldbrände erleben derzeit Portugal und Russland. Forscher meldeten auch "beispiellose" Waldbrände in der Arktis.

Neue Hitzerekorde in Europa.
ORF

Auch an Flüssen geht die Trockenperiode nicht spurlos vorbei: Der Schifffahrt auf der Donau in Niederbayern drohen wegen der sinkenden Pegel Einschränkungen. Vor allem Hotelschiffe könnten dann teilweise nicht mehr zwischen Straubing und Vilshofen fahren, weil der Wasserstand zu niedrig sein werde, so das deutsche Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt. Güterschiffe dürfen dann nur einen Teil ihrer Ladung transportieren oder gar nicht mehr fahren. Am Mittwoch hatte in der Früh die Fahrrinne der Donau bei Bogen (Landkreis Straubing-Bogen) eine Tiefe von nur 1,83 Metern – Tendenz fallend.

Den Gletschern geht es hingegen derzeit erstaunlich gut: Nach vorläufigen Messungen lag nach dem Winterhalbjahr im Mai 20 bis 40 Prozent mehr Schnee auf den Schweizer Gletschern als im langjährigen Mittel, wie der Glaziologe Andreas Bauder von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich ausführt. Das Winterwetter 2018/19 war sehr schneereich und hielt lange an: "Bis Ende Mai gab es noch ordentlich Schneefälle", sagt Bauder.

Zu gleich zwei Waldbränden kam es diese Woche bei Gröbming in der Steiermark.
Foto: APA/BFV Liezen/Schlüsslmayr
  • Nebel und Farbe auf Straßen und Schienen

Die Hitze verwandelt nicht nur das zarte Sommergrün in braunes Gestrüpp, sondern lässt auch so manches Kuriosum sprießen. So färbt die ÖBB Streckenabschnitte weiß ein, um die Temperaturen der Schienen zu verringern. In Tirol wurden dazu in Pians (Bezirk Landeck) mehrere hundert Meter weiß eingefärbt. Damit soll Schäden durch Hitze vorgebeugt werden. Die Temperaturen der Schienen sollen durch den weißen Lack laut Untersuchungen um circa fünf bis acht Grad verringert werden. In den Niederlanden streuen derzeit einige Gemeinden aus ähnlichen Gründen weißes Salz auf die Straßen. In dem Land im Norden wurde am Donnerstag erstmals die 40-Grad-Marke überschritten, wie das Königliche Meteorologische Institut mitteilte.

In Wien aktiviert man an besonders heißen Tagen "Sofortmaßnahmen" zum Abkühlen: Mit Sprühnebelschläuchen und Nebelduschen werden heiße Plätze wie der Praterstern spontan abgekühlt, neben Donauinsel und Copa Beach sollen weitere Standorte folgen. In einem Onlinevoting wurde sogar ein Name für die über drei Meter hohen, an Hydranten angebrachten Installationen eruiert: Sie heißen nun offiziell "Sommerspritzer". Zugleich kühlen mehr als 40 Waschautos die innerstädtischen Straßen mit Wasser.

Sofortmaßnahme "Sommerspritzer": Wird in Wien auf besonders heißen Plätzen installiert.
Foto: APA/Barbara Gindl
  • Cool bleiben in Kirchen, auf Gipfeln und bei Zwergen

Überschreitet die Temperatur die 30-Grad-Marke deutlich, werden viele Sonnenanbeter zu Schattengewächsen. Für Cooldown-Phasen gibt es österreichweit viele Möglichkeiten. In Vorarlberg muss man die Wanderschuhe schnüren: 24 Grad hat die Luft oben in Warth oder Laterns, jeweils auf rund 1.600 Metern. Auf der Schesaplana, in 2.965 Metern Höhe, kann man sich bei frischen 13 Grad erholen.

Ein Sprung in den Bodensee bringt nur wenig Abkühlung. Mit 25 Grad hat der See beinahe Badewannentemperatur erreicht.

Auch der aufgrund seiner Seehöhe (gut 900 Meter) und Tiefe (bis zu 99 Meter) immer kühle Weißensee in Kärnten ist auch noch angenehm, lässt einen mit seinen 25 Grad aber nicht mehr frösteln.

In Tirol lautet das Motto auch im Hochsommer: Skifahren statt Hitzewelle. Am Hintertuxer Gletscher haben elf Lifte geöffnet. 20 Kilometer erfrischende Pisten stehen Hitzegestressten hier offen.

In Salzburg empfehlen sich kühle Klammen und Wasserfälle. In der Seisenbergklamm in Weißbach bei Lofer, der Lammerklamm bei Scheffau im Tennengau oder in den Salzachöfen in Golling hat es etwa zehn Grad weniger, und die kühle feuchte Luft erfrischt. In der Stadt Salzburg kann man sich auch in den Wasserspielen in Hellbrunn anspritzen lassen oder auf der Almkanalwelle surfen.

In Oberösterreich sei Hitzegeplagten ein Besuch bei den Zwergen nahegelegt. Eine Fahrt mit der Grottenbahn und ein Besuch der Märchenwelt auf dem Pöstlingberg entspannt die Schweißdrüsen.

Die Ötscherlifte in Niederösterreich locken mit Spezialtarifen, wenn es in Wien oder St. Pölten über 30 Grad hat. Auf dem Gipfel wehte dort am Donnerstag eine angenehme 21-Grad-Brise.

In Graz in der Steiermark lohnt ein Spaziergang in den Schloßbergstollen, wo angenehme Weinkellertemperatur herrscht. Ansonsten bieten der Stadt- oder Augarten viel Schatten – wie auch die zahlreichen Schanigärten.

Im Burgenland hingegen haben die Weinbauern Freude mit der Hitze. Hans Nehrer, der St. Georgener Edelwinzer, erklärt: "Den Reben und der Goaß ist's nie z' hoaß."

In Wien empfiehlt sich Klerikales gegen die Hitze: In den Katakomben und Krypten der Wiener Kirchen werden "eisige" 16 Grad Celsius selten überstiegen.

Abkühlung im kühlen Nass? Einige Seen haben beinahe schon Badewannentemperatur.
Foto: APA/Herbert Neubauer

(ars, jub, mro, pol, mue, ruep, spri, wolle, 26.7.2019)