Löschflugzeug über Alaska.

Foto: Imago/Michael Risinger

Reading – In der Arktis toben derzeit riesige Waldbrände, die Forscher schon seit Wochen beunruhigen. Inzwischen hätten sie ein bisher nicht beobachtetes Ausmaß erreicht: In Alaska, Kanada und Sibirien gebe es inzwischen hunderte Brandherde, teilte das von der EU finanzierte "Copernicus Atmosphere Monitoring Service" (Cams) im britischen Reading mit.

Auch wenn Waldbrände im hohen Norden im Sommer immer wieder vorkommen, sei die Anzahl um ein Vielfaches höher als in den Vorjahren. Dadurch gibt es auch eine starke Luftverschmutzung, wie aktuelle Cams-Daten zeigen. Demnach waren die CO2-Emissionen in der Arktis 2019 bereits jetzt höher als in allen Jahren seit Messbeginn vor rund zwei Dekaden. Mit 60 Megatonnen für den Monat Juli waren sie bisher doppelt so hoch wie in den entsprechenden Monaten der Vorjahre. Der Wert, der bis zum 24. Juli erfasst wurde, war auch deutlich höher als in jedem in der Statistik aufgelisteten Jahr seit 2003.

Faktor Klimawandel

Mitte Juli hatte das Cams, das im Auftrag der Europäischen Union den Zustand der Atmosphäre beobachtet, bereits Alarm geschlagen und mitgeteilt, dass Satellitenaufnahmen mehr als 100 schwere Waldbrände innerhalb des nördlichen Polarkreises zeigten. Die im Juni emittierten 50 Millionen Tonnen CO2 – das entspricht dem Jahresausstoß von Schweden – hätten die Juni-Emissionen der vergangenen acht Jahre zusammen überstiegen. Die Forscher betonten, dass sommerliche Feuer zwar normal, Größe und Dauer dieser Brände aber sehr ungewöhnlich seien. Alleine in Alaska seien in diesem Jahr schon etwa 400 Brände ausgebrochen.

Cams-Wissenschafter Mark Parrington führte die hohen Zahlen auf die Temperaturen in der Arktis zurück, die durch den Klimawandel weitaus schneller stiegen als im globalen Mittel. "Bei wärmeren Bedingungen können Feuer leichter anwachsen und auch länger andauern, wenn sie einmal entfacht sind." Alleine im Gebiet der Waldbrände in Sibirien waren die Juni-Temperaturen der Organisation zufolge im Schnitt fast zehn Grad Celsius höher als im Durchschnitt zwischen 1981 und 2010. Zudem trage Trockenheit in der Arktis zu den Bränden bei.

Schwierige Löscharbeiten

Nach Angaben der Forstverwaltung Russlands vom Donnerstag war im Osten des Landes bereits eine Waldfläche von insgesamt mehr als zwei Millionen Hektar abgebrannt. Aktuell gebe es 162 Brände auf einer Fläche von fast 150.000 Hektar. Am stärksten betroffen sei die Region Irkutsk am Baikalsee. In den meisten Fällen bestehe aber keine Bedrohung für Städte und Siedlungen, teilten die Behörden mit.

Russischen Medienberichten zufolge brennen meist Wälder in schwer zugänglichen Gebieten. Löschtrupps rücken demnach nur an, wenn Dörfer und Städte oder Infrastruktur gefährdet seien. Nach offiziellen Angaben bekämpfen derzeit mehr als 2.300 Einsatzkräfte die Feuer. (red, APA, 25.7.2019)