Tirols SPÖ-Chef dürfte einem Fake aufgesessen sein. Die ÖVP will klagen.

Foto: APA/Herbert Neubauer

Innsbruck – Georg Dornauer hat am Donnerstagabend einen Tweet veröffentlicht, der für Aufregung sorgt. Es ist das Bild einer E-Mail, in der offenbar der Inhaber einer Innsbrucker Werbeagentur den Geschäftsführer der Tiroler Volkspartei, Martin Malaun, über seine "spezielle" Spendensammlung von 47.350 Euro in bar für die Tiroler VP-Spitzenkandidatin für die EU-Wahl, Barbara Thaler, informiert. Für die Spenden, die von namhaften VP-nahen Tiroler Unternehmern gekommen sein sollen, habe man politische Gegenleistungen versprochen, so der Inhalt der von Dornauer veröffentlichten E-Mail.

Der umstrittene Tweet ist nach wie vor in Georg Dornauers Timeline zu sehen.

Doch es scheint so, als ob Dornauer, der dieses Bild via Post erhalten haben soll, einer plumpen Fälschung aufgesessen ist. Dafür spricht etwa, dass das Büro des Tiroler Landeshauptmannes unter den Empfängern der inkriminierten E-Mail sein soll. Er selbst schien das aber nicht zu realisieren und postete das Bild mit dem Kommentar: "Der nächste Spendenskandal aus dem Hause Volkspartei. Diese Mail wurde mir heute zugespielt. Bitte um rasche Aufklärung, bevor ich alles zum '#schredder' bringe." Die Aufregung in der Volkspartei ist dementsprechend groß.

Volkspartei zeigt sich fassungslos und will klagen

Man sei noch in Schockstarre, so ein Sprecher der Partei. Dass Dornauer ungeprüft derart schwerwiegende Unterstellungen ins Netz stelle, sei nicht nachvollziehbar. VP-Geschäftsführer Malaun kündigte bereits an, Klage gegen den unbekannten Verfasser einzureichen. Von Dornauer verlangt er, seine Quellen offenzulegen.

Dieser kündigte bei einer Pressekonferenz am Freitag an, das ihm zugespielte Mail am Montag der Korruptionsstaatsanwaltschaft zu übergeben. Vor der Veröffentlichung des Mails auf Twitter am Donnerstagabend hat sich Dornauer nicht von der Echtheit des Dokuments überzeugt. Er werde sich auch für nichts entschuldigen.

Dornauer will "zu 100 Prozent richtig gehandelt" haben

"Ich für meine Person weiß, dass ich zu 100 Prozent richtig gehandelt habe", verteidigte Dornauer bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz sein Handeln. Zwar gebe es noch keine eindeutigen Beweise, dass das E-Mail echt sei, dafür allerdings "glaubwürdige Indizien".

Jener Mitarbeiter von Thaler – der als Verfasser aufscheint – sei ihr "überall hin gefolgt" und habe sie ständig im Wahlkampf begleitet. Er habe dabei "zahlreiche Möglichkeiten, solche Geschäfte einzufädeln und abzuwickeln" gehabt, meinte der Tiroler SPÖ-Chef. Falls das Schreiben aber doch ein Fake sei, müsse der Absender ein "Insider" sein, der um die Rolle des Thaler-Mitarbeiters wusste. Gleichzeitig sagte Dornauer aber, dass jeder wusste, dass dieser bei Thalers Wahlkampfveranstaltungen stets dabei war.

"Da passiert bei mir gar nichts"

Ob das per Post in die Tiroler SPÖ-Zentrale eingegangene Schreiben möglicherweise ein Fake sei, habe er vor seinem Tweet nicht überprüft. "Ich bin weder Grafologe, die SPÖ ist kein DNA-Institut oder auch kein forensisches Institut". Was passiert, wenn sich herausstellt, dass Dornauer doch einer Fälschung aufgesessen ist? "Da passiert bei mir gar nichts", zeigte sich Dornauer demonstrativ gelassen.

Der besagte Tweet ist indes weiter online. Die darin genannten Unternehmer wollen noch heute jeweils eidesstattliche Erklärungen vorlegen, in denen sie die in der E-Mail geäußerten Zusammenhänge und Spenden klar von sich weisen. Auch der mutmaßliche Absender, der Inhaber der Werbeagentur, werde das tun, heißt es seitens der Tiroler VP.

Thaler klagt Dornauer auf Unterlassung

Am Freitagnachmittag erklärte Thaler in einer Aussendung, Dornauer auf Unterlassung zu klagen: "Seit 25. Juli verbreitet Herr Dornauer über seinen Twitter Account ein ihm angeblich anonym zugespieltes E-Mail. Bei diesem E-Mail handelt es sich um eine plumpe Fälschung. Herr Dornauer verbreitet unwahre Behauptungen über meine Person", begründete Thaler die Klage. Sie ersuche auch in Wahlkampfzeiten um ein "Mindestmaß an Respekt vor geltenden Rechtsnormen". Dies gilt auch für soziale Netzwerke. "Ich lasse mich nicht zum Ziel von Dirty-Campaigning machen und werde mich gegen jene wehren, die mich versuchen zu diffamieren", schreibt die EU-Abgeordnete.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Dornauer mit Schnellschüssen in die Bredouille bringt. Sexistische Kommentare und sein offenes Flirten mit etwaigen rot-blauen Koalitionsvarianten haben auch SPÖ-intern schon mehrmals für Unmut und sogar Rücktrittsaufforderungen gesorgt. (Steffen Arora, APA, 26.7.2019)