Österreichische Wolken. Auch schön.

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Computerleistungen werden weltweit zunehmend vom eigenen PC an externe Dienstleister ausgelagert. Allgemein wird das unter dem Begriff Cloud zusammengefasst. Was praktisch und kostengünstig ist, wirft einige Fragen des Datenschutzes auf, denn die dominierenden Anbieter solcher Dienste haben ihren Sitz vor allem in den USA, wo Datenschutz eher kleingeschrieben wird.

"Austrian Cloud"

Darum haben sich in letzter Zeit zahlreiche europäische Politiker dafür starkgemacht, eine europäische Cloud zu schaffen. Jüngst stieg ÖVP-Chef Sebastian Kurz in die Diskussion ein und sprach sich für eine "Österreich-Cloud" aus. So etwas existiert schon, sagte dazu die Wirtschaftskammer und verwies auf ihr eigenes Gütesiegel "Austrian Cloud". Dieses besteht auf der ersten Stufe aus einer Selbstverpflichtung zur Datenspeicherung in Österreich, auf der zweiten Stufe aus einer Überprüfung mit einem Fragekatalog und auf der dritten aus einem echten externen Audit der Organisation European Cloud.

Wie viele Daten in dieser Austrian Cloud gespeichert sind, lässt sich zwar nicht genau sagen, sagte Martin Puaschitz, Fachgruppenobmann UBIT in der Wirtschaftskammer Wien. Er verweist aber auf über 100 Anbieter, die dabei sind. Das zentrale Kriterium ist, dass die Daten in Österreich gespeichert sind. Auch Amazon könnte ein Österreich-Geschäftsfeld als "Austrian Cloud" zertifizieren lassen, wenn es garantiert, dass die Daten in Österreich gespeichert werden.

US-Cloud Act

Das allerdings ist nicht die einzige Frage, meint Mathias Nöbauer, bei der Telekom-Austria-Tochter A1 Digital für Cloud-Dienste zuständig, im Gespräch. Es mache keinen Unterschied, ob die Server in New York oder in Wien stehen, denn nach dem US-amerikanischen Cloud Act müssen US-Firmen auf Antrag von US-Gerichten Daten freigeben.

Nöbauer verweist darauf, dass der Gesamtmarkt für Cloud in Österreich vergangenes Jahr eine Größe von rund 125 Millionen Euro hatte. Er wächst jährlich um etwa 20 Prozent. Der gesamte deutschsprachige Raum (DACH) kam 2018 auf einen Umsatz von rund 2,1 Milliarden Euro. Die großen internationalen Anbieter, allen voran Google, Amazon und Microsoft, decken 63 Prozent dieses Marktes ab.

"Wir begrüßen alle Initiativen, die europäische Anbieter stärken"

Nöbauer begrüßt es sehr, dass in Europa nun über Cloud-Dienste diskutiert wird. Er erinnert daran, dass Frankreich Behörden verpflichtet, ihre Daten in einer "EU-Cloud" zu lagern. Auch in Hessen dürfen persönliche Daten von Lehrern und Studenten nicht in US-Clouds gespeichert werden. "Wir begrüßen alle Initiativen, die europäische Anbieter stärken", so Nöbauer. Auch Puaschitz wünscht sich mehr Unterstützung für europäische Anbieter. Das Problem sei, dass zwar die meisten Kunden ihre Daten in Österreich beziehungsweise der EU gespeichert haben wollen – zugleich aber kaum wissen, wo sie wirklich liegen.

A1 Digital kann mit Servern in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Bulgarien garantieren, dass auf Wunsch von Kunden ihre Daten immer im Land bleiben. Technisch sei das kein Problem. Grundsätzlich sei eine "Österreich-Cloud" aber zu klein gedacht, schränkt Nöbauer ei, denn das Geschäft mit Cloud braucht große Investitionen und lebt davon, skaliert zu werden, also möglichst vielen Kunden in gleicher Form angeboten zu werden. Daher sollte eher über eine "DACH-Cloud" oder eine "EU-Cloud" nachgedacht werden als über einzelne nationale Lösungen, sagt Nöbauer.

A1 Digital könne um 30 Prozent günstiger anbieten als große US-Konzerne

Nachfrage für in Österreich beziehungsweise in der EU gelagerte Daten ist vorhanden, so Nöbauer, der auch hervorhebt, dass das keine Kostenfrage sei. A1 Digital könne um 30 Prozent günstiger anbieten als die großen US-Konzerne. Bei Rechenleistung und Speicherplatz sei man "absolut konkurrenzfähig". Auch mit der Größe von Kunden gebe es kein Problem, mit einem Vorlauf von einigen Wochen könne jeder Anbieter praktisch unbegrenzt große Kunden bedienen. Schließlich brauchen auch US-Konzerne für ganz große Neukunden eine Vorlaufzeit. "Wir haben in den letzten Jahren kein Projekt wegen der Größe ablehnen müssen", so Nöbauer. Es fehlen im Angebot allerdings die Bereiche "Plattformdienste", grob gesprochen Entwicklungstools oder Datenbanken im Internet, und "Software aus dem Internet", also Programme, die man nicht mehr auf den eigenen PC lädt, sondern direkt aus der Cloud verwendet. Hier haben die US-Konzerne die Nase vorn.

A1 Digital gibt es seit gut zweieinhalb Jahren. Neben der Cloud bietet man "Internet of Things", also die Vernetzung von Geräten an. Groß geworden ist der Cloud-Dienst durch die Übernahme des Anbieters Exoscale. (APA, 26.7.2019)