Noch immer kümmern sich zum größeren Teil Frauen um Familienmitglieder – und zahlen dafür im Alter einen hohen Preis.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

42 Prozent weniger Pension: Das ist das bittere Ergebnis eines Arbeitslebens von Frauen. Warum es zu dieser immensen Kluft zwischen den Pensionen von Männern und Frauen kommt, ist seit langem bekannt: Die Lohnschere, Kinderbetreuungszeiten und ein Wiedereinstieg mit deutlich weniger Stunden im Job – und schon geht es schnurstracks in Richtung Mindestpension. Im Dezember 2018 erhielten Männer eine durchschnittliche Pension von 1639 Euro – die der Frauen lag dagegen bei 918 Euro, rechnete die Gewerkschafterin Veronika Bohrn Mena kürzlich im STANDARD vor. Doch warum bekommen Frauen um 721 Euro weniger? Schlichtweg, weil sie Frauen sind. Eine Antwort, die eigentlich nicht ins 21. Jahrhundert gehört.

Im Allgemeinen formuliert man es auch lieber so: Frauen arbeiten nun mal weniger. Doch das ist Unsinn, sie leisten nur weniger Lohnarbeit – und mit der ist eben längst nicht alles erledigt. Eine internationale Studie zeigte, dass Frauen insgesamt sogar auf mehr Arbeitsstunden kommen, für viele davon bekommen sie nur nichts: Angehörige pflegen, putzen, mit Kindern lernen, sie waschen, bei den ständig Wachsenden immer die richtige Kleidungsgröße parat haben, kochen und was sonst noch alles anfällt. Eine Frau, bei der der Partner nur "mithilft" und die somit allein die Hauptverantwortung trägt, weiß, was es alles braucht, damit das Radl läuft.

Sie bleibt daheim

Der höhere Lohn der Männer wird oft als Grund genannt, warum sie daheim bleibt. Das ist verständlich, doch wir sollten nicht vergessen, dass es die Lohndiskriminierung von Frauen ist, die uns immer wieder diese Arbeitsteilung aufzwingt. Doch stattdessen wird diese Arbeitsteilung gern mit der Mär schöngeredet, Kinder bräuchten Mama eben mehr als Papa.

Spätestens wenn ein paar Tränen kullern, wird – vom Fremden im Bus bis hin zum Verwandten beim Familienessen – die Mama für das arme Kind herbeigesehnt. Dabei wäre es letztlich für alle das Beste, wenn Männer sich auch hauptverantwortlich für Kinder und Angehörige fühlten – mit allen beruflichen Nachteilen, die das bringt. Nicht zuletzt, weil sich mit ihnen gemeinsam der Druck erhöhen lässt, dass diese Nachteile weniger werden.

Und wir brauchen Frauen, die sich hauptverantwortlich für ihr eigenes Einkommen und ihre spätere Pension fühlen und die fünfzig Prozent Gratisarbeit für ihren Partner liegen lassen – oder notfalls auf Pensionssplitting bestehen, falls man doch auf dem traditionellen Weg bleiben will.

Verantwortung der Politik

Doch die 42 Prozent Pensionslücke sollte vor allem die Politik aufrütteln. Nur sie kann den Alleinerziehenden helfen, kann Modelle einführen, die Karenzzeiten verpflichtend auf beide Elternteile aufteilen, kann die Kinderbetreuung auch auf dem Land den Lebensrealitäten anpassen und ordentliche Studien über die Verteilung von Gratisarbeit in Auftrag geben.

Doch seit Jahren heißt es aus dem Frauenministerium, es fehle an Budget. Falsche Prioritäten der jeweiligen Bundesregierungen trifft es allerdings besser. Denn dass Frauen die unbezahlte Arbeit nicht nur zum größeren Teil erledigen, sondern auch noch die negativen Konsequenzen dieser unfairen Verteilung allein tragen, ist inakzeptabel. (Beate Hausbichler, 28.7.2019)