Dann ist da die Sache mit den Steinen. Es müssen dutzende sein, quer verstreut über den dreieinhalb Hektar großen Garten. Vulkangestein, Fossilien, versteinerte Hölzer. Ein besonders großer Brocken ist die "Graue Eminenz" aus Indonesien, dreizehn Tonnen schwer. Stefan Gergely hat viele Interessen, Mikroelektronik zum Beispiel, alte Obstsorten und Klangschalen. "Los, stellen Sie sich hinein!", ruft der 69-Jährige vergnügt. Schwungvoll haut er mit einem Klöppel gegen die wagenradgroße Schale, der Ton summt durch den ganzen Körper. Schön, wenn jemand exotische Hobbys hat und sie an einem einzigen Ort zusammenkommen.

Guntrams liegt rund zwölf Kilometer von Wiener Neustadt entfernt. Ein Dorf mit gut 100 Einwohnern, das gefühlt nur aus einer Straße besteht, allerdings aus einer sehr gepflegten. Eine Kapelle, keine Gastwirtschaft. Der nächste Bahnhof ist dreißig Minuten Fußmarsch entfernt, mit Rollkoffer dauert es länger. "Kein Problem", sagt Reinhard Adelsberger am Telefon und lässt seine Gäste abholen.

Foto: Gut Guntrams/Herbert Lehmann

Blühendes und Gebackenes

Hinter dem Stahltor von Gut Guntrams liegt ein fußballfeldgroßer Garten, der so verschwenderisch blüht, als gäbe es keinen weiteren Sommer mehr. Wildbienen summen, Libellen streifen die Wasseroberfläche eines Bassins, an dessen Rand Cafétische stehen. Es duftet nach Kräutern und Blumen, die Stadtmenschen nur vage einordnen können. Jetzt, am frühen Sonntagnachmittag, hat das zum Gut gehörende Lokal Veranda noch geöffnet, zum Glück, weil der ofenwarme Sandkuchen genau das Richtige ist nach einer Rollkofferanreise. Gebacken hat ihn ein Pâtissier aus Wien, der, wie sich später herausstellen wird, die Stadt kaum noch vermisst.

Auf den ersten Blick wirken Gergely und sein Geschäftspartner Adelsberger, als hätten sie nichts gemeinsam außer ihrer schwarzen Kleidung. Adelsberger kümmert sich um Garten und Gäste, ein sanfter Mann, dessen gebräunte Haut verrät, dass er gerne draußen ist. Gergely hingegen, elegant ergraut, der trotz Hitze einen schwarzen Anzug trägt, war im früheren Leben Gault Millau-Autor, Chemiker, Violoncellist, Wissenschaftsjournalist und Krimiautor.

Der Grund, auf dem wir stehen, ist seit 1907 in Gergelys Familienbesitz. "Ich hatte immer schon den Traum, etwas aus diesem paradiesischen Ort zu machen", erklärt der in Wien lebende Gergely beim Rundgang. Ein Domizil für Großstädter auf der Suche nach Grün, für Geschäftsreisende ebenso wie für Familien.

Villa Tranquillini
Foto: Gut Guntrams/Herbert Lehmann

Erst wurde das Familienanwesen zur Villa Tranquillini umgebaut, mit drei Ferienwohnungen für bis zu zehn Personen. Dann bauten die Regensburger Architekten Florian Gebauer und Thomas Wittmann drei aufsehenerregende, auf Stelzen stehende Kieferholzkuben mitten in die Blumenwiese. Was zunächst nach Bausünde klingt, entpuppt sich als harmonisches Konzept. Innen dominieren warmes Holz und einzelne Designtupfer wie die in Dänemark hergestellte goldfarbene Deckenlampe.

Sichtbares und Unsichtbares

Vom Schlafzimmer aus geht der Blick auf den Wiener Alpenbogen, den Schneeberg, die Rax. Genau genommen ist das Schlaf- auch ein Wohnzimmer, dank eines unsichtbar in der Wand versenkten Bettes. Und der Garten eine Art erweitertes Badezimmer: Zu jeder Einheit gehört eine freistehende Outdoorbadewanne. Die dort verwendeten Badesalze sind hausgemacht wie das meiste, was die Gäste zu sich nehmen. Das wiederum ist Adelsbergers Metier.

Der Garten als Badezimmer.
Foto: Gut Guntrams/Stefan Gergely

Mit Hingabe und der Hilfe seiner Frau Sigrid rext der 41-Jährige ein, macht Chutney aus grünen Paradeisern, Dirndl- und Marillenmarmelade oder sortenreinen Apfelsaft aus den 150 auf Gut Guntrams wachsenden Gattungen. Auf dem Frühstückstisch stehen selbstgemachtes Joghurt mit Honig von Guntrams-Bienen und Eier von jenen Hühnern, deren Gackern zur akustischen Untermalung gehört. Gleiches gilt für die Frösche, die jeden Abend pünktlich um 21 Uhr zu quaken beginnen.

Aus Sorge, dass Gäste das als störend empfinden könnten, haben der zum Tierpfleger ausgebildete Adelsberger und seine Frau mehrere Male versucht, die Tiere umzuquartieren – vergeblich. Man möchte die beiden beruhigen: In einem Garten, in dem Platz ist für Steine, Klangschalen und 150 Apfelsorten, bleibt genug Raum für eine Froschfamilie.

Die Gartenlofts kosten 80 Euro pro Person bei Belegung mit zwei Personen und mindestens zwei Nächten Aufenthalt, bei Einzelbelegung 112 Euro, inklusive Frühstück, Info: guntrams11.at. (Eva Biringer, 30.7.2019)

Noch mehr Wohnen im Garten:

Alpenresort Schwarz: 32.000 Quadratmeter groß ist die Gartenanlage dieses Resorts in Mieming, inklusive Outdoor-Poollandschaft, Naturbadeteich, Kräutergarten und hundert Jahre alten Apfelbäumen. Dafür gab es den Tourismuspreis "Garten Eden Österreich"; Doppelzimmer ab 221 Euro pro Person; schwarz.at

Hotel Wiesergut: Hier scheinen Außen und Innen eins zu sein. Aus den grasbewachsenen Gartenlofts geht der Blick durch bodentiefe Fenster auf die Alpen von Saalbach-Hinterglemm. Jedes Loft verfügt über einen privaten Garten und eine Terrasse mit Hottub.

Gartensuite für zwei Personen inklusive Frühstück ab 550 Euro; wiesergut.com

Wohnothek am Ratschen: Schlafen im Weingarten, das geht in der zum Weingut Wachter-Wiesler gehörenden Unterkunft in Deutsch- Schützen. Gut essen und trinken kann man im angeschlossenen Haubenlokal Ratschen. Doppelzimmer mit Frühstück ab 67 Euro pro Person; wachter-wiesler.at/home-wohnothek

Priesteregg: Von Latschen und Almrausch umgebene Chalets mit alpinem Garten und einem hohen Maß an Privatsphäre. Es lockt eine Freiluftbadewanne und der Blick auf die Leoganger Steinberge. Ab 230 Euro pro Person; priesteregg.at

Baumhaus Lodge: Fünf verschiedene Baumhäuser bei Schrems, mitten im niederösterreichischen Wald und an einem Wassergarten gelegen. Bodentiefe Fenster geben den Blick frei ins Grüne und auf Moore, sichtgeschützte Terrassen garantieren Privatsphäre.Gäste müssen mindestens achtzehn Jahre alt sein. Ab 231 Euro inklusive Frühstück; baumhaus-lodge.at

Living in Frames: Quer über einen zehn Hektar großen Landschaftsgarten in Neusiedl bei Güssing sind aus einem Raum bestehende Wohnhäuschen verteilt. Drinnen gibt es Natur in Form von Zirbenholz, draußen sowieso. Ab 70 Euro pro Person inklusive Frühstück, plus 40 Euro Endreinigung. Mindestaufenthaltsdauer zwei Nächte; livinginframes.com

Wohnhäuschen aus Zirbenholz in Neusiedl bei Güssing.
Foto: livinginframes/Bernhard Haanl