Elijah Cummings ist ein scharfer Trump-Kritiker und hatte zuletzt Untersuchungen zu den Zuständen in Sammellagern für Migranten an der US-Grenze angestoßen.

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Washington – Nach seinen herablassenden Äußerungen über einen vorwiegend von Schwarzen bewohnten Wahlkreis in Baltimore hat US-Präsident Donald Trump auf Twitter beleidigende Tiraden gegen einen schwarzen Bürgerrechtler vom Stapel gelassen. Seine neuen Angriffe richteten sich gegen den Pastor Al Sharpton, den Trump am Montag als "Betrüger" und "Unruhestifter" bezeichnete. "Er hasst Weiße und Polizisten."

Sharpton hatte am Sonntag erklärt, er sei unterwegs in das zuvor von Trump gescholtene Baltimore. Damit zog er sich offenbar den Ärger des Präsidenten zu. "Als nächstes wird Pastor Al auftauchen, um sich zu beklagen und zu protestieren", twitterte Trump. "Nichts wird für die Bedürftigen getan. Traurig!"

Sharpton reagierte wenig später auf die Kurzbotschaften des Präsidenten. "Trump sagt, ich sei ein Unruhestifter und Betrüger (...) Wenn er wirklich dächte, ich wäre ein Betrüger, dann würde er mich in seine Regierung holen", twitterte Sharpton.

Baltimore ist "Drecksloch"

Trump hatte am Wochenende mit einer Reihe von Twitter-Botschaften erneut Rassismusvorwürfe auf sich gezogen. Er beschimpfte den afroamerikanischen Abgeordneten Elijah Cummings als "brutalen Tyrannen" und beschrieb dessen Wahlkreis in Baltimore als "widerliches, von Ratten und Nagern befallenes Drecksloch". Auf Kritik und Rassismus-Vorwürfe reagierte der US-Präsident am Sonntag dann mit einer weiteren Twitter-Tirade. Dabei bezeichnete er Cummings als "Rassisten".

Die ranghöchste Demokratin Nancy Pelosi sprach von einer rassistischen Attacke. Die "Baltimore Sun" veröffentlichte einen Leitartikel, der mit den Worten überschrieben war: "Besser ein paar Ratten in der Nachbarschaft, als eine zu sein"

Der 68 Jahre alte Cummings ist ein lautstarker Kritiker des Präsidenten und prangert dessen restriktive Migrationspolitik an der Grenze zu Mexiko immer wieder an. Vor allem die Bedingungen in den dortigen Internierungslagern stehen heftig in der Kritik. Als Vorsitzender des Kontrollausschusses treibt Cummings zudem mehrere Untersuchungen gegen Trump und dessen Regierung voran. Er vertritt Marylands siebenten Kongressbezirk im Abgeordnetenhaus – einen Bezirk, in dem mehrheitlich Afroamerikaner leben.

Zusammenarbeit gefordert

Cummings verteidigte sich am Samstag. "Ich wache jeden Morgen auf und kämpfe für meine Nachbarn", schrieb er auf Twitter. Er forderte den Präsidenten auf, mit ihm zusammenzuarbeiten, um etwas an den finanziellen Schwierigkeiten von Familien in Baltimore und im ganzen Land zu ändern.

Trump hatte unter anderem erklärt, Cummings habe die Angestellten des Grenzschutzes mit seinen Tiraden schikaniert, während in seinem Wahlbezirk doch viel schlimmere und gefährlichere Bedingungen herrschten. "Wenn er mehr Zeit in Baltimore verbringen würde, könnte er vielleicht dazu beitragen, diesen sehr gefährlichen und schmutzigen Ort aufzuräumen", schrieb der Präsident.

Unterstützung durch andere Kandidaten

Viele Demokraten sprangen ihrem Parteikollegen zur Seite. Der frühere Vizepräsident Joe Biden, der bei der Präsidentenwahl im kommenden Jahr für die Demokraten ins Rennen gehen will, bezeichnete Trumps Äußerungen als "verachtenswert". Zahlreiche andere demokratische Präsidentschaftsbewerber verurteilten die Äußerungen ebenfalls. Die schwarze Senatorin Kamala Harris zeigte sich "stolz", ihr Wahlkampfbüro in Cummings' Wahlbezirk zu haben.

Auch Vertreter aus Baltimore wehrten sich gegen die Angriffe auf ihre Stadt. Der demokratische Bürgermeister Bernard Young erklärte, es sei völlig inakzeptabel für den Präsidenten, eine "pulsierende" Stadt wie Baltimore zu verunglimpfen. Cummings sei ein Patriot und ein Held.

Immer wieder Rassismus von Trump

Trump verteidigte hingegen seinen Angriff: Es sei nichts falsch daran, die "offensichtlichen Fakten" über die schlechte Arbeit des Abgeordneten hervorzuheben, schrieb er auf Twitter, ohne Belege dafür anzuführen. Den Demokraten warf er vor, ständig Rassismusvorwürfe zu erheben, obwohl sie "so wenig für die großartigen afroamerikanischen Menschen in unserem Land getan haben".

Die historische Hafenstadt Baltimore mit rund 600.000 Einwohnern hat sowohl wohlhabende Stadtteile als auch Problemviertel. Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung sind schwarz, in Cummings' Wahlbezirk sind es gut 50 Prozent.

Der US-Präsident hatte bereits vor kurzem mit rassistischen Äußerungen über mehrere demokratische Politikerinnen einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Beobachter gehen davon aus, dass Trump mit den gezielten Angriffen seine mehrheitlich weiße Anhängerschaft für den kommenden Präsidentschaftswahlkampf mobilisieren will. (APA, 29.7.2019)